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Franz Tost (AlphaTauri): «Spielberg-GP wird klappen»

Von Günther Wiesinger
Franz Tost

Franz Tost

AlphaTauri-Teamprinzipal Franz Tost wettet auf das Zustandekommen des Formel-1-GP in Spielberg am 5. Juli. Der Tiroler erläutert, welche strikten Maßnahmen die Teams treffen werden.

Die Formel-1-WM soll am 5. und 12. Juli auf dem Red Bull Ring in Spielberg gestartet werden. Mit viel Aufwand und innovativen Lösungen soll trotz gesperrter Grenzen, trotz Versammlungsverboten (in Österreich sind maximal zehn Personen erlaubt) und Abstandsregeln die Weltmeisterschaft mit allen zehn Teams (sieben aus England, zwei aus Italien, eines aus der Schweiz) wieder in Fahrt kommen.

Der Tiroler Franz Tost, seit fast 15 Jahren Teamprinzipal der Scuderia Toro Rosso, die jetzt AlphaTauri heißt und mit Daniil Kvjat und Pierre Gasly antritt, verrät im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com die konkreten Pläne für den überraschend frühen Neustart der Formel-1-Saison. Franz Tost ist überzeugt, dass sich die Formel 1 am ersten Juli-Wochenende in der Steiermark für eine Wettfahrt treffen wird – und dann den Auftritt weniger Tage später wiederholen wird. «Ich wette sogar darauf», versicherte der Teamchef.

Franz, es müssen einige Widerstände überwunden werden, damit dieser Plan umgesetzt werden kann. Denn in Italien ist bisher nicht einmal der Neubeginn der Serie-A-Fußballmeisterschaft fixiert, obwohl dafür vielleicht nur 160 Menschen ins Stadion gebracht werden müssen.

Wir glauben fest an diese Möglichkeit am 5. Juli. Es werden folgende Vorbereitungen getroffen: Bei AlphaTauri haben wir ein Institut beauftragt, damit wir mit allen ca. 420 Mitarbeitern einen Covid-19-Test durchführen, nicht nur mit dem Personal, das an die Strecke in Spielberg fährt.

Bei uns endet der Formel-1-Shutdown am 30. Mai. Bevor wir aufsperren, werden sämtlich Mitarbeiter getestet. Die Reihenfolge legen wir fest, indem wir bestimmen, welchen Techniker wir zuerst brauchen.

Sieben oder acht Tage vor dem Aufbruch zur Rennstrecke werden wir einen weiteren Test machen. Zur Strecke werden wir 60 Mitarbeiter mitnehmen, das wäre das «operational personnel».

Es kann sein, dass es bei den ersten Rennen weniger sind. Wenn die Presse nicht zugelassen ist und keine Sponsorengäste kommen, können wir die Communications-und Marketing-Leute daheim lassen. dann könnten wir mit ca. 55 Personen aufkreuzen.

Die österreichische Regierung will bis Ende Mai einen Maßnahmenkatalog für die Veranstaltung in Spielberg kundtun. Wird man alle Techniker in den 119 Quadratmeter großen Boxen unterbringen? In Österreich müssen zum Beispiel in jedem Modegeschäft 10 Quadratmeter pro Kunde zur Verfügung stehen. Bis heute waren es sogar 20 Quadratmeter.

Diese Situationen sind ja nicht vergleichbar. In einem normalen Geschäft kommen die Personen von außen. Bei uns müssen alle Formel-1-Teams diese Tests für alle Mitarbeiter im Paddock machen. Es gibt die Bestrebung, dass ein einheitlicher Test definiert wird.

Ich habe heute wieder eine Videokonferenz mit unserem Ärzteteam gehabt. Ich möchte, dass wir auf Nummer Sicher gehen und ein Bluttest gemacht wird. Nur ein Speicheltest ist mir zu wenig. Ich verlange das auch von den anderen Teams.

Das heißt also, dass wir eine hohe Validität haben und wir davon ausgehen können, dass diese Covid-19-Tests verlässliche Ergebnisse bringen.

Das AlphaTauri-Team wird wahrscheinlich gemeinsam mit Ferrari mit einem Charter in die Steiermark fliegen, wie wir das in Europa immer gemacht haben, schon vor Corona. Wenn wir nur Mitarbeiter mitbringen, die alle negativ getestet wurden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass keine Ansteckungsgefahr herrscht. Ich möchte, dass sich die anderen Teams zu einer identischen Prozedur entschließen. Deshalb können dann ruhig 55 oder 60 Leute in einer Box arbeiten. Sie sind ja negativ auf Covid-19 getestet...

Beim Grenzübertritt nach Österreich dürfen diese Gesundheitszertifikate maximal vier Tage alt sein. Man muss die Techniker also zeitnah vor der Ausreise noch einmal testen.

Ja, wir werden jene Mitarbeiter, die für den Einsatz auf der Rennstrecke vorgesehen sind, permanent testen. Sie könnten sich ja inzwischen neu infiziert haben. Es wird jeder Mitarbeiter in der Firma einen Gesundheitspass haben, in dem alle Tests vermerkt werden.

Wir brauchen für die Testauswertung zwei Tage. Das lässt sich mit den vier Tagen locker machen.

Die bisherigen Tests liefern sehr widersprüchliche Ergebnisse. Eintracht Frankfurt hat seine Kicker mit Tests von zwei unterschiedlichen Firmen testen lassen. Es gab wenig Übereinstimmungen. Manche Virologen sagen: 15 Prozent der Tests ergeben falsche Ergebnisse. Also könnten 15 von 100 negativ getesteten Personen positiv sein.

Wir bereiten uns bestmöglich auf alle Szenarien vor. Wir wissen ja ungefähr, was in dem Maßnahmenkatalog der österreichischen Regierung drinnen stehen kann. Das Wichtigste wird der zeitgerechte negative Test sein. Bei einem Bluttest herrscht eine sehr hohe Validität.

Wir denken sogar darüber nach, auch Familienmitglieder jener Mannschaft testen zu lassen, die für die Strecke vorgesehen ist.

Bisher dürfen aus Italien nur Lkw-Chauffeure mit lebensnotwendigen Gütern nach Österreich einreisen, sie müssen ein ärztliches Attest vorzeigen. Bisher dürfen die Italiener nicht einmal ihre Region verlassen. Bekommst du für deine Mannschaft die Erlaubnis zur Ausreise? Ist die Formel 1 ein lebensnotwendiges Gut?

(Er lacht.) Ja, sie ist mehr als lebensnotwendig. Man kann auf Vieles verzichten. Aber auf die Formel 1 nur schwer.

Der österreichische Innenminister Nehammer sagte heute: «Nicht alles was nicht ausdrücklich verboten ist, ist auch vernünftig.» Er appellierte an die Eigenverantwortung. Aber wenn alle 2000 Formel-1-Paddock-Insassen negativ getestet sind, steht einem Grand Prix von Österreich nichts im Wege?

Nein, wir müssen schon aufpassen. Wir gehen davon aus, dass beim Maßnahmenkatalog der Regierung Gesichtsmasken vorgeschrieben werden, dass wir vielleicht auch Handschuhe tragen müssen, dass überall Desinfektionsmittel stehen und wir gewisse Abstände einhalten müssen.

Aber die Fußballspieler wollen ja auch wieder spielen; sie können auch nicht immer 1 Meter Abstand halten.

Das Grundgerüst für unsere Planung ist einfach der negative Test.

Wenn wir negative Testergebnisse bekommen, gehe ich davon aus, dass der Mitarbeiter gesund und nicht vom SARS-CoV-2-Virus befallen ist. Das ist für mich der entscheidende Punkt. Wenn wir alle Tests pünktlich hinkriegen, sehe ich keine weiteren Schwierigkeiten für einen Grand Prix am 5. Juli in Österreich.

Jetzt wohnen die Mitarbeiter ja auch daheim bei den Familien. Und wir gehen davon aus, dass kein Familienmitglied krank ist.

Wir sind dann mit dem Formel-1-Team halt eine etwas größere Familien. Aber das Prinzip ist dasselbe.

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