Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Renault, adieu: Daniel Ricciardo zieht zu McLaren

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo

​Es ist schon verrückt: In der Formel 1 dreht sich wegen der Coronakrise kein Rad, dafür dreht das Transferkarussell förmlich durch – Trennung Ferrari–Vettel, Sainz zu Ferrari, Ricciardo zu McLaren.

Es geht Schlag auf Schlag in der Formel 1, ohne dass auch nur ein WM-Lauf gefahren ist: Zunächst die Hammermeldung über die Scheidung von Sebastian Vettel und Ferrari. Die logische Frage danach: Wer übernimmt das Cockpit des Heppenheimers? Es wird der Madrilene Carlos Sainz.

Der nächste Dominostein: Wenn Sainz McLaren verlässt, wer übernimmt dann den zweiten Papaya-Renner neben Lando Norris? Antwort: Daniel Ricciardo. Der 30jährige Australier soll am Mittwoch Renault davon in Kenntnis gesetzt haben, dass er über 2020 nicht bei den Gelben bleibt.

McLaren hält es dabei wie Ferrari oder Renault: Über Verhandlungen wird grundsätzlich nicht gesprochen. Der Erfahrung zufolge wird heute Donnerstag oder spätestens Freitag Zug um Zug informiert – Renault wird verkünden, dass Ricciardo das französische Werks-Team verlässt, McLaren wird bestätigen, dass der siebenfache GP-Sieger aus Perth in Woking andockt, dann dürfte Ferrari Sainz als neuen Piloten willkommen heissen.

Der Wechsel von Daniel Ricciardo zu McLaren bedeutet letztlich nichts Anderes als: Der Strahlemann traut dem zweiterfolgreichsten Formel-1-Rennstall (nach Ferrari) eher zu, die Lücke zu den drei Top-Teams Mercedes, Red Bull Racing-Honda und Ferrari zu schliessen als Renault.

Gewisse Bemerkungen von Renault-Teamchef Cyril Abiteboul drängten seit Wochen den Verdacht auf, wonach das Verhältnis zwischen den Franzosen und Ricciardo nicht ungetrübt ist. Der Pariser sagte Mitte März auf Canal+: «Wir wollen Ricciardo behalten, aber auf der richtigen Grundlage, auf einer Grundlage, die beide Parteien teilen. Es geht um das Projekt. Ich weiss, das ist jetzt eine Antwort und doch keine. Aber Vieles ist davon abhängig, was in der Saison 2020 passiert. Gelingt uns der erhoffte Fortschritt? Dürfen wir uns etwas mehr Selbstvertrauen erlauben als 2019? Passt er sich dem Team noch besser an? Wenn wir beide das Gefühl haben, das ist ein Projekt, dem man sich auf Dauer verschreiben kann, dann wieso nicht.»

Das klang nicht nach uneingeschränktem gegenseitigem Vertrauen.

Ausschlaggebend für Daniel Riccardo dürfte auch gewesen sein: McLaren fährt ab 2021 wieder mit Mercedes-Motor, nicht mit dem 1,6-Liter-V6-Aggregat von Renault.

Die Saison 2019 von Ricciardo in Gelb war eine herbe Enttäuschung: Daniel konnte an 21 GP-Wochenenden nur acht Mal in die Punkte fahren – mit Platz 4 in Monza als bestes Ergebnis – und wurde lediglich WM-Neunter.

Renault verpasste die Saisonziele bei weitem. Angestrebt waren Podestplätze und das Verringern des Abstands zu den Top-Teams. Stattdessen musste sich Renault im Konstrukteurs-Pokal ausgerechnet vom eigenen Kunden McLaren schlagen lassen, die Engländer wurden WM-Vierte, Renault mit Ach und Krach vor Toro Rosso (heute AlphaTauri) Fünfte.

Vielleicht gab Daniel auch zu denken, dass der Renault-Konzern vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten das Rennprogramm kritisch beleuchtet.

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