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Ross Brawn: «Acht Rennen in Europa sind eine WM»

Von Adam Cooper
Formel-1-Sportchef Ross Brawn

Formel-1-Sportchef Ross Brawn

​Die Formel 1 plant derzeit acht WM-Läufe auf europäischem Boden und weitere Rennen in der alten Welt, falls noch mehr Übersee-GP wegfallen. F1-Sportchef Ross Brawn: «Acht Rennen in Europa sind eine WM.»

Formel-1-CEO Chase Carey und Jean Todt (Präsident des Autosport-Weltverbands FIA) haben vor kurzem ein Programm aus acht WM-Läufen in Europa präsentiert.
5. Juli: Grand Prix von Österreich (Red Bull Ring)
12. Juli: Grand Prix der Steiermark (Red Bull Ring)
19. Juli: Grand Prix von Ungarn (Hungaroring)
2. August: Britischer Grand Prix (Silverstone)
9. August: 70th Anniversary Grand Prix (Silverstone)
16. August: Grand Prix von Spanien (Circuit de Barcelona-Catalunya)
30. August: Grand Prix von Belgien (Circuit Spa-Francorchamps)
6. September: Grand Prix von Italien (Autodromo Nazionale di Monza)

Carey will bis Ende Juni definieren, welche Rennen in Übersee hinzukommen. Der US-Amerikaner gibt aber zu: «Wir befinden uns in unerforschtem Gebiet. Wir wissen nicht, wie sich die Situation entwickelt.» Es ist angedacht, zwei bis drei zusätzliche Läufe in Europa durchzuführen, sollten noch mehr Überseerennen wegfallen.

Im Sportkodex der FIA ist verankert, wie eine Weltmeisterschaft definiert ist. Es müssen in einer Saison Läufe auf drei verschiedenen Kontinenten ausgetragen werden. Zudem ist eine Mindestzahl von acht Rennen vorgeschrieben.

Aber nie gab es im internationalen Sport ungewöhnlichere Bedingungen als heute wegen der Corona-Pandemie. Und so sagt Formel-1-Sportchef Ross Brawn (65): «Theoretisch sind diese acht Rennen in Europa eine Weltmeisterschaft.»

Auf halbwegs sicheren Beinen über Europa hinaus stehen lediglich die letzten beiden Stationen der WM, in Bahrain und Abu Dhabi. Auch für Bahrain existiert ein Plan, notfalls zwei Rennen zu fahren. Abu Dhabi als Ort des WM-Finales hat daran kein Interesse.

Ross Brawn: «Einen WM-Kalender zu erstellen, ist eine Herausforderung. Vor einem Monat wirkte das so gut wie unmöglich, nun haben wir mal acht Rennen. Diese Situation ändert fast jeden Tag. Generell verbessert sich die Lage in Sachen Corona in Europa, aber die Menschen in vielen anderen Ländern gehen durch das Schlimmste. Wir müssen Veranstaltern in solchen Ländern mehr Zeit geben, um zu sehen, wie schnell sie sich von der Pandemie erholen. Mexiko-Stadt ist zum Beispiel ein Ort, den wir gerne im Programm haben würden, aber jeder weiss, wie schlimm der Virus derzeit dort wütet.»

«Wir lassen uns also etwas mehr Zeit, bevor wir harte Entscheidungen treffen müssen. Derzeit lassen wir die Dinge einfach entwickeln. Wir haben zahlreiche Möglichkeiten. Ich bin noch immer davon überzeugt, dass wir eine anständige WM zusammenstellen können. Ich kann ehrlich nicht sagen, wie sie aussehen wird, aber wir werden genug Läufe für eine gute Saison haben.»

Fast alle Übersee-GP gelten aus verschiedenen Gründen als Wackelkandidaten – entweder wegen der Corona-Situation (Suzuka, USA, Mexiko, Brasilien) oder wegen der langen Vorlaufzeit zum Aufbau (Baku, Singapur), wegen eines unpassenden Termins (Montreal, Hanoi) oder weil ein Rennen ohne Zuschauer finanziell untragbar wäre (Austin, Singapur).

Ross Brawn will sich zu den einzelnen Austragungsorten im Detail nicht äussern. «Die Lage ist einfach zu unsicher. Es gibt Orte, bei welchen wir uns sicher scheinen, aber es passieren so viele Dinge, dass dies alles unberechenbar wird. Ich will hier nicht spekulieren.»

«Es gibt eine ganze Reihe von Aspekten zu bedenken, und natürlich spielen die Finanzen eine Rolle. Es geht einerseits um die Formel 1 als Ganzes, es geht aber auch darum, wie aufwändig es für uns und die Rennställe ist, zu einer bestimmten Strecke zu reisen. Wir müssen das alles sorgfältig einschätzen.»

Brawn gibt zu, dass darüber diskutiert wird, wegfallende Übersee-GP mit noch mehr Rennen in Europa abzufedern. «Wir haben Ausweichmöglichkeiten, aber das sind keine, die wir im Moment mit Nachdruck verfolgen. Wir prüfen nur, was machbar ist, so wie jeder vernünftige Mensch das tun würde. Wir sind in der glücklichen Lage, eine Alternative zu haben.»

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