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Ferrari im Fokus: Druck auf Teamchef Binotto steigt

Von Andreas Reiners
Mattia Binotto und Sebastian Vettel

Mattia Binotto und Sebastian Vettel

Mattia Binotto steht mehr und mehr im Kreuzfeuer der Kritik. Die Sky-Experten Nick Heidfeld und Ralf Schumacher haben den Ferrari-Teamchef als Problem der Scuderia ausgemacht.

Das Rennwochenende in Spielberg hatte gerade erst begonnen, da stand Mattia Binotto bereits das erste Mal in der Kritik. Denn da hatte Sebastian Vettel überraschend ausgepackt, wie die Trennung von Ferrari wirklich abgelaufen ist, wie ihn die Roten letztendlich abserviert und in der Pressemitteilung Dinge in die Welt gesetzt haben, die offensichtlich nicht stimmen.

Hinzu kam dann das Sportliche: Ferraris Performance zeigt, dass der SF1000 im Kampf um den Titel nicht mitreden kann. Dass sich Ferrari und die Kundenteams im Gegensatz zu allen anderen Teams im Vergleich zum Vorjahr sogar verschlechterten, sorgte mal wieder für Diskussionen über den Motor, bei dem es ja bekanntlich eine nicht bekannte Einigung zwischen dem Weltverband FIA und Ferrari gab.

Der Scuderia fehlte im Vergleich zu 2019 fast eine Sekunde. Vor allem auf den Geraden verliert das Auto an Speed. Verluste, die Binotto immer wieder relativiert.

Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff wollte sich in Spielberg nicht groß auf dieses Thema einlassen. Auf die schwache Performance der Ferrari-befeuerten Autos angesprochen, winkte der Österreicher ab: «Ich will nicht über Ferrari sprechen, da geht es mehr darum, wie die Dinge gemanagt werden. Deshalb sollten wir nicht wieder damit anfangen. Ich denke, dazu wurde schon alles gesagt und sie haben heute keine großartige Performance gezeigt.»

Letzteres sei bedauerlich, beteuerte der Kopf der Mercedes-Werkstruppe: «Wir wollen natürlich, dass sie konkurrenzfähig sind und gegen uns kämpfen können, dass wir nach denselben Regeln gegeneinander fahren. Und nichts würde mich glücklicher machen, wenn wir drei oder vier Teams haben, die an der Spitze kämpfen und uns herausfordern.»

Wolff zeigte denn auch Mitgefühl mit den Ferrari-Mitarbeitern, als er gefragt wurde, mit welchen Worten er deren Teamchef Mattia Binotto aufmuntern würde: «Ich würde gerne jeden bei Ferrari aufheitern, denn es ist ein fantastisches Unternehmen mit großartigen Leuten. Aber ich habe keinen Grund, Mattia aufzumuntern.»

Und das, obwohl es für den Italiener ungemütlich werden könnte. Denn die Kritik wächst, und damit auch der Druck.

«Vieles würde dafür sprechen, da jemand Neues an die Spitze zu setzen», sagte Nick Heidfeld bei Sky. «Man probiert da jetzt schon seit Jahren, jemanden hinzusetzen. Und es ist noch nie wirklich glattgegangen.»

Auch Ralf Schumacher kritisiert Binottos Amtszeit. Er hatte 2019 die Nachfolge von Maurizio Arrivabene angetreten. Erfolg stellte sich trotzdem nicht ein.

«Wenn man sich mal überlegt, wie das Ganze angefangen hat. Thema Weltmeisterschaft letztes Jahr, und das war alles sehr schwierig, dann die ganzen Querelen intern, dann das Thema Motor, jetzt die zweite Chance. Und jetzt fahren sie gegen Teams wie Racing Point und McLaren, die sie im Moment überholt haben», so Schumacher.

Auch Schumacher erkennt ein Führungsproblem. «Zu Michaels Zeit waren es drei federführende Menschen, und ich würde behaupten, dass es bei Mercedes insgesamt fünf sind. Und wenn die sich verstehen unter der Oberleitung von Toto Wolff, dann ist das vielleicht möglich. Aber man hat das Gefühl, dass es bei Ferrari nicht ganz so ist. Eine One-Man-Show wird in dem Bereich nicht mehr funktionieren», so Schumacher.

Der Bruder von Rekordweltmeister Michael Schumacher verwies auf Mercedes. «Lewis hat eben die beste Antwort gegeben, warum Mercedes so mächtig ist: Weil es einfach ein Team ist. Es gibt keine Politik.»


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