GP-Sieger Pierre Gasly: «Meine Reifen waren tot»

Von Mathias Brunner
Pierre Gasly lässt sich feiern

Pierre Gasly lässt sich feiern

​Die «Grande Nation» musste lange auf einen neuen GP-Sieger warten – seit Monaco 1996 und Olivier Panis. Nun hat AlphaTauri-Fahrer Pierre Gasly Frankreich erlöst, mit dem fabelhaften Triumph in Monza.

Pierre Gasly erlöst eine Nation: Seit 1996 hatten französische Formel-1-Fans warten müssen, seit Olivier Panis in Monte Carlo 1996 hatte keiner der Ihren mehr einen Grand Prix gewonnen, bis jetzt, bis Monza 2020, bis zur Meisterleistung von Pierre Gasly. Der AlphaTauri-Fahrer ist damit zum 13. Piloten aus Frankreich geworden, der einen Formel-1-WM-Lauf gewinnen konnte, er ist der 109. Pilot, der in der Königsklasse triumphiert hat.

Dabei dachte Pierre Gasly, alles ginge den Bach runter. «Als ich nach meinem Reifenwechsel in Runde 19 auf die Bahn zurückkam, sah ich das Schild – Safety-Car! Ich meldete mich am Funk: ‚Ist das vielleicht ein Scherz? Wir sind zum blödesten Moment hereingekommen!’»

Aber die AlphaTauri-Strategen waren unschuldig, schliesslich konnte ja keiner ahnen, dass wegen des liegengebliebenen Renners von Kevin Magnussen gleich das Safety-Car auf die Bahn geschickt werden würde. Normalerweise wird das mit einer gelben Flagge erledigt.

Weil die anderen Piloten zunächst warten mussten (die Rennleitung hatte die Boxeneinfahrt geschlossen), Gasly seinen Stopp aber schon hinter sich hatte, fand sich Pierre wenige Runden später auf Rang 3 wieder. Dann erneut Safety-Car, nun wegen des Unfalls von Leclerc, daher dritter Startplatz für Gasly.

Stoll verpatzte den zweiten Start, Hamilton musste eine Strafe absitzen (er war trotz geschlossener Boxengasse zum Reifenabholen gefahren), damit lag Gasly erstmals in seiner Karriere in Führung eines Grand Prix!

Der Mann aus der GP-Stadt Rouen: «Wie sich herausstellte, hatten wir nicht das Pech an den Rennstiefeln, sondern die Glücksgöttin auf unserer Seite. Wir lagen vorne, nun galt es, das Beste daraus zu machen.»

Nach der roten Flagge dachte Gasly nicht an den Sieg, wie er zugibt: «Ich wollte nicht an die Strafe von Lewis denken. Ich stellte mir vor – sein Auto ist schnell genug, um die Strafe abzusitzen und trotzdem vor uns ins Ziel zu kommen. Das Gleiche dachte ich auch von Bottas. Ich wartete immer darauf, dass ein Mercedes in meinem Rückspiegel auftauchen würde. Aber da kam nichts.»

«Ich musste an die GP2 denken, als ich von der Spitze aus Rennen kontrollieren konnte. In den letzten fünf Runden wurde es wirklich hart, meine Reifen waren tot. Ich stand fast in allen Kurven quer, ich sah, wie meine Verfolger aufrückten. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich meine Führung hätte abgeben müssen. Zum Glück dauerte das Rennen nicht länger, und ich sah im Rückspiegel auch, dass Carlos Sainz mit abbauenden Reifen kämpft.»

Wann hatte Gasly eigentlich vor Monza 2020 letztmals ein Rennen gewonnen? Es war fast auf den Tag genau drei Jahre zuvor in Autopolis (Japan), am 10. September 2017, im Rahmen der Super Formula.

Die 13 GP-Sieger aus Frankreich

Jean Alesi (1)
René Arnoux (7)
Jean-Pierre Beltoise (1)
François Cevert (1)
Patrick Depailler (2)
Pierre Gasly (1)
Jean-Pierre Jabouille (2)
Jacques Laffite (6)
Olivier Panis (1)
Didier Pironi (3)
Alain Prost (51)
Patrick Tambay (2)
Maurice Trintignant (2)

Italien-GP in Monza

1. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, 1.20:11,783h
2. Carlos Sainz (E), McLaren, +0,415 sec
3. Lance Stroll (CDN), Racing Point, +3,358
4. Lando Norris (GB), McLaren, +6,000
5. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, +7,108
6. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +8,391
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +17,245
8. Esteban Ocon (F), Renault, +18,691
9. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +22,208
10. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +23,224
11. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +32,876
12. Romain Grosjean (F), Haas, +35,164
13. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +36,312
14. George Russell (GB), Williams, +36,593
15. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +37,533
16. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +55,199
Out
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, Motor
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Crash
Kevin Magnussen (DK), Haas, Antriebsschaden
Sebastian Vettel (D), Ferrari, Bremsen

WM-Stand Fahrer nach 8 von 17 Rennen

1. Hamilton 164 Punkte
2. Bottas 117
3. Verstappen 110
4. Stroll 57
5. Norris 57
6. Albon 48
7. Leclerc 45
8. Gasly 43
9. Sainz 41
10. Ricciardo 41
11. Pérez 34
12. Ocon 30
13. Vettel 16
14. Nico Hülkenberg (D) 6
15. Kvyat 4
16. Giovinazzi 2
17. Magnussen 1
18. Latifi 0
19. Räikkönen 0
20. Grosjean 0
21. Russell 0

Marken
1. Mercedes 281
2. Red Bull Racing 158
3. McLaren 98
4. Racing Point 82 (81)*
5. Renault 71
6. Ferrari 61
7. AlphaTauri 47
8. Alfa Romeo 2
9. Haas 1
10. Williams 0

* 15 Punkte Abzug wegen Einsatzes illegal kopierter Bremsbelüfung

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