Lewis Hamilton–Max Verstappen: So geht’s weiter

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Max Verstappen

Lewis Hamilton und Max Verstappen

Max Verstappen gegen Lewis Hamilton: Kollision nach dem Start in Imola, Berührung nach dem Start in Spanien, Kollision in der ersten Runde von Silverstone, nun beide draussen in Monza. Was kommt als nächstes?

Es liegt in der Natur des Formel-1-Sports: Zwei Titelanwärter beanspruchen das gleiche Stück Asphalt für sich, keiner will nachgeben, das kann nur ein Ergebnis erzeugen – Kollision. Was Lewis Hamilton und Max Verstappen in Monza gezeigt haben, erlebten Formel-1-Fans zuvor schon reihenweise mit anderen Spitzenpiloten, allen voran mit Ayrton Senna und Alain Prost.

Der langjährige Formel-1-Fahrer Mark Webber ahnte schon im vergangenen Frühling: «Früher oder später wird es zwischen den beiden Feuerwerk geben, es ist unvermeidlich.»

Der frühere GP-Pilot Jos Verstappen, Vater des Red Bull Racing-Pilot Max, warnte zur gleichen Zeit: «Wir sollten uns auf Einiges gefasst machen. Ein Anzeichen ist für mich diese Schulterberührung nach der Qualifikation von Imola. Wir sprechen hier von zwei Männern, die nicht nachgeben. Keiner wird sich zur Seite schubsen lassen – ganz besonders dann nicht, wenn sich der Titelkampf zuspitzen wird. Das wird ein intensives Jahr.»

Monza ist nicht die erste Berührung der beiden Rivalen um den Formel-1-WM-Titel 2021. In Imola schob sich Verstappen nach dem Start ebenso kompromisslos an Hamilton vorbei wie in Barcelona. Hamilton gab zwei Mal nach. In England gab er nicht nach: In zweifelhafter Position griff er in der Copse-Kurve an, Verstappen flog von der Bahn, Hamilton fuhr zum Sieg. Verstappen-Fans würden es Karma nennen – seither rennt Lewis vergeblich seinem 100. GP-Sieg in der Formel 1 hinterher.

Für die Rennkommissare von Monza ist die Schuldfrage geklärt: Verstappen war für die Kollision mehrheitlich verantwortlich, daher die Strafe von drei Rängen zurück in der Startaufstellung für den Russland-GP vom 26. September.

Viele frühere GP-Piloten wie die GP-Sieger Johnny Herbert, Felipe Massa und Ralf Schumacher finden diese Strafe unangemessen. Der Brasilianer Massa in Monza: «Die beiden sind in einen spannenden Titelkampf verwickelt, keiner gibt auch nur einen Zentimeter preis. Aber strafwürdig war diese Kollision nicht.»

Die Kollision geschah, kurz nachdem Hamilton frische Reifen erhalten hatte. Beiden Fahrern war klar: Überholen in Monza mit einem ungefähr gleich schnellen Auto ist kaum möglich – zuvor war Verstappen nicht an Leader Ricciardo vorbeigekommen, und Hamilton war hinter Lando Norris fast verzweifelt. Beim Boxenstopp war Norris schon durchgewischt, Verstappen ebenfalls passieren zu lassen, kam für Hamilton nicht in Frage.

Ex-GP-Pilot Martin Brundle sagt: «Wir haben den Luxus, uns eine solche Szene immer wieder anzusehen, auch in Zeitlupe. Die Fahrer müssen blitzschnell reagieren, da geht es nur noch um Instinkt und Reflexe.»

«Der Angriff von Verstappen war keine Verzweiflungstat. Er entschloss sich dazu, sein Glück aussen zu versuchen, und an diesem Punkt kannst du die Attacke nicht mehr abbrechen. Wenn du so weit bist, musst du das durchziehen. Lewis hingegen fuhr die Kurve, als würde er erwarten, dass Verstappen in den Notausgang fährt. Vielleicht war der Angriff übertrieben ehrgeizig. Vielleicht hätte Hamilton mehr Raum lassen können, wie es die Rennkommissare betonten. Aber ich bleibe dabei – für mich ist das ein Rennzwischenfall.»

Die Frage ist: Wie geht es weiter?

Martin Brundle ist überzeugt: «Ich glaube, in diesem Duell steckt noch erheblich mehr Zunder. Wir werden harten Rennsport erleben, zwischendurch wird es bitter.»

Formel-1-Champion Jacques Villeneuve sagt: «Ich glaube, Max hat nur deshalb eine Strafe erhalten, weil Hamilton ein Hinterrad vom Wagen Verstappens am Helm hatte. Aber das würde heissen – die Strafe kam durch die Konsequenz des Unfalls. Aber Kollisionen wie diese gehören nun mal zur Formel 1. Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht zu oft Strafen aussprechen, sonst greifen die Piloten einander nicht mehr an.»

Der Kanadier nimmt Max Verstappen in Schutz: «Viele Leute sagen, Max fahre zu aggressiv. Aber wenn es hart auf hart geht, dann ist Lewis mindestens so aggressiv. Und wenn du solche zwei Fahrer in die gleiche Kurve setzt, musst du dich nicht darüber wundern, wenn es kracht. Und so wird es auch weiterhin sein.»

Ende Juli, nach Silverstone, hatten wir geschrieben: Der nächste Crash kommt. Dieser Satz behält seine Gültigkeit.

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