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Nachwuchs-Krise: Jahr für Jahr ein Überlebenskampf

Von Andreas Reiners
Am Ende ging Lirim Zendeli das Geld aus. Schluss. Aus. Vorbei, von jetzt auf gleich. Die Saison 2021 in der Formel 2 war für ihn vorzeitig beendet. Ein bitteres Aus für den gebürtigen Bochumer.

«Ich habe leider traurige Nachrichten: Ich steige vorzeitig aus», schrieb Lirim Zendeli im vergangenen November in den sozialen Medien. «Ich werde die Formel-2-Saison aus finanziellen Gründen nicht weiter bestreiten können. Die Pandemie hat mein sehr schmales Budget noch kleiner gemacht. Ich danke all meinen Sponsoren aus Deutschland, auf die ich mich immer verlassen konnte und die nicht der Grund für diesen plötzlichen Schnitt sind.»

Es gab wohl an anderen Stelle Versprechungen, die nicht eingehalten wurden. Was auch immer der Grund war: Fehlt das Geld, ist das Geschäft unerbittlich.

Es ist demnach ein weiterer Beweis dafür, wie schwer es für Nachwuchsfahrer im Motorsport heutzutage ist. Reicht das Budget nicht für ein Top-Team, fehlen nach außen hin die Ergebnisse, die Resultate, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Reicht das Budget nicht einmal für ein Cockpit, wird es noch haariger, dann ist sogar die Rennfahrer-Karriere in Gefahr. Das ist das große Problem: Talent alleine reicht oft nicht, um es nach ganz oben zu schaffen.

Maximilian Günther weiß, wie schwer dieser Weg ist, wie viele Hürden zur Seite geschafft werden müssen. Er hat auch von der Formel 1 geträumt, fährt inzwischen in der Formel E für Nissan. Sein Motorsport-Glück hat er in der Elektro-Rennserie gefunden, ist nach dem Ausstieg von BMW wieder bei einem Werksteam untergekommen.

Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich Qualität trotz der Härte des Geschäfts noch durchsetzen kann, auch wenn sich der ganz große Traum von der Königsklasse dann vielleicht doch nicht erfüllt.

«Im Motorsport spielen viele Faktoren – zum Beispiel finanzielle und politische – eine Rolle, vor allem im Nachwuchsbereich», sagte Günther zu SPEEDWEEK.com. «Ich habe in der Formel 3 und der Formel 2 erfahren, dass es nicht immer nur um die Performance geht. Deshalb war das Ziel Formel E sehr klar, weil es die Serie ist, die du durch deine Qualitäten erreichen kannst.»

2018 fuhr er für Arden in der Formel 2, feierte einen Sieg und einen Podestplatz, mehr als Gesamtplatz 14 war für ihn aber nicht drin. Auf das Saisonfinale verzichtete er damals, weil er für Dragon in die Formel E einstieg. Seitdem träumt der 24-Jährige dort vom Titel.

Sein Rat an den Nachwuchs: «Es ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, die hohen Summen zu finanzieren. Bei mir war es Jahr für Jahr ein Überlebenskampf, um das Budget zusammenzukratzen. Eine goldene Formel gibt es leider nicht.»

Er habe dadurch, dass alles immer ein großer Überlebenskampf gewesen sei, gelernt, dass alles an der Performance hänge, erklärte der Deutsche: «Das war die wichtigste Grundlage, die ich hatte, Jahr für Jahr. Wäre die ausgeblieben, wäre es sofort vorbei gewesen. Deshalb habe ich gelernt, den Fokus auf mich zulegen, denn das ist das Einzige, das ich wirklich beeinflussen kann. Sich ständig zu verbessern – nur so hat man eine Chance.»

Bei ihm hat es so funktioniert. Ein Zuckerschlecken mag das nicht gewesen sein, doch das härtet ab. «Da der Weg härter war, habe ich die Grundlage, den Weg so weiter gehen zu können. Um mich auf die Performance zu konzentrieren, die den Unterschied machen kann. Um dann vielleicht in ein paar Jahren Weltmeister zu werden», sagte Günter.

Was muss sich seiner Meinung nach ändern? «Die Teams müssen sich über die Fahrer finanzieren, und je größer die Serie, desto größer ist auch das Budget. Ein Traum wäre es, wenn sich die Teams über Sponsoren selbst finanzieren könnten. Das ist aber im Nachwuchs leider sehr unrealistisch. Ansonsten sind Förderkader, die Budgets zur Verfügung haben und Fahrern den Sport damit ermöglichen, das A und O. Das sind Traum-Szenarien, inwieweit sie realistisch sind, ist die andere Frage.»

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