Formel 1: Warnung an Max Verstappen

2. Training Red Bull Ring: Sainz 1., Hamilton genervt

Von Mathias Brunner
Carlos Sainz

Carlos Sainz

Zweites Training zum Grossen Preis von Österreich auf dem Red Bull Ring: Carlos Sainz erzielt mit seinem Ferrari die Bestzeit, Lewis Hamilton verlor wegen umfangreicher Reparaturen viel Zeit.

Das Format eine Sprint-Wochenendes ist für viele Formel-1-Fans noch immer gewöhnungsbedürftig: 60 Minuten freies Training am Freitag, dann gleich Qualifikation. Dann am Samstag weitere 60 Trainingsminuten, bevor es in den Sprint geht. Am Sonntag dann wie gewohnt der Grand Prix.

Für Fahrer und Techniker bot das zweite freie Training die Möglichkeit, die Abstimmung der Rennwagen zu verfeinern. Aufgrund der Parc fermé-Bedingungen sprechen wir hier von kleinen Veränderungen – Bremskraftverteilung, Reifendruck, Differenzial, Frontflügel-Einstellung.

Ausser bei Mercedes und «einer Box, die aussah, als hätte jemand ein Lego-Auto fallenlassen», wie es Teamchef Toto Wolff umschrieb. Unterböden repariert, Getriebe gewechselt (aus dem bestehenden Pool, daher keine Strafen), Chassis im Auto von Hamilton ersetzt, die Motoren sind zum Glück heil geblieben bei den Crashes von Hamilton und Russell.

Das Training begann mit 18 Autos, denn an den Silberpfeilen wurde noch immer gearbeitet. Bei 20 Grad Lufttemperatur und 35 Grad Asphalttemperatur bestand das Programm bei den meisten Rennställen aus: kurze Läufe auf den weichen Pirelli (rot markiert), danach Dauerläufe mit beiden Mischungen, weich und mittelhart (gelb markiert). Bei moderaten Temperaturen ist die harte Mischung weniger gefragt.

Ferrari gab zunächst den Ton an, mit Charles Leclerc knapp vor Silverstone-Sieger Carlos Sainz. Der Spanier rutschte kurz neben die Bahn, konnte aber weiterfahren.

Nach zehn Minuten eine erste Wortmeldung von Weltmeister Max Verstappen: neue Bestzeit, eine halbe Sekunde vor Sainz im Ferrari mit besonderem Logo. Dies vor einer Kulisse mit angeblich mehr als 50.000 niederländischen Fans!

Zur gleichen Zeit ging der erste Mercedes auf die Bahn, mit George Russell am Lenkrad.

Wieso ist Max Verstappen auf dem Red Bull Ring oft besonders stark? Der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert weiss: «Diese Strecke sieht so einfach aus, aber jede Kurve erfordert Finesse. Und hier kommt das extrem ausgeprägte Gefühl von Verstappen speziell zum Tragen, einerseits fürs Platzieren des Autos, andererseits auf der Bremse. Bei ihm ist das fast wie ein sechster Sinn, sehr eindrucksvoll.»

Nach einer Viertelstunde: noch keine Alpine auf der Bahn. Was war los mit Fernando Alonso und Esteban Ocon? Antwort – gar nichts. Die Techniker der Franzosen glauben: Sie wissen schon genug über das Verhalten der Reifen. Teamchef Otmar Szafnauer: «Wir gehen später auf die Bahn, es kann zwischendurch nicht schaden, ein paar Kilometer zu sparen. Zudem ist der Zustand der Bahn in der zweiten Hälfte repräsentativer als im ersten.»

George Russell liess mit der drittbesten Zeit aufhorchen. Ferrari-Ass Charles Leclerc monierte, dass der Motor nicht voll ziehe. Auch bei Russell lief nicht alles rund. Er beklagte sich über einen nicht funktionierenden Knopf zum Überholen (wenn für kurze Zeit mehr Leistung freigegeben wird). Das Team: «Wir haben nicht gesehen, dass er gedrückt wurde, versuch es doch nochmals.» Russell, leicht verwirrt: «Äh, ich habe ihn vier Mal gedrückt, aber es ist nichts passiert.»

Bei Carlos Sainz fielen mehrere Verbremser mit stehendem rechtem Vorderrad auf. Nach 30 Minuten der einzige Fahrer, der sich noch nicht auf der Bahn hatte blicken lassen – Lewis Hamilton. Sein Stallgefährte Russell meldete am Funk, dass die mittelharten Pirelli keinen Grip aufbauen.

Ausrufezeichen von Fernando Alonso nach 35 Minuten: zweitbeste Zeit hinter Max Verstappen! Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Wie der Spanier sein Auto hier in die Kurven wirft, das ist wirklich ein Augenschmaus.» Dann fuhr Esteban Ocon sogar noch schneller als Alonso, Alpine auf 2 und 3. Bis Charles Leclerc mit neuer Bestzeit die Tifosi entzückte.

Nach 40 Minuten noch immer kein Hamilton auf der Bahn: 16 Mechaniker arbeiteten fieberhaft am Mercedes W13, damit der siebenfache Champion doch noch auf die Bahn gehen kann. Der 103-fache GP-Sieger tigerte ungeduldig ums Auto, Helm schon aufgesetzt.

Inzwischen zwei Ferrari vorne, Sainz vor Leclerc, vor Verstappen und den verblüffend starken Alpines von Alonso und Ocon. Die Sektor-Bestzeiten schön verteilt – Sainz im ersten Sektor Schnellster, Leclerc im zweiten, Verstappen im dritten.

14 Minuten vor Schluss ging Lewis Hamilton endlich auf die Bahn, sofort auf weichen Pirelli-Reifen – Rang 9.

Kurz vor Schluss liess Leclerc das Blut der Tifosi gefrieren: gefährlicher Schlenker in der letzten Kurvenpassage vor Start und Ziel, da musste der Monegasse schon sein ganzes Können aufbringen, um den Ferrari auf der Bahn zu halten.

Sebstian Vettel meldete sich am Funk: «Ich glaube, ich habe ein Teil verloren.» Bilder zeigten, wie der vierfache Formel-1-Champion in Kurve 10 über die Randsteine rattert und sich dabei vom Aston Martin von der Vorderachse ein Luftleit-Element löst.

Zweites Training, Red Bull Ring

01. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:08,610 min
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:08,660
03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:08,778
04. Fernando Alonso (E), Alpine, 1:08,832
05. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:08,848
06. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:09,179
07. George Russell (GB), Mercedes, 1:09,240
08. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, 1:09,251
09. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:09,350
10. Lando Norris (GB), McLaren, 1:09,519
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:09,525
12. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, 1:09,579
13. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, 1:09,602
14. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, 1:09,665
15. Alexander Albon (T), Williams, 1:09,740
16. Mick Schumacher (D), Haas, 1:09,811
17. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, 1:09,852
18. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:09,960
19. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, 1:10,005
20. Nicholas Latifi (CDN), Williams, 1:10,261

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