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Günther Steiner: «Mick Schumacher fehlt die Konstanz»

Von Gerhard Kuntschik
Haas-Teamchef Günther Steiner

Haas-Teamchef Günther Steiner

Bleibt Mick Schumacher auch 2023 Stammfahrer des Haas-Teams oder muss er gehen? Teamchef Günther Steiner spricht im SPEEDWEEK.com-Interview über die Fahrerfrage und die Ziele für die restliche Saison.

Das Haas-Team konnte im Vergleich zum Vorjahr deutlich zulegen: Nach 15 von 22 Rennen belegt die US-Mannschaft den siebten Platz in der Konstrukteurswertung, 17 Punkte hinter dem sechstplatzierten Alfa Romeo Team und fünf Punkte vor der AlphaTauri-Mannschaft auf Platz 8.

Das Ziel ist klar, wie Teamchef Günther Steiner im SPEEDWEEK.com-Interview erklärt. Der Südtiroler spricht auch über Mick Schumachers Leistungen und die Chancen des jungen Deutschen, auch 2023 für die Mannschaft des Unternehmers Gene Haas.

2021 null Punkte, in dieser Saison bisher 34 und Platz 7 unter den Konstrukteuren statt Letzter – was ist seit dem Vorjahr passiert?

Günther Steiner: Da muss man weiter zurückgehen, bis 2020, als die Pandemie ausbrach und wir alles stoppten. Wir entwickelten nichts mehr, und das kannst du nicht mehr aufholen. Es kam zur weiteren Verpflichtung des Teams für fünf Jahre in der Formel 1 zu bleiben. Wir entschieden, dass wir das Auto für 2021 den Regeln anpassen, aber nicht entwickeln und so bald wie möglich alles auf das 2022er-Auto ausrichten. Das war schwierig, weil wir durch Covid 80 Leute aus den Verträgen entließen. 2021 konnten wir mit 30 Ferrari-Mitarbeitern aufstocken, die dort wegen des Budgetlimits gefährdet waren. Damit war eine Basisgruppe wieder da. Jetzt haben wir rund 100 Mitarbeiter, die in Maranello werken. Den Aufbau mit dem neuen Auto für 2022 haben wir teilweise gut bewältigt.

Welche Ziele hat Haas F1 für den Rest der Saison, was ist noch möglich?

Das Halten des siebten Platzes in der Konstrukteurs-WM. Im hinteren Mittelfeld geht es ziemlich eng zu zwischen uns, AlphaTauri, Alfa Romeo, Aston Martin. Grossartiges Neues kommt bei uns nicht mehr, wir arbeiten schon am Auto für 2023.

Das führt zur Fahrerfrage für die nächste Saison. Wer wird Teamkollege des bestätigten Kevin Magnussen?

Der ist noch nicht entschieden. Wir sind am überlegen, was das Beste für die Entwicklung des Teams ist. Schauen wir nur auf die Technik oder auch das fahrerische Element? Ich sage ehrlich, wir wissen nicht, ob Mick (Schumacher) bleiben wird oder nicht. Er hat in Kanada, England und Österreich sehr gute Rennen geliefert. Ihm fehlt aber die Konstanz, er müsste öfters starke Leistungen bringen. Wir haben es in der Fahrerfrage nicht eilig, und Mick hat noch Chancen zu zeigen, was er kann.

In Deutschland wird auch über ein Comeback von Nico Hülkenberg spekuliert. Ist er ein Thema?

Ich habe mit den meisten in Frage kommenden Fahrern gesprochen, das ist ja auch mein Job. Es gibt noch nichts Konkretes. Wir möchten jedenfalls nur das kleinste Risiko für die Entwicklung des Teams eingehen. Man kann ein grosses Risiko eingehen, was super ist, wenn es aufgeht, aber schlecht, wenn es nicht passt.

Das würde für einen erfahrenen Piloten mit gutem technischen Feedback sprechen?

Das würde es. Aber es gibt ja niemanden von denen, die aktuell fahren, auf dem Markt. Ausser Dany (Ricciardo) vielleicht. Seine Form ist derzeit nicht grossartig, und wir wissen nicht, was er vor hat. Vielleicht setzt er ein Jahr aus. Ich spreche wie gesagt mit allen.

Für wie lang ist die Kooperation mit Ferrari fixiert?

Üblich sind Verträge über drei Jahre. Nächstes Jahr steht wieder eine Verlängerung an.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigt ihr aktuell?

In Banbury etwa 80, 100 in Maranello, und etwa 25 in den USA in Kannapolis. Ich bin der Einzige, der öfters hin- und herfliegt.

Wo siehst Du das Team mittel- bis langfristig?

Wir machen Fortschritte, die könnten 2023 eine Verbesserung um ein, zwei Positionen bringen. Der Budgetdeckel wird erst in drei bis fünf Jahren richtig wirksam, da kommen die Teams einander näher. Auf wirklich gleichem Niveau wären die Grossen dann anfechtbar. Mit einem guten Job ist der eine oder andere der Grossen einholbar. Es wird jedenfalls enger.

Ist das neue Antriebsreglement ab 2026 gut für Haas?

Was den Antrieb betrifft, entscheidet Ferrari allein. Da haben wir kein Wahlrecht.

Die Zusammenarbeit mit Ferrari ist einzementiert?

Im Moment ja, die ist alternativlos.

Welche Bedeutung hat Haas in den USA? Wird das Team dort wahrgenommen?

Ich meine, wenn man von Haas im Motorsport in den USA spricht, meint man die Formel 1 und nicht NASCAR. Der US-Markt wächst für die Formel 1 durch die Kombination von Netflix und mehr Rennen. Die Amerikaner haben nicht nur die Formel 1, sondern auch ein amerikanisches Team dort ‚entdeckt’.

Wie sieht ein Budgetvergleich zwischen den Haas-Teams aus? Gut, im NASCAR-Cup setzt Stewart-Haas ja vier Autos ein.

Das NASCAR-Budget ist deutlich niedriger als das der Formel-1-Mannschaft.

Wie ist die aktuelle Lage in Sachen der Klage der Mazepin-Familie gegen das Team?

Die ist eingebracht und wird von unseren Anwälten behandelt. Das Schiedsgericht sitzt in der Schweiz.

Den Entfall der Sponsorgelder von Uralkali ist zu verkraften?

Ja, kein Problem.

Hat Dich das Scheitern der Pläne von Porsche und Red Bull überrascht?

Meine persönliche Meinung ist, dass hier zwei Alpha-Firmen aufeinander trafen. Und das ist immer schwierig. Bei 50:50 muss einer der Chef sein. Es hätte eine Pattstellung gegeben, die Probleme gemacht hätte. Es ist ja noch nicht gesagt, dass Porsche nicht doch in die Formel 1 kommt. Aber da muss man eine neue Idee finden.

Startaufstellung Monza

01. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:20,161 min
02. George Russell (GB), Mercedes, 1:21,542
03. Lando Norris (GB), McLaren, 1:21,584
04. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, 1:21,925
05. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, 1:22,648
06. Fernando Alonso (E), Alpine, keine Zeit
07. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:20,306*
08. Nyck de Vries (NL), Williams, 1:22,471
09. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, 1:22,577
10. Nicholas Latifi (CDN), Williams, 1:22,587
11. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, 1:22,636
12. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:22,748
13. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:21,206*
14. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:22,130*
15. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, 1:22,235*
16. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:22,908*
17. Mick Schumacher (D), Haas, 1:23,005*
18. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:20,429*
19. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:21,524*
20. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, keine Zeit*

*Strafversetzung

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