Kevin nach Quali-Sensation: «Ich bin sprachlos!»
Kevin Magnussen
Grandiose Leistung von Haas-Fahrer Kevin Magnusssen im Abschlusstraining zum Samstag-Sprint in Interlagos (São Paulo): Der 30-jährige Däne fährt zum idealen Zeitpunkt die schnellste Runde, dann begann es mehr zu regnen. Damit war Kevin die Pole nicht mehr zu nehmen.
Es ist die erste Pole für Kevin im 140. Abschlusstraining, Haas erringt die erste Pole für einen US-amerikanischen Formel-1-Rennstall seit Shadow 1975, Haas ist der 41. F1-Rennstall mit einer Pole-Positon., Kevin ist der 106. Fahrer in der Königsklasse mit einer Pole, seine besten Startplätze zuvor die Ränge 4 in Australien und Deutschland 2014. Er ist der erste neue Mann auf Pole seit George Russell in Ungarn 2022, der dritte Fahrer 2022 mit einer ersten Pole (nach Sergio Pérez in Dschidda und Russell).
«Ich bin sprachlos. Das Team hat mich im perfekten Moment auf die Bahn gebracht. Ich bin Haas so dankbar, dass ich in die Formel 1 zurückkehren durfte, und das ist mein Dankeschön.»
«Am Samstag mach ich volle Attacke, wer weiss, was dann passieren wird. Im Moment will ich einfach diese Minuten geniessen.»
Und so kam es zur Sensations-Pole von Kevin Magnussen.
Gut 75 Minuten vor dem Qualifying begann es in Interlagos zu regnen; so weit zur Wettervorhersage der Brasilianer, die eigentlich beteuert hatten, das freie Training und die Quali würden auf trockener Bahn stattfinden. Aber hier kann das Wetter so schnell umschlagen wie in Spa-Francorchamps, und mit der nassen Strecke konnten die Erkenntnisse aus dem freien Training mal eben kurz in die Tonne geworfen werden.
Bei nur noch 19 Grad Lufttemperatur (Strecke nur noch 27 Grad) war das eine Sache für die Fahrer mit besonders viel Fahrgefühl. Die Piloten gingen mit Intermediate-Reifen auf die Bahn. Gemäss Ferrari würde es nach zehn Minuten regnen, kein Wunder gingen alle Fahrer sofort auf die Bahn.
Charles Leclerc setzte in den 18 Minuten von Q1 die erste Duftmarke, dann überflügelt von Verstappen, aber die Piste wurde schneller und schneller. Hamilton nach zehn Minuten mit neuer Bestzeit. Es war Zeit für viel Risiko: Auf Intermediates bleiben oder den Schritt zu weichen Trockenreifen von Pirelli wagen?
Pierre Gasly ging das Wagnis als Erster ein, aber richtig berauschend waren seine Zeiten nicht. Noch nicht. Der Franzose zu diesem Zeitpunkt nur 16. Kevin Magnussen verlor die drittschnellste Zeit wegen Verletzung der Pistengrenzen. Dafür tauchte nun der andere Haas-Fahrer Mick Schumacher auf Rang 4 auf.
Dann fuhr Pierre Gasly auf Slicks Bestzeit. Acht der 20 Fahrer zu diesem Zeitpunkt auf Trockenreifen. Damit war klar: Zu diesem Zeitpunkt musste auf Slicks gefahren werden. Leclerc stand lange an der Box: «Los jetzt! Was wählen wir?» Recht zögerlich wurden Trockenreifen gebracht, von der weichen Pirelli-Mischung (rot markiert).
Für die letzten Minuten von Q1 war in diesem Durcheinander alles möglich. An der Spitze ging es drunter und drüber. Auf einmal Alonso vor Gasly und Vettel, dann Russell, Verstappen nur noch Zehnter, Leclerc und Sainz out, Pérez ebenfalls!
Zwei Minuten vor Schluss dann alle Fahrer auf den weichen Pirelli-Reifen auf der Bahn – wer würde eine freie Runde erwischen?
Am Ende von chaotischen Schlussminuten in Q1 hiess es Norris vor Hamilton, Alonso, Vettel, Pérez, Verstappen, Magnussen, Albon, Gasly und Albon. Die Ferrari-Fahrer Leclerc und Sainz auf 12 und 14 mit Acht und Krach eine Runde weiter.
Über die Klinge springen mussten Nicholas Latifi als 16., die Alfa-Fahrer Zhou und Bottas, Yuki Tsunoda und Mick Schumacher als Letzter. Falls er bei Haas überhaupt noch eine Chance hat, ist die nicht grösser geworden.
Man muss sich das mal vorstellen: 90 Sekunden vor Schluss von Q1 waren Daniel Ricciardo (McLaren) und Nicholas Latifi (Williams) in den Top-Fünf, am Ende kam der Australier gerade noch weiter, Latifi schied aus!
In Q2 (15 Minuten) gingen, bei drohenden weiteren Regenfällen, alle Fahrer subito auf die Bahn. McLaren-Fahrer Lando Norris mit Bestzeit, Max Verstappen patzte im zweiten Pistensektor und war Zweitschnellster, Gasly (sensationeller Interlagos-Zweiter 2019) tauchte mit AlphaTauri auf Rang 3 auf.
Nach sieben Minuten fuhr der unverwüstliche Fernando Alonso neue Bestzeit. Die Fahrer berichteten von neuen Tropfen. Die Mercedes zu diesem Zeitpunkt nur auf 13 (Russell) und 15 (Hamilton). Max Verstappen holte sich die Bestzeit zurück. «Es wird dunkler hier, es nieselt.»
Russell brachte sich mit der drittschnellsten Zeit aus der Gefahrenzone. Lewis Hamilton tat es ihm kurz nach gleich – Viertschnellster. Das gab viel Applaus für den Ehrenbürger des Staates Brasilien. Die ersten Zehn zu diesem Zeitpunkt innerhalb einer halben Sekunde! Keiner durfte sich seiner Sache sicher sein.
Die Top-Ten nach Q2: Verstappen, Sainz, Leclerc, Russell, Norris, Alonso, Magnussen, Pérez, Hamilton und Ocon.
Das bedeutete – Aus für Albon, Gasly, Vettel, Ricciardo und Stroll.
Als es um die Wurst ging, gingen die Top-Ten sofort raus, um noch eine Runde fahren zu können, bevor es mehr regnen würde. Irre: Leclerc auf Intermediates, Sainz auf Slicks! Ferrari verteilte also die Karten. Charles: «Bin ich der Einzige auf Inters?» Ja, war er.
Die Fahrer wurden am Funk ermahnt: Der erste Schuss muss passen, denn es kommt Regen. Leclerc blieb tapfer auf der Bahn und dahinter versauerte Pérez auf Slicks. Nach zwei Runden kam Leclerc für Slicks herein.
Dann rote Flagge! George Russell hatte seinen Wagen in den Kies gesetzt, bei Kurve 4. Dies nach der drittschnellsten Rundenzeit und einem Dreher.
Zu diesem Zeitpunkt Schnellster: Kevin Magnussen. Würde es nun mehr regnen. Dann würden wir vielleicht eine Sensations-Pole erleben!
Nach acht Minuten ging es wieder los, aber nun bei Intermediate-Wetter. Damit Pole für Magnussen. Die Formel 1 schreibt die tollsten Geschichten.
Qualifying, São Paulo
01. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:11,674 min
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:11,877
03. George Russell (GB), Mercedes, 1:12,059
04. Lando Norris (GB), McLaren, 1:12,263
05. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:12,357
06. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:12,425
07. Fernando Alonso (E), Alpine, 1:12,504
08. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:12,611
09. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:15,601
10. Charles Leclerc (MC), Ferrari, ohne Zeit
11. Alex Albon (T), Williams, 1:11,631
12. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, 1:11,675
13. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, 1:11,678
14. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, 1:12,140
15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:12,210
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams, 1:15,095
17. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, 1:15,197
18. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, 1:15,486
19. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, 1:16,264
20. Mick Schumacher (D), Haas, 1:16,361