Johnny Herbert: Verständnis für Max Verstappen
GP-Veteran Johnny Herbert weiss: Im Spitzensport ist auch ein gewisses Mass an Egoismus gefragt
Das Opfer, das Red Bull Racing von Max Verstappen in Brasilien verlangte, war nicht gross. Mit Blick auf die Fahrer-WM, in der sein Teamkollege Sergio Pérez einen engen Fight um den zweiten Gesamtrang gegen Charles Leclerc im Ferrari führt, wurde der Niederländer gebeten, seinen hinter ihm fahrenden Stallgefährten vorbeizulassen und ihm damit den sechsten Platz zu überlassen.
Doch Verstappen dachte nicht daran, der Aufforderung nachzukommen. Seine Antwort am Funk fiel deutlich aus: «Ich habe es euch schon letztes Mal gesagt, dass ihr mich das nicht fragt. Ist das klar? Ich habe meine Gründe genannt und dabei bleibe ich.» Die Gründe wollte er öffentlich nicht nennen. Doch er beteuerte: «Wir haben schon vorher darüber gesprochen. Es war nichts Neues, weder für mich noch für sie.»
Dass Verstappen nicht gewillt war, seinem Stallgefährten unter die Arme zu greifen, der ihm im Vorjahr entscheidende Schützenhilfe beim WM-Titelgewinn geleistet hatte, brachte dem zweifachen Champion einige Kritik ein. GP-Veteran Johnny Herbert zeigt auf «Sky Sports F1» jedoch Verständnis für den 25-Jährigen.
«Ich denke, das zeigt, worum es Max geht. Es ist sehr egoistisch, aber, um ehrlich zu sein, muss man in jeder Sportart in vielerlei Hinsicht egoistisch sein, um das Beste aus sich herauszuholen, sich selbst die Chance zu verschaffen, Rennen und letztlich auch Titel zu gewinnen», ist der Brite überzeugt.
«Deshalb ist er auch zweimaliger Weltmeister», kommt Herbert zum Schluss. «Und ich denke, Egoismus ist etwas, das wir schon bei Fahrern wie Fernando Alonso und Michael Schumacher, Ayrton Senna, Alain Prost und so weiter gesehen haben. Wenn man so etwas mitbekommt, hat das einen schlechten Beigeschmack, aber als Sportler und Formel-1-Fahrer versteht man das irgendwie.»
Mittlerweile habe man die Angelegenheit geklärt, betonten alle Beteiligten, genauso wie Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner. Verstappen betonte nach dem Rennen auch, dass er seinem Stallgefährten beim Saisonfinale in Abu Dhabi helfen werde, sollte sich die Gelegenheit ergeben. «Mal sehen, was beim nächsten Mal passiert», sagt Herbert dazu.
São Paulo-GP, Interlagos
01. George Russell (GB), 1:38:34,044 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +1,529 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +4,051
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +8,441
05. Fernando Alonso (E), Alpine, +9,561
06. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +10,056
07. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +14,080
08. Esteban Ocon (F), Alpine, +18,690
09. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +22,552
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +23,552
11. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +26,183
12. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +29,325
13. Mick Schumacher (D), Haas, +29,899
14. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +31,867
15. Alex Albon (T), Williams, +36,016
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +37,038
17. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1 Runde
Out
Lando Norris (GB), McLaren, Elektrik
Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, Kollision mit Magnussen
Kevin Magnussen (DK), Haas, Kollision mit Ricciardo
WM-Stand (nach 21 von 22 Rennen)
Fahrer
01. Verstappen 429 Punkte
02. Leclerc 290
03. Pérez 290
04. Russell 265
05. Hamilton 240
06. Sainz 234
07. Norris 113
08. Ocon 86
09. Alonso 81
10. Bottas 49
11. Vettel 36
12. Ricciardo 35
13. Magnussen 25
14. Gasly 23
15. Stroll 14
16. Schumacher 12
17. Tsunoda 12
18. Zhou 6
19. Albon 4
20. Latifi 2
21. De Vries 2
22. Nico Hülkenberg (D) 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 719 Punkte
02. Ferrari 524
03. Mercedes 505
04. Alpine 167
05. McLaren 148
06. Alfa Romeo 55
07. Aston Martin 50
08. Haas 37
09. AlphaTauri 35
10. Williams 8