Haas 2023: Mick Schumacher weg, Nico Hülkenberg kommt
Der Formel-1-Rennstall des US-amerikanischen Werkzeugmaschinen-Herstellers Gene Haas trennt sich von Mick Schumacher. Das haben die Amerikaner am 17. November bestätigt. Damit ist der 23-jährige Mick Schumacher seinen Stammplatz in der Königsklasse nach zwei Jahren los.
Teamchef Günther Steiner: «Wir möchten uns bei Mick Schumacher für seinem Einsatz in den vergangenen zwei Jahren bedanken. Er hat sich gut entwickelt. Auch wenn wir uns von ihm trennen, wünschen wir ihm bei seiner weiteren Karriere alles Gute.»
Haas bestätigt, was als offenes Geheimnis galt: Nachfolger von Schumacher ist Nico Hülkenberg. Der Emmericher sagt: «Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder einen Stammplatz in der Formel 1 habe. Es fühlt sich für mich an, als hätte ich die Königsklasse nie verlassen. Ich bedanke mich bei Gene Haas und Günther Steiner für das Vertrauen. Wir haben viel Arbeit vor uns, und ich kann es nicht erwarten, damit zu beginnen.»
Diese Arbeit beginnt schon in der kommenden Woche: Am Dienstag, 22. November, sitzt Nico erstmals im Haas-Rennwagen, beim Nachsaisontest auf dem Yas Marina Circuit. Im zweiten Auto wird der in Miami geborene Brasilianer Pietro Fittipaldi sitzen.
Was gegen Mick Schumacher sprach
Für den 70-jährigen Gene Haas und seinen Südtiroler Teamchef Günther Steiner (57) haben bei dieser Entscheidung vier Faktoren eine Rolle gespielt.
Erstens: Die Zahlen sprechen gegen Schumacher. An 21 GP-Wochenenden 2022 sammelte Kevin Magnussen 25 WM-Punkte, der 30-jährige Däne fuhr bei den Grands Prix sechs Mal in die Punkte, dazu bei allen drei Sprints. Schumacher schaffte nur zwei Punktefahrten und kommt auf 12 Zähler. In Brasilien errang Magnussen sensationell die Pole zum Sprint, eine solche Sensation ist Schumacher nicht gelungen.
Zweitens: Im Quali-Duell liegt Mick mit 6:15 hinten. Wenn Schumacher wirklich in der Liga Ayrton Senna, Michael Schumacher, Fernando Alonso und Max Verstappen fahren würde, wäre das nicht passiert.
Drittens: Schumacher hat bei mehreren schweren Unfällen Autos kaputtgemacht (Dschidda, Monte Carlo, Suzuka), Magnussen nicht. Gene Haas Mitte Oktober: «Mick kostet ein Vermögen und hat viele Autos zerstört, die uns viel Geld gekostet haben; Geld, das wir nicht haben. Wenn du Verstappen bist und regelmässig Punkte einfährst, können wir damit umgehen. Aber wenn du hinten bist und Autos kaputt machst, ist das sehr schwierig.»
Viertens: Die Lernkurve bei Schumacher war Haas und Steiner zu wenig markant.
In einem überaus umkämpften Formel-1-Mittelfeld spielt jeder Punkt eine Rolle. Schumacher-Nachfolger und GP-Rückkehrer Nico Hülkenberg gilt nicht nur als technisch äusserst versiert, er hat auch wiederholt bewiesen – wenn es der Wagen zulässt, fährt der Emmericher in die Punkte.
Aston Martin-Ingenieur Tom McCullough: «Nico besitzt massiv natürliches Talent. Du weisst bei ihm vor einem Qualifying oder vor einem Grand Prix genau, er wird alles herausholen, was der Wagen hergibt. Er ist ein Profi durch und durch, dank jahrelanger Erfahrung ist er besser und besser geworden. Das erlaubt es ihm, in ein Auto zu springen und gleich bei der Musik zu sein.»
Haas liegt im Konstrukteurs-Pokal vor dem WM-Finale von Abu Dhabi mit 37 Punkten auf Rang 8. Dahinter AlphaTauri mit 35. Durchaus möglich, dass Haas in Abu Dhabi noch einen Rang zurückfällt. Vor Haas liegen Aston Martin (50) und Alfa Romeo (55). Mit einer niedrigeren Fehlerquote der Fahrer und des Teams wäre Rang 6 für Haas durchaus drin gewesen.
Das Argument, Schumacher habe mehr Pech gehabt als Kevin Magnussen, zieht nicht: Wenn wir uns die Rennwochenenden im Detail ansehen, verlor der Däne nicht aus seiner Schuld ebenso oft Punkte wie der Deutsche.
Der WM-Auftakt 2023 am 5. März in Bahrain wird für Nico Hülkenberg zum 182. WM-Lauf seiner Formel-1-Karriere, der Le Mans-Sieger von 2015 hat bislang 521 WM-Punkte sammeln können, 2018 wurde er mit Renault WM-Siebter.
Hülkenberg fuhr 2010 für den Williams-Rennstall, von 2012 bis 2016 für Force India (heute Aston Martin), 2017 bis 2019 für Renault, 2020 sprang er bei Racing Point (aus Force India hervorgegangen) für die Corona-erkrankten Sergio Pérez und Lance Stroll ein, 2022 aus dem gleichen Grund bei Aston Martin für Sebastian Vettel.
Wie geht es weiter mit Mick Schumacher?
Für den unwahrscheinlichen, aber möglichen Fall, dass der US-Amerikaner Logan Sargeant zu wenige Punkte für die Formel-1-Superlizenz einfährt, ist Mick Schumacher bei Williams-Teamchef Jost Capito die Alternative.
Realistischer ist das Szenario, dass Schumacher ein Jahr lang aussetzen muss und als Reservist verpflichtet wird. Holt ihm Mercedes-Teamchef Toto Wolff an Bord, könnte Schumacher nicht nur sehr viel lernen bei den achtfachen Gewinnern des Konstrukteurs-Pokals, er wäre auch Ersatzmann für sechs Piloten – für Lewis Hamilton und George Russell bei den Silbernen, für Fernando Alonso und Lance Stroll bei Aston Martin sowie für Logan Sargeant und Alex Albon bei Williams.