Die Losail-Umbauten kosten rund 350 Millionen Euro

Von Günther Wiesinger
Am Losail Circuit in Doha wird in diesem Jahr ein umfangreiches Bauprojekt realisiert. Formel-1-CEO Stefano Domenicali und Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta überzeugten sich von den Baufortschritten.

Am Freitag überzeugte sich eine hochrangige Abordnung aus der Formel 1 und der MotoGP-Weltmeisterschaft auf dem Losail Circuit in Doha von den Baufortschritten auf der 5,380 km langen und mit 16 Kurven gespickten GP-Rennstrecke, die am 30. September 2004 eröffnet wurde und bereits am 2. Oktober 2004 erstmals Schauplatz eines Motorrad-GP war.

Für die Formel 1 reiste CEO Stefano Domenicali, der ehemalige Ferrari-Teamprinzipal und spätere Lamborghini-Geschäftsführer, von den Formel-1-Testfahrten in Bahrain nach Katar, während Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta seinen Sohn und Sportdirektor Carlos mitbrachte, dazu den neuen MotoGP Safety Officer Tomé Alonso, der Franco Uncini ersetzt.

Die Funktionäre von Dorna und Formel 1 wurden von Abdul Rahman bin Abdul Latif Al Mannai empfangen. Er ist Präsident der Qatar Motor and Motorcycle Federation (QMMF), die im Juli 1987 gegründet wurde. Diese «non profit goverment organization» ist die einzige Motorsport-Behörde in Katar und tritt auch als Promoter der WM-Läufe auf dem Losail Circuit auf – also als Veranstalter von Formel 1 und MotoGP. Die Formel-1-WM wird ab 2023 jetzt zehn Jahre lang im Wüstenstaat auftreten.

Die Gäste bekamen im QMMF-Hauptquartier eine eindrucksvolle Power-Point-Präsentation zu sehen. Eine Schautafel trug den Titel «Upgrade of Lusail Circuit and Surrounding Roads», eine andere beschrieb unter der Schlagzeile «Racetrack and Infrastructure» die geplanten Baumaßnahmen.

Die Umbauten an der Rennstrecke:

- neuer Asphaltbelag, neue Bordsteine, neues Drainage-System
- verbesserte Sicherheitsbarrieren

- völlig neue Infrastruktur-Netzwerke
- drei neue Tunnels

- neue interne Straßen und Auto-Parkflächen
- weitere Baumaßnahmen innerhalb des Rennstrecken-Areals

Domenicali und Ezpeleta zeigten sich von den Baufortschritten beeindruckt. Es besteht laut QMMF keine Gefahr, dass die Arbeiten nicht rechtzeitig bis zum Formel-1-GP (6. bis 8. Oktober) fertiggestellt werden. Der MotoGP-Event auf dem Losail Circuit wird erst von 17. bis 19. November 2023 durchgeführt.

Übrigens: Der Losail Circuit wurde vor mehr als 20 Jahren in etwas mehr als einem Jahr fertiggestellt und kostete der «Qatar Motor and Motorcycle Federation» (QMMF) damals ca. 58 Millionen US-Dollar. Die Umbaukosten werden jetzt mit unfassbaren 350 Millionen Euro beziffert. Die dringend nötige Entwässerungsanlage hat die Kosten zusätzlich in die Höhe getrieben.

Aber die Katari sind an andere Investitionsummen gewöhnt. Die Kosten für die Fußball-WM im November und Dezember 2022 wurde mit mehr als 200 Milliarden US-Dollar angegeben. Das Turnier in Katar war die teuerste Weltmeisterschaft aller Zeiten.

Neue Boxenanlage, mehr Tribünen

Wegen der Covid-19-Seuche ist 2021 erstmals ein Formel-1-GP in Doha ausgetragen worden, weil die Rennen in Asien ausfielen. Doch die Infrastruktur reichte den Formel-1-Verantwortlichen nur für diesen Ausweichtermin, sie drückten wegen der vielen GP-Absagen in Asien ein Auge zu. 2022 fehlte der Losail Circuit wieder im Formel 1-Kalender.

Inzwischen wurde allerdings ein 10-Jahres-Vertrag mit den Katari vereinbart, deshalb muss die Infrastruktur in Losail an die üblichen Standards angepasst werden – wie sie für die Formel 1 in Abu Dhabi, Bahrain und Saudi-Arabien im Mittleren Osten bereits vorzufinden sind.

In Katar wurde bisher wegen der Formel 1 für den Grand Prix 2021 die Boxengassen-Einfahrt angepasst, zudem wurden in einigen Kurven doppelte Randsteine gelegt (vor allem innen), die Banden sind an vielen Stellen verstärkt worden.

SPEEDWEEK.com-Mitarbeiter Ahmed Feisal gelang es, auf der Baustelle am Losail International Circuit erste Bilder zu machen. «Wegen der vielen Gräben und Löcher war es schwierig und gefährlich, sich auf der Baustelle zu bewegen», berichtete Feisal.

Bis zum Herbst wird die neue Boxenanlage auf der linken Seite der Start/Ziel-Geraden (in Fahrtrichtung) errichtet. Es wird also die gesamte Boxenanlage samt Boxengasse und Fahrerlager auf die andere Fahrbahnseite nach links transferiert. Dazu werden auf der Rückseite der neuen Boxen neue Paddock Offices gebaut, auch ein Tunnel vom Zuschauerbereich ins Fahrerlager wird gegraben.

Über den neuen Boxen werden geräumige Hospitality Lounges geplant, für die Formel 1 werden auf der Innenseite der Kurve 1 zahlreiche VIP-Lounges errichtet. Dazu entstehen neben der Start/Ziel-Tribüne zusätzliche Zuschauertribünen in den Kurven 1, 2 und 16.

Die Haupttribüne, die bisher in Fahrtrichtung links auf der Start- Ziel-Geraden platziert war, wird gegenüber auf der rechten Seite der Rennstrecke neu aufgestellt. Der Aufwand beim Tribünenbau wird wegen der Formel 1 vergrößert, denn bisher existierten nur 8000 Tribünenplätze. Wegen der Hitze scheuen die meisten Fans einen Besuch des Katar-GP.

Am Strecken-Layout auf dem 5,380 km langen und mit 16 Kurven gespickten Losail Circuit (eröffnet am 30. September 2004) in Doha wird sich hingegen wenig ändern. «Es wird praktisch identisch bleiben», war beim Assen-GP bei der Dorna zu hören. Aber es werden für die Formel 1 einige Asphalt-Auslaufzonen vergrössert. Außerdem wird die gesamte Fahrbahn neu asphaltiert werden.

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