Formel 1: Max Verstappen ist genervt

Kanada-GP: Wieso McLaren in Schwierigkeiten steckt

Von Mathias Brunner
Bei ihr ist klar, wer ihr Favorit ist

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​Anfang Juni hat McLaren in Spanien einen blitzsauberen Doppelsieg errungen, der Papaya-Rennwagen war krass überlegen. Von dieser Dominanz ist in Kanada wenig zu spüren. Was ist passiert?

WM-Leader Oscar Piastri hat nach dem Abschlusstraining zum Traditions-GP von Kanada festgehalten: «Wir haben noch immer einen klasse Rennwagen, aber von Überlegenheit erkenne ich hier in Montreal nichts.»

Kein McLaren in der ersten Startreihe, das gab es letztmals in Katar 2024 (da waren die beiden McLaren in der zweiten Reihe), nun wird Piastri hinter George Russell (Mercedes) und Max Verstappen (Red Bull Racing) in den Kanada-GP gehen, während Lando Norris nach Fahrfehlern mit P7 Vorlieb nehmen muss.

Schon im Freitagtraining deutete sich an, dass McLaren hier in Schwierigkeiten steckt. Und das liegt vorwiegend an den Reifen.

Bislang galt als 2025er Faustregel: Kein Rennwagen geht besser um mit den Pirelli-Reifen als der McLaren, vor allem bei heissen Bedingungen. Aber in Montreal ist es – für Juni – weniger warm als sonst, mit Maximaltemperaturen knapp über 20 Grad. Da haben wir zu dieser Jahreszeit schon mehr als 30 Grad erlebt.

Ein weiterer Faktor: die Pistenoberfläche des Circuit Gilles Villeneuve; recht glatt, weit entfernt vom Reifenfresser-Status, der Pisten wie Bahrain oder Barcelona nachgesagt wird.

Nächster Punkt: Pisten-Layout. Montreal ist ein Stop and go-Kurs mit drei beinharten Bremszonen aus hohem Tempo und zahlreichen langsamen Kurven.

Ebenfalls eine Rolle spielt: Formel-1-Alleinausrüster Pirelli hat die drei weichsten Mischungen in die Provinz Québec gebracht, also C4, C5 und C6.

Am Freitag hat sich gezeigt: Bei zahlreichen Rennwagen neigten die Mailänder Reifen zum so genannten Körnen (bei den meisten waren es die Hinterreifen, bei wenigen die Vorderreifen) – wenn die Walzenoberfläche heisser wird als der Reifenaufbau, es bilden sich Gummikügelchen auf der Lauffläche, der Wagen beginnt mehr zu rutschen, was den Effekt noch erhöht und den Verschleiss verschlimmert.

Mit etwas Geschick und Glück kann ein Pilot durch sachte Fahrweise diese Phase überstehen (besteht das Problem an der Hinterachse, muss sehr behutsam aus den Kurven herausbeschleunigt werden), und der Reifen erholt sich wieder; wenn nicht, dann ist ein Reifenwechsel unumgänglich.

Der McLaren mag keine körnende Reifen, während die Pole-Position von Mercedes andeutet: Der Rennwagen von George Russell und Kimi Antonelli fühlt sich bei diesen Bedingungen pudelwohl. Bei kühleren Bedingungen ist der Mercedes sauschnell (das haben wir 2024 auch in Las Vegas beobachtet), und Russell bestätigt: «Die Verhältnisse hier kommen uns entgegen, hoffentlich wird es zum Rennen nicht wärmer.» Wärmer würde auch bedeuten: weniger Körnen der Reifen.

McLaren probierte am Freitag einen neuen Frontflügel aus, der danach wieder weggepackt wurde. Dazu fährt Lando Norris mit einer veränderten Geometrie der Vorderradaufhängung, was ihm ein besseres Gefühl fürs Auto geben soll. Oscar Piastri verzichtete freiwillig auf den Einsatz der neuen Aufhängung, der Australier setzt auf Bewährtes.

Der Grosse Preis von Kanada ist ein klassisches Zweistopp-Rennen, mit der Abfolge – mittelhart, hart, hart. Ebenfalls möglich: mittelhart, hart, mittelhart. Natürlich kann das durch Safety Car-Phasen komplett über den Haufen geworfen werden.

Formel-1-Champion Max Verstappen wird den Kanada-GP als Zweiter schräg hinter George Russell aufnehmen und weiss: «Fürs Rennen wird das Reifen-Management im Mittelpunkt stehen. Es ist wärmer geworden als am Freitag, das spielt durchaus eine Rolle. Wir hatten am Freitag leichte Probleme mit körnenden Reifen, aber damit waren wir nicht die Einzigen.»

Startaufstellung GP Kanada

01. George Russell (GB), Mercedes
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren
04. Kimi Antonelli (I), Mercedes
05. Lewis Hamilton (GB), Ferrari
06. Fernando Alonso (E), Aston Martin
07. Lando Norris (GB), McLaren
08. Charles Leclerc (MC), Ferrari
09. Alex Albon (T), Williams
10. Franco Colapinto (RA), Alpine
11. Nico Hülkenberg (D), Sauber
12. Isack Hadjar (F), Racing Bulls *
13. Oliver Bearman (GB), Haas
14. Esteban Ocon (F), Haas
15. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber
16. Carlos Sainz (E), Williams
17. Lance Stroll (CDN), Aston Martin
18. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing **
Start aus Boxengasse:
Liam Lawson (NZ), Racing Bulls
Pierre Gasly (F), Alpine
* drei Ränge zurück, wegen Behinderung von Sainz
** zehn Ränge zurück, wegen Überholen bei roter Flagge

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