Rosberg: Ferrari wärmt alte Suppe auf – gefährlich!

Piero Ferrari
Das müssen die treuen Tifosi erst mal verdauen: Ferrari wird in aller Wahrscheinlichkeit auch 2025 keine WM-Titel holen. Die Italiener sind seit 2007 (Kimi Räikkönen) und seit 2008 (Konstrukteurs-Pokal) ohne grossen Wurf.
Klar erzeugt das viele Fragen, und eine davon lautet: Kann es sich Ferrari leisten, nur von Italien aus zu operieren? Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg (39) ist in der F1 Show von Sky Sports der Ansicht: nein, können sie auf die Dauer nicht.
Der 23-fache GP-Sieger aus Wiesbaden sagt: «Ich sehe ein Ferrari, das ist Sachen Exzellenz einfach nicht ganz auf der Höhe ist mit den wichtigsten Gegnern aus England, am besten zu sehen beim Beispiel Mercedes. Das hat einerseits mit den Lösungswegen bei Ferrari zu tun. Bei Mercedes konnte Lewis Hamilton jederzeit zu Teamchef Toto Wolff gehen, und der Österreicher fällte sofort Entscheidungen.»
«Bei Ferrari habe ich den Eindruck, dass Lewis sich einbringen will, aber dass vielleicht zu viele Entscheidungsträger vorhanden sind, das geht alles viel zu langsam.»
«Und ich höre auch, dass Ferrari wieder mal mit dem Gedanken einer Aussenstelle in Grossbritannien spielt, weil dort einfach das ganze Ökosystem der Formel 1 zu finden ist.»
Diese Idee ist nicht neu, und in die gleiche Kerbe haut seit Jahren Formel-1-Erfolgsmanager Flavio Briatore.
Der Italiener hat wiederholt festgehalten: «Es ist schwierig, in der Formel 1 zu gewinnen. Ferrari braucht keine neuen Chefs, das hatten sie schon zur Genüge. Sie müssen internationaler werden. Sie müssen endlich ein Technikzentrum in England aufmachen. Wenn du Champagner herstellen willst, ist es gescheiter, in Frankreich zu sein. Wenn du Schinken machen willst, brauchst du einen Sitz in Parma. Aber wenn die Formel 1 machst, dann musst du eben in England sein.»
«Maranello ist kein Wohnort, von dem die Engländer träumen. In der Formel 1 passieren keine Wunder. Es braucht Kreativität, Einfallsreichtum, begabte Menschen. In England liegen im Umkreis von 60 Kilometern Werke von acht Rennställen – Maranello ist davon weit entfernt und dafür bezahlen sie einen Preis.»
Mehrfach hat Ferrari versucht, mit einer Aussenstelle in England zu arbeiten. Eine Ferrari-Aussenstelle in Grossbritannien böte auch den Vorteil, auf viele weitere Techniker rückgreifen zu können, die gerne für Ferrari arbeiten möchten, die jedoch (aus familiären oder anderen Gründen) nicht nach Italien ziehen wollen. Genau so, wie es Flavio Briatore sagt.
Die Versuche in der Vergangenheit waren nicht immer von Erfolg gekrönt: McLaren-Designer John Barnard erhielt zwei Millionen Dollar Jahresgage (damals wurde kein Techniker besser bezahlt) und führte ab 1987 ein Design-Büro in England, das «Ferrari Guildford Technical Office», kurz Ferrari GTO. Dort heckte er unter anderem das erste halbautomatische Getriebe für Ferrari aus, wenn der Fahrer mit einer Wippe hinterm Lenkrad schaltet und nicht mehr mit dem klassischen Schaltknauf.
Und 1972 war Ferrari so tief in eine Krise gerutscht, dass sogar in England ein Chassis in Auftrag gegeben wurde – der Ferrari 312B3. Das fanden viele Italiener nicht akzeptabel.
Doch Piero Ferrari (80), Sohn des legendären Firmengründers Enzo Ferrari, sagte gegenüber meinem italienischen Kollegen Leo Turrini im hervorragenden Blog «Profondo Rosso»: «Mein grösster Fehler hiess John Barnard. Ich war es, der meinen Vater 1986 überredet hat, den Engländer zu engagieren. Ich glaubte, wir brauchen ein Superhirn aus dem Ausland. Aber Barnard hat sich nie in unsere Kultur einpassen können, es war ein unfassbarer Fehler, den ich bis heute bedaure. Wir müssen selber auf die Siegerstrasse zurückkehren, ohne Einschuss von Genen, die mit unseren nicht vereinbar sind.»
Kanada-GP, Circuit de Gilles Villeneuve
01. George Russell (GB), Mercedes, 1:31:52,688 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +0,228 sec
03. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +1,014
04. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +2,109
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +3,442
06. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +10,713
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +10,972
08. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +15,364
09. Esteban Ocon (F), Haas, +1 Runde
10. Carlos Sainz (E), Williams, +1
11. Oliver Bearman (GB), Haas, +1
12. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1
13. Franco Colapinto (RA), Alpine, +1
14. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +1
15. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
16. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +1
17. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1
18. Lando Norris (GB), McLaren, + 4 *
* ausgeschieden (Unfall), aber aufgrund der zurückgelegten Distanz gewertet
Out
Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, Aufgabe
Alex Albon (T), Williams, Motorschaden
WM-Stand (nach 10 von 24 Grands Prix und 2 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Piastri 198 Punkte
02. Norris 176
03. Verstappen 155
04. Russell 136
05. Leclerc 104
06. Hamilton 79
07. Antonelli 63
08. Albon 42
09. Ocon 22
10. Hadjar 21
11. Hülkenberg 20
12. Stroll 14
13. Sainz 13
14. Gasly 11
15. Tsunoda 10
16. Alonso 8
17. Bearman 6
18. Lawson 4
19. Bortoleto 0
20. Colapinto 0
21. Doohan 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 374 Punkte
02. Mercedes 199
03. Ferrari 183
04. Red Bull Racing 162
05. Williams 55
06. Haas 28
07. Racing Bulls 28
08. Aston Martin 22
09. Sauber 20
10. Alpine 11