Martin Brundle: «Das muss Lando Norris nun ändern»

Lando Norris
Im Kampf um Platz 4 im Kanada-GP passierte, was früher oder später kommen musste: eine Kollision zwischen den McLaren-Fahrern Oscar Piastri und Lando Norris.
Die Art und Weise allerdings, die hat Fans und Fachleute verblüfft. Denn nach einer krassen Fehleinschätzung berührte Norris mit seinem Papaya-Renner den Wagen des vor ihm fahrenden Australiers – Lando musste mit kaputter Aufhängung und gebrochenem Flügel aufgeben, Piastri konnte weitermachen, P4 ins Ziel bringen und den Vorsprung auf Norris in der Fahrer-WM ausbauen, auf nunmehr 22 Punkte.
Martin Brundle war am Circuit Gilles Villeneuve vor Ort. Der 66-jährige Engländer (158 GP, 9 Podestplätze) sagt als Experte der britischen Sky in seiner Nachbetrachtung des Rennens: «Oscar sah den Angriff kommen und deckte die linke Seite ab. Lando wiederum dachte sich wohl, dass Piastri nicht so lange links bleiben kann, weil sonst die Anfahrt auf die erste Kurve schwierig wird. Oscar war in dieser Szene nicht besonders nett, aber wieso sollte er?»
«Letztlich entschied sich Norris für den Angriff links, obschon da eigentlich kein Platz war. Es war schon ziemlich früh klar, dass dieses Manöver nicht gutgehen konnte. Das war einfach unbeholfen und unnötig.»
«Die Regeln bei McLaren sind klar: Die Piloten dürfen frei fahren, aber eine Berührung geht gar nicht. McLaren-CEO Zak Brown und Teamchef Andrea Stella haben richtig festgehalten, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis wir eine solche Situation erleben würden. Nur – es ging hier um Platz 4, da macht eine Kollision wenig Sinn. Klar ist sie auch nicht das Ende der Welt, aber sie bringt Lando Norris in eine sehr schwierige Lage.»
«Es scheint so zu sein, dass Lando bärenstarke Wochenenden hat, so wie in Australien oder Monaco, oder dann einfach zerkrümelt. Er hatte schon beim ersten Versuch in Q3 des Abschlusstrainings von Kanada einen massiven Bock geschossen, fuhr danach eine unsaubere zweite Runde, am Ende kam Startplatz 7 heraus und damit war er bereits im Hintertreffen.»
«Er fuhr in der Folge ein gutes Rennen – bis zum Unfall. In Sachen Fahrer-WM ist es recht einfach. Lando Norris wird nicht Weltmeister, wenn er zwischendurch solch schwache Wochenenden hat. Er muss jedes Mal abliefern, so wie das Max Verstappen in der Regel tut. Und auch Oscar Piastri ist bei seinem Leistungsniveau viel konstanter.»
«Ich finde es ein wenig verwirrend, wie Norris hin und her taumelt zwischen ganz stark und unerklärlich schwach. Gewiss, seine WM-Chancen sind noch da, aber von Melbourne bis Montreal hat er gegen Piastri 45 Punkte weniger gemacht.»
Kanada-GP, Circuit de Gilles Villeneuve
01. George Russell (GB), Mercedes, 1:31:52,688 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +0,228 sec
03. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +1,014
04. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +2,109
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +3,442
06. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +10,713
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +10,972
08. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +15,364
09. Esteban Ocon (F), Haas, +1 Runde
10. Carlos Sainz (E), Williams, +1
11. Oliver Bearman (GB), Haas, +1
12. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1
13. Franco Colapinto (RA), Alpine, +1
14. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +1
15. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
16. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +1
17. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1
18. Lando Norris (GB), McLaren, + 4 *
* ausgeschieden (Unfall), aber aufgrund der zurückgelegten Distanz gewertet
Out
Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, Aufgabe
Alex Albon (T), Williams, Motorschaden
WM-Stand (nach 10 von 24 Grands Prix und 2 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Piastri 198 Punkte
02. Norris 176
03. Verstappen 155
04. Russell 136
05. Leclerc 104
06. Hamilton 79
07. Antonelli 63
08. Albon 42
09. Ocon 22
10. Hadjar 21
11. Hülkenberg 20
12. Stroll 14
13. Sainz 13
14. Gasly 11
15. Tsunoda 10
16. Alonso 8
17. Bearman 6
18. Lawson 4
19. Bortoleto 0
20. Colapinto 0
21. Doohan 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 374 Punkte
02. Mercedes 199
03. Ferrari 183
04. Red Bull Racing 162
05. Williams 55
06. Haas 28
07. Racing Bulls 28
08. Aston Martin 22
09. Sauber 20
10. Alpine 11