Formel 1: Seltsame Erklärung für Crash

Isack Hadjar (3.): Der neue Verstappen-Stallkollege?

Von Mathias Brunner
Isack Hadjar

Isack Hadjar

​Sensationeller dritter Platz für den Racing Bulls-Fahrer Isack Hadjar beim Grand Prix der Niederlande auf dem Zandvoort Circuit, der 20-jährige Franzose drängt sich als Verstappen-Teamgefährte 2026 auf.

Was für eine Sternstunde für den 20-jährigen Isack Hadjar: Erster Formel-1-Podestplatz für den Franzosen mit algerischen Wurzeln beim Traditions-GP der Niederlande in den Dünen von Zandvoort – Platz 3 an der Nordsee, hinter WM-Leader Oscar Piastri und dem vierfachen Weltmeister Max Verstappen. Keine üble Gesellschaft auf dem Siegerpodest!

Hadjar ist in der Historie der Formel-1-WM der 219. Fahrer auf dem Podest und der dritte neue Podestbesucher in der Saison 2025, nach Kimi Antonelli (in Montreal) und Nico Hülkenberg (in Silverstone).

Mit 20 Jahren, 11 Monaten und 3 Tagen ist Hadjar der fünftjüngste Formel-1-Fahrer auf dem Podest, nach Max Verstappen (18/7/15), Lance Stroll (18/7/27), Kimi Antonelli (18/9/21) und Lando Norris (20/7/22). Und er ist der erste Franzose als Podest-Novize seit Esteban Ocon in Sakhir 2020.

Hadjar hat dieses verblüffende Ergebnis im 14. Grand Prix erreicht, sein Weg ist programmiert: Wer anders als er soll 2026 im zweiten Red Bull Racing-Rennwagen sitzen, mit solchen Ergebnissen?

Isack warf sich nach dem Rennen in die Arme seiner Racing Bulls-.Mannschaft und kämpfte bei ersten Interviews sichtlich um Fassung: «Das alles fühlt sich noch komplett unwirklich an.»

«Was mich heute am meisten überrascht hat – wie scheinbar mühelos ich die meiste Zeit über meinen vierten Platz verteidigen konnte. Ganz ehrlich, ich hatte vor dem Rennen viel mehr Gegenwehr meiner Verfolger erwartet.»

«Dann war das Pech von Lando Norris mein Glück, so rückte ich auf den dritten Rang hoch.»

«Das Auto hätte nicht besser liegen können, das ganze Wochenende über fühlte ich mich im Wagen sauwohl, der in den Kurven wie auf Schienen lag.»

«Aber ich darf auch mit dem Mann am Lenkrad zufrieden sein, weil ich weiss – ich habe das Beste aus meinen Möglichkeiten geholt. Ich habe keine Fehler gemacht, und als sich die Chance auf einen Podestplatz eröffnete, behielt ich die Nerven und fuhr diesen dritten Rang nach Hause.»

Das ist Isack Hadjar

Ende 2024 ging es Schlag auf Schlag bei den Formel-1-Rennställen von Red Bull: Trennung zwischen Red Bull Racing und Sergio Pérez, Verpflichtung des Neuseeländers Liam Lawson als Stallgefährte von Max Verstappen bei RBR.

Damit war auch klar: Yuki Tsunoda bleibt für eine fünfte Saison bei den Racing Bulls, und sein neuer Teamgefährte wird der Formel-2-Gesamtzweite von 2024 – der Franzose Isack Hadjar. Der Pariser unterlag beim F2-Finale von Abu Dhabi knapp dem Brasilianer Gabriel Bortoleto (der ebenfalls in die Königsklasse aufsteigt, als Fahrer bei Sauber/Audi). Am 20. Dezember 2024 bestätigten die Racing Bulls das Engagement des 20-jährigen Hadjar.

Teamchef Laurent Mekies: «Wir freuen uns, dass wir Isack an Bord haben, das bringt frischen Wind. Sein Express Richtung Formel 1 war herausragend, er hat erstaunliche Reife bewiesen und fabelhafte Ergebnisse erzielt. Wir sind sicher, er wird sich in der Königsklasse schnell etablieren. Wir haben nun eine gute Mischung aus Jugend und Reife, denn Yuki Tsunoda bringt inzwischen vier Jahre F1-Erfahrung mit, das ist unerlässlich, um unsere Ziele 2025 zu erreichen.»

CEO Peter Bayer: «Sinn und Zweck unseres Rennstalls war es immer, vielversprechende Talente in der Formel 1 weiter auszubilden und für das grössere Red Bull-Team fit zu machen. So wie wir das nun mit Isack Hadjar anstreben.»

Isack Hadjar selber sagte: «Das ist ein riesiger Schritt für alle, die immer an mich geglaubt haben. Ein Traum wird wahr. Ich habe das Gefühl, ich betrete ein neues Universum, mit den schnellsten Autos der Welt und gegen die besten Fahrer. Ich weiss, dass ich eine steile Lernkurve vor mir habe. Aber ich freue mich auf die Arbeit, auch mit Yuki. Wir sind als Red Bull-Junioren einen vergleichbaren Weg gegangen, und ich bin sicher, ich kann sehr viel von ihm lernen.»

Der französisch-algerische Doppelbürger, geboren am 28. September 2004 in Paris, erzählt über sich selber: «Ich habe mich schon immer für Autos interessiert, aber nicht besonders für Rennen, eher wegen des Films ‘Cars’. Meine Grosseltern und meine Eltern sind hauptsächlich Ärzte oder Physiker, sie haben nichts mit Motorsport zu tun, aber mein Vater hat stets F1-Rennen geschaut, das war’s eigentlich.»

«Weil ich schon als sechsjähriger Knirps anfing, Grands Prix zu gucken, begann ich mich auch für den Kartsport zu interessieren, also kauften mir meine Eltern ein Kart, als ich sieben war. Die Liebe zum Rennsport ist schnell entflammt.»

«Mein erstes Kartrennen war im September 2012, und ich habe es gewonnen. Mein erstes Autorennen war in der französischen F4-Meisterschaft im April 2019.»

«Meine Eltern sind die Menschen, die mir in meiner Karriere bei weitem am meisten geholfen haben, denn sie haben mir von Anfang an alles gegeben, um erfolgreich zu sein, indem sie Sponsoren und Leute gefunden haben, die mir helfen konnten. Ich verdanke ihnen alles.»

Hadjar im Autosport: Siebter in der französischen Formel-4-Meisterschaft 2019, 2020 dann Dritter. 2021 Fünfter in der Formel Regional, ein Jahr später Dritter, parallel dazu Einsätze in der Formel 3 (Gesamtvierter). 2023 der Aufstieg in die Formel 2 (Gesamt-14.), parallel dazu schon Testfahrer für AlphaTauri und Red Bull Racing. 2024 Wechsel von Hitech zu Campos, zweiter Rang in der Formel 2 hinter Gabriel Bortoleto, erneut Testfahrer der Racing Bulls und von RBR, nun Vertrag als GP-Stammfahrer für 2025.

Hadjar blickt zurück: «Eines meiner Lieblingsrennen war jenes von Paul Ricard in der französischen F4 2020, bei dem ich von Startplatz 14 aus ins Rennen ging und mich bis auf Platz 2 vorarbeitete. Le Castellet ist nicht so einfach zum Überholen, aber ich fuhr nach ein paar Runden mit verrückten Überholmanövern bis auf Platz 4 vor, fuhr die schnellste Runde und überholte in der Schlussphase des Rennens und wurde Zweiter.»

Ebenfalls in schöner Erinnerung: «2021 habe ich in Monaco in der Formula Regional European gewonnen. Zum ersten Mal in der Saison habe ich dominiert. Ich hatte einen grossartigen Start und konnte mich nach zwei Runden absetzen, indem ich fast in jeder Runde die schnellste Runde fuhr und kurz vor dem Safety-Car einen Vorsprung von sechs Sekunden herausfuhr. Ich hatte einen grossartigen Neustart und konnte einen weiteren Vorsprung von 7 Sekunden herausfahren. Ich hatte einfach so viel Spass, als ich die Strassen von Monte-Carlo 30 Minuten gefühlt für mich alleine hatte! Es ist vor allem diesem Rennen zu verdanken, dass ich bei Red Bull unterschrieben habe.»

«Ich mag auch andere Strecken. Die S-Kurven von Suzuka sind eine der schönsten Passagen der Welt, vor allem wegen ihres Flusses. Aber meine absolute Lieblingskurve ist Degner 1 von Suzuka, eine 90-Grad-Hochgeschwindigkeitskurve, in der jeder Fehler in die Mauer führt. Ich habe das Gefühl, dass Suzuka die einzige Strecke ist, auf der alle Kurven Spass machen.

Hadjar, dessen Nase und Stimmklang an Alain Prost erinnern, hat andere Formel-1-Stars als Vorbilder: «Meine Helden sind Ayrton Senna und Lewis Hamilton.»


Niederlande-GP, Zandvoort Circuit

01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:38:29,849 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +1,271
03. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +3,233
04. George Russell (GB), Mercedes, +5,654
05. Alex Albon (T), Williams, +6,327
06. Oliver Bearman (GB), Haas, +9,044
07. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +9,497
08. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +11,709
09. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +13,597
10. Esteban Ocon (F), Haas, +14,063
11. Franco Colapinto (RA), Alpine, +14,511
12. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +17,063
13. Carlos Sainz (E), Williams, +17,376
14. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +19,725
15. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +21,565
16. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +22,029
17. Pierre Gasly (F), Alpine, +23,629
18. Lando Norris (GB), McLaren +8 Runden *
Out
* wegen Motorschadens ausgeschieden, aber aufgrund der zurückgelegten Distanz gewertet
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Kollision mit Antonelli
Lewis Hamilton (GB), Ferrari, Unfall

WM-Stand (nach 15 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Piastri 309 Punkte
02. Norris 275
03. Verstappen 205
04. Russell 184
05. Leclerc 151
06. Hamilton 109
07. Antonelli 64
08. Albon 64
09. Hülkenberg 37
10. Hadjar 37
11. Stroll 32
12. Alonso 30
13. Ocon 28
14. Gasly 20
15. Lawson 20
16. Bearman 16
17. Sainz 16
18. Bortoleto 14
19. Tsunoda 12
20. Colapinto 0
21. Doohan 0

Konstrukteurspokal
01. McLaren 584 Punkte
02. Ferrari 260
03. Mercedes 248
04. Red Bull Racing 214
05. Williams 80
06. Aston Martin 62
07. Racing Bulls 60
08. Sauber 51
09. Haas 44
10. Alpine 20

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