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Lewis Hamilton (Ferrari) Monza: Knicks vor Niki Lauda

Von Mathias Brunner
​1975 sicherte der Österreicher Niki Lauda Ferrari den ersten Fahrer-WM-Titel nach elf Jahren (John Surtees 1964). 50 Jahre danach ehren Ferrari und Lewis Hamilton den unvergessenen Wiener.

Ferrari einmal etwas anders: Die Rennwagen von Lewis Hamilton und Charles Leclerc sind beim Heimrennen von Monza in einer Art und Weise lackiert, die an den legendären Ferrari 312T von Niki Lauda erinnert, mit dem der Österreicher vor 50 Jahren Weltmeister wurde.

Monza 1975 war ein Triumphzug der Italiener vor den euphorischen Tifosi: Der Tessiner Clay Regazzoni gewann das Rennen, der Wiener Niki Lauda sicherte Ferrari den ersten Fahrer-WM-Titel seit 1964 (John Surtees).

Lauda zu Ehren trägt Hamilton einen gelb-weissen Helm im Design, wie Lauda früher an den Start ging, Leclerc einen im Rot des unvergessenen Österreichers.

Im Rahmen der Feierlichkeiten 50 Jahre WM-Titel von Lauda werden die Fahrer das Wochenende über blau-weisse Teamtrikots und Overalls im Retro-Stil tragen.

Niki Lauda war massgeblich an Hamiltons Wechsel von McLaren zu Mercedes Ende 2012 beteiligt. Das führte später zu sechs WM-Titeln von Hamilton für die Marke mit dem Stern.

Niki Lauda hat am 20. Mai 2019 für immer die Augen geschlossen. Der Österreicher hat das Leben vieler Menschen geprägt, auch jenes von Lewis Hamilton: «Ohne ihn hätte ich meine ganzen Erfolge nie erreicht.»

Hamilton vor einigen Jahren: «Niki ist ein Mensch, der uns allen sehr fehlt, ich vermisse ihn jeden Tag. Ich finde es noch immer schwierig, über ihn zu sprechen; über einen Menschen, der mir derart nahe stand. Es gab so viele fabelhafte Momente mit ihm.»

«Am liebsten sind mir die ersten Gespräche, die wir geführt haben. Wir fingen 2012 an, uns zu unterhalten. Es gab einen Tag, da war ich eben erst nach Hause gekommen, und Niki rief an, um mich davon zu überzeugen, zu Mercedes zu kommen. Ich weiss noch, wie cool ich es fand, dass mich ein Weltmeister, nein, eine Ikone wie Niki Lauda einfach so anruft!»

«Wir hatten in der Folge verschiedene Gespräche, aber das war noch in einer sehr frühen Phase. Dann kam der Moment, als der damalige Mercedes-Teamchef Ross Brawn zu mir kam. Um genau zu sein, sass Ross in der Küche meiner Mutter, was sich sehr surreal angefühlt hat.»

«Ich habe nie vergessen, woher ich komme. Da war dieser kleine Junge aus Stevenage, der mit seinem Vater die Formel-1-Rennen guckte, damals gewann Ross mit Ferrari all diese WM-Titel in Serie. Ich erinnere mich an einen Grand Prix in Magny-Cours mit dem genialen Einfall von Ross, Michael Schumacher auf eine Vierstoppstrategie zu schicken. Und nun sass dieser Mann, der mit dem grossen Schumacher zusammengearbeitet hatte, in der Küche meiner Mutter und bat darum, dass ich für ihn fahre. Da erstappst du dich schon beim Gedanken: Das ist doch verrückt.»

«Wenn dich ein Mann wie Niki Lauda unterstützt, dann erfordert das eine riesige Portion Respekt. Ich war zuvor nicht der Meinung, dass er mich als wirklich herausragenden Fahrer sieht. Aber diese Einschätzung war falsch. Denn als er in Singapur in mein Hotelzimmer kam und wir das entscheidende Gespräch führten, da machte etwas Klick. Ich merkte, in wie vielen Punkten wir ähnlich dachten, in viel mehr Belangen, als ich je für möglich gehalten hätte. Von da an hatten wir ein grossartiges Verhältnis.»

«Wir reisten zusammen, ich besuchte ihn auf Ibiza. Er war ein so positiver, humorvoller Mensch, der geborene Unterhaltungskünstler. Er hatte immer die tollsten Geschichten zu erzählen. Und was war er für ein Racer! Er dachte immer nur daran, sich zu verbessern.»

«Der Ritterschlag von Niki für eine gute Leistung war, vor dir seine berühmte Kappe zu ziehen. Dann hast du gewusst, dass du wirklich gut warst. Er war kein Mann, der mit Komplimenten um sich warf. Die Kappe zu lüften, das sagte alles. Vielleicht kam noch ein schnelles ‚Gut gemacht!’, aber das war’s schon.»

«Selbst nach einem Sieg hat er eher gefragt: ‚Sag, Lewis, was brauchst du, um noch besser zu werden?’ Er suchte immer nach weiteren Verbesserungen. Von den vielen Lektionen, die ich von ihm lernen durfte, war dies die kraftvollste – du musst als Rennfahrer nicht nur hart arbeiten, du musst dein Team anführen, du musst die richtigen Fragen stellen und tief in dich gehen, du musst aus deinen Leuten das Beste herausholen.»

«Es kommt mir ein wenig vor wie beim Training: Du machst, sagen wir zehn Liegestütze und bei der neunten denkst du, mehr als zehn werde ich wohl heute nicht schaffen, aber dann findest du in deinem Körper weitere Energie, um auf zwölf oder dreizehn zu kommen. Das ist bei der Arbeit mit Menschen auch so. Ein wenig mehr geht immer. Niki hat mir im Umgang mit unseren Leuten so viel beigebracht, und ich stelle mir gerne vor, dass ich das jeden Tag umsetze.»

«Ich werde es Niki nie vergessen, dass er mich in einer Phase zu Mercedes geholt hat, in welcher die grossen Erfolg noch vor uns lagen. Ich wurde mit offenen Armen empfangen, und wir sind alle gemeinsam gewachsen. Niki war ein Mensch, der mir meine Freiheiten gelassen hat, weil er spürte, dass die Leute sich am besten dann entfalten, wenn sie sich selber sein dürfen.»

«Ich habe Niki Lauda kurz vor seinem Tod das letzte Mal gesehen, in der Schweiz. Er dachte an nichts Anderes, als in den Rennsport zurückzukehren. Ich schätze, wenn dir Racing mal unter die Haut gegangen ist, dann lässt dich das nicht mehr los. Auch wenn du selber keine Rennen mehr fährst.»

«Ich empfinde es als grosses Privileg, so viel Zeit mit Niki Lauda verbracht zu haben. Ich hüte diese Erinnerungen wie ein Schatz. Ich bin ihm sehr dankbar für alles, was er für mich getan hat, ich werde ihn immer im Herzen bewahren. Und ich weiss – wenn wir da hinausfahren, dann ist er unser ständiger Begleiter.»

Das Monza-Wochenende beginnt für Hamilton mit einem Rückschlag: Wegen Missachtens gelber Flaggen in Zandvoort wird er nach der Qualifikation eine Strafe von fünf Rängen zurück erhalten.


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