Luca di Montezemolo: «Ferrari ohne Leader»

Luca di Montezemolo war in Bahrain im Formel-1-Fahrerlager zu Besuch
Für Luca di Montezemolo gibt es einen wichtigen Grund, warum die Mannschaft aus Maranello seit langer Zeit auf einen WM-Titelgewinn wartet: Der frühere Präsident von Ferrari beklagt einen Mangel an Führungskraft und Stabilität bei den Roten.
Bei der Premiere von «Luca – Seeing Red», einer Dokumentation über sein Leben und Werk, erklärte der frühere Ferrari-Präsident, der als Vorstandsmitglied der «McLaren Group Holding Ltd.» die Fronten gewechselt hat: «Es ist traurig zu sehen, dass Ferrari ohne Leader dasteht. Es fehlt eine starke, entschlossene Seele.»
«Eine der Lektionen, die ich bei Ferrari gelernt habe und die ich immer zu beherzigen versucht habe, ist, dass man, wenn man gewinnt, noch härter arbeiten muss. Nun, da wir nicht gewinnen, gilt das umso mehr», betonte der 78-Jährige. Und er ergänzte mit Nachdruck: Es sei entscheidend, die richtigen Leute auszuwählen. Er habe zu seiner Zeit selbst wertvolle Mitarbeiter gehabt.
Vor allem die Trennung vom früheren Teamchef Mattia Binotto, der von Fred Vasseur abgelöst wurde und nun das F1-Projekt von Audi leitet, sieht Montezemolo als Fehler an. «Es wäre besser gewesen, hätte Binotto weitermachen können. Ständige Veränderungen bedeuten einen Verlust der Stabilität des Teams – und das ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren.»
«Bei jeder Veränderung muss man von vorne anfangen, und es gibt viel zu tun. Und oft werden Ankündigungen gemacht, die übertriebene Erwartungen wecken. Man sollte zuerst Ergebnisse erzielen, und diese dann kommunizieren», ätzt der Italiener.
Ferrari habe den Fans gegenüber eine Verantwortung, stellte der frühere Ferrari-Präsident daraufhin klar. «Ich habe die schönen Bilder der Fans in Monza gesehen und gleichzeitig ein Team, das trotz der vielen Ankündigungen vor dem Rennen noch keinen Sieg eingefahren hat. Und selbst wenn sie eines gewonnen hätten, bleibt die Tatsache, dass Ferrari seit Jahren keinen WM-Titel mehr gewonnen hat. Ich selbst habe einige sehr schwierige Zeiten erlebt, denn ich glaube, wir haben neun oder zehn Meisterschaften in einem letzten Rennen verloren.»
«Zu lange schon ist Ferrari nicht einmal mehr in der Lage, beim letzten Rennen mit einem Fahrer um den Titel zu kämpfen. Ich hoffe, dass sich das ändert, vor allem für diejenigen, die in Monza dabei waren und weiterhin unerschütterliches Vertrauen zeigen. Ihnen gegenüber hat Ferrari heute noch mehr Verantwortung als damals», ist sich Montezemolo sicher.