Baku FP1: Kurioses Klebeband-Rot, Norris Schnellster

Von Silja Rulle
Lando Norris (hier vor Stroll) war im FP1 in Baku Schnellster

Lando Norris (hier vor Stroll) war im FP1 in Baku Schnellster

Im ersten freien Training vor dem GP von Aserbaidschan in Baku sorgte eine Rotphase wegen eines Klebebands für eine lange Unterbrechung. McLaren war in den verbliebenen 37 Minuten Trainingszeit Doppelspitze.

In einem durch eine kuriose rote Flagge lange unterbrochenen ersten freien Training in Baku sicherte sich Lando Norris die schnellste Rundenzeit, gefolgt von seinem McLaren-Kollegen Oscar Piastri, der mit technischem Problemen zu kämpfen hatte.

Mercedes-Pilot George Russell meldete sich am Freitagmorgen zurück. Er hatte den Medientag am Donnerstag noch verpasst, fühlte sich laut Team unwohl, ruhte sich aus. Die Ruhe hat Wirkung gezeigt, der Brite war am Freitagmorgen wieder fit und rechtzeitig zum Beginn des ersten freien Trainings im Auto – mit Spezialhelm

Nur wenige und ganz geringfügige Veränderungen wurden an den Boliden vor dem Baku-Rennen vorgenommen: Ferrari und die Racing Bulls haben an der Kühlung der Bremsen aufgerüstet. Red Bull Racing hat Feintuning an den Innenflügeln betrieben, Mercedes die Frontflügel leicht überarbeitet. Die übrigen sechs Teams haben im Vergleich zum Italien-GP in Monza vor zwei Wochen nichts verändert. Klares Zeichen dafür, dass die Teams sich immer mehr auf 2026 und das dann in Kraft tretende neue Reglement konzentrieren.

Reifenhersteller Pirelli hat die weichste Kombination ans Kaspische Meer mitgebracht: C6 bis C4. Am Freitagmorgen hatte es in der aserbaidschanischen Hauptstadt geregnet, daher waren Teile der Anlagen am Baku City Circuit am Morgen noch feucht bis nass. Doch dank der zwei Stunden Zeitverschiebung im Vergleich zu Mitteleuropa fand das FP1 in Baku zur Mittagszeit und entsprechend bei 25 Grad Lufttemperatur und 32 Grad auf dem Asphalt los – aber bei 71 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Russell und die beiden Aston Martin ließen sich zu Beginn der frühen Session am meisten Zeit, auf die Strecke zu kommen. Gut dreieinhalb Minuten nach Beginn war der frisch genesene Russell dann aber auch offiziell wieder zurück!

McLaren rief den WM-Zweiten Lando Norris früh in die Garage, um «etwas vom Auto zu entfernen». Kurz wurde eine versehentlich zurückgelassene Abdeckung auf der Nase entfernt. Und dann direkt das nächste Problem bei Papaya: Oscar Piastri wurde ebenfalls reingerufen – mit der Bitte, nicht zu schalten, – und mit langfristigeren Arbeiten anstehend als die schnelle Schrauberei bei seinem Stallgefährten Norris. Generell viel los am Morgen in Aserbaidschan: Gabriel Bortoleto kurz im Notausgang, Alex Albon verlor seinen Spiegel.

Nach zehn Minuten purzelten die ersten schnellen Runden rein: Lando Norris setzte sich mit 1:44,274 min vor die beiden Red Bull Racings (Verstappen vor Tsunoda). Russell (noch mit ziemlich heiserer Stimme am Funk) toppte mit 1:44,150 min, Norris zog auf der sich schnell entwickelnden strecke wieder vorbei (1:43,747).

Dann die rote Flagge mit noch 46 Minuten auf der Uhr! Und es begann ein klebriges und zähes Drama.

Weil in der letzten Kurve ungewöhnliche Klebebänder am Randstein herausgekommen waren (gelöst durch die Belastung der drüberfahrenden Williams-Boliden), wurden alle Piloten in die Boxengasse geschickt. Ein Streckenposten wurde auf den Kurs geschickt, kämpfte mit einem dicken schwarzen Klebeband, das unter dem Kerb des Stadtkurses angebracht war – und er war schließlich unter dem lauten Jubel der Zuschauer siegreich! Danach wurde aber noch mehr Personal auf die Strecke geschickt, ein Mann sprang auf dem Kerb herum, wohl um ihn zu fixieren. Außergewöhnliche Szenen in Baku!

Die Unterbrechung kam McLaren und Piastri zugute. Nach 13 Minuten Rotphase sprang dann der Australier auch tatsächlich pünktlich zum Grün ins Auto – doch dann leuchtete plötzlich wieder Gelb. Und ein Flaggen- und Mitteilungsfeuerwerk (Gelb, rutschige Strecke, DRS deaktiviert…) in verschiedenen Sektoren begann auf dem Mitteilungsboard der Rennleitung. Der Randstein sorgte weiter für Probleme und Verwirrung. Weil die Boxengasse ohnehin noch geschlossen war, fuhr keiner der Fahrer raus.

Stadtkurse wie die Strecke in Baku sorgen immer mal wieder für Probleme, lose Gullys sorgten hier 2019 für Ärger. Bahrain bewies bei den diesjährigen Tests aber, dass auch permanente Strecken Probleme haben können: Fans und Teams erinnern sich an Stromausfall, eine zerbrochene Glasscheibe auf Start/Ziel und ein verirrtes Quad auf der Piste. Für die Teams sind solche Unterbrechungen bitter, schließlich geht wertvolle Trainingszeit verloren. Aber immerhin für alle Teams gleichermaßen.

Um 11:09 Uhr mitteleuropäischer Zeit, also nach 23 Minuten Unterbrechung, ging es dann endlich weiter. Knapp zehn Minuten dauert es, bis die Zeiten aus der ersten Phase übertrumpft wurden: Norris schlug sich selbst, setzte mit 1:42,704 min die neue Bestzeit, gut eine Sekunde vor Max Verstappen von Red Bull Racing.

Mit noch zehn Minuten auf der Uhr meldete sich dann Lewis Hamilton bei seinem Ferrari-Team: Er hat die Mauer touchiert. Sein Team teilte ihm mit, dass sein Reifen hinüber sei. Außerdem verlor er die Endplatte seines Frontflügels. Sein Ferrari wurde zur Reparatur zurück in die Garage geschoben. Sein Teamkollege Charles Leclerc sprang unterdessen in der Zeitenliste auf Rang 2 (eine halbe Sekunde langsamer als Norris). Die Zeiten lagen zu diesem Zeitpunkt (trotz Unterbrechung, aber befeuert durch die weicheren Reifen) übrigens schon gut drei Sekunden unter den Trainingszeiten von 2024 (Platz 1 war Verstappen mit 1:45,546 min).

Hamilton kam in der Schlussphase wieder auf die Strecke. Ungewöhnliche Szene: Max Verstappen musste vier Minuten vor Schluss den Notausgang nehmen und wenden. Auch Piastri kam ins Schleudern – allerdings nachdem er die zweitschnellste Zeit (1:43,014 min) gefahren war. Die beiden McLaren also wieder als Doppelspitze unterwegs – und beendeten auch so die Session.

Zum Ende der ersten Trainingseinheit kam dann noch die Mitteilung: Ein Zwischenfall um Alpine-Pilot Franco Colapinto, nämlich ein Verstoß gegen die Regeln und roter Flagge, wurde «notiert» – aber schließlich nicht weiter untersucht, wie wenig später mitgeteilt wurde.

1. Training, Aserbaidschan

01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:42,704 min
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:43,014
03. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:43,256
04. George Russell (GB), Mercedes, 1:43,257
05. Alex Albon (T), Williams, 1:43,563
06. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:43,738
07. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:43,790
08. Carlos Sainz (E), Williams, 1:43,859
09. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:43,903
10. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:43,975
11. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:43,985
12. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:43,986
13. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:44,087
14. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:44,087
15. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:44,139
16. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:44,151
17. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:44,329
18. Esteban Ocon (F), Haas, 1:44,439
19. Franco Colapinto (RA), Alpine, 1:45,299
20. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:45,418

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