Der unterschätzte Champion: Danners Sternstunde

Christian Danner (Mitte) eroberte heute vor 40 Jahren den Formel-3000-Europameistertitel
Jedem Motorsportfan im deutschsprachigen Raum ist Christian Danner ein beliebter, hochkompetenter Begleiter durch die aktuellen Motorsportsaisons. Wie viele seiner heutigen Kollegen, die als Experten und Kommentatoren arbeiten – etwa Martin Brundle, Marc Surer oder Jensen Button, um nur drei zu nennen – gründete auch er seinen heutigen Status auf einer veritablen Rennfahrer-Karriere. Aber wie war das noch bei Christian Danner? Genau heute vor 40 Jahren gewann er die Formel 3000 Europameisterschaft.
«Herr Danner, gehn’s zurück an die Uni», soll der BMW-Motorenpapst Paul Rosche mal zu dem Jüngling mit der Nickelbrille gesagt haben, weil er meinte, dieser sei nicht geschaffen für den harten Weg eines Rennprofis. In diesem Fall sollte sich Rosche ausnahmsweise einmal geirrt haben: Christian Danner (Jahrgang 1958) boxte sich als BMW-Werksfahrer durch die Formel 2, um anschließend 1985 die FIA Formel 3000 Europameisterschaft zu gewinnen – den wichtigsten sportlichen Titel seiner rund 20 Rennjahre. Sie begannen 1977 im Renault-5-Cup und endeten nach Stationen in der Formel 1, der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft und der amerikanischen IndyCar-Serie.
Seine Jahre in der Formel 1 waren geprägt von unterlegenem und oft unzuverlässigem Material, was über seine wahren Möglichkeiten hinwegtäuscht. Die magere Ausbeute von nur vier Punkten bei 36 Starts zwischen 1985 und 1989 (bei Zakspeed, Osella, Arrows und Rial) kompensierte der Münchner Sonnyboy durch seinen nicht zu erschütternden Optimismus, seinen großen Fleiß und die Aneignung fundierten technischen Wissens – was für seinen Werdegang von großem Nutzen sein sollte.
Später machte er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie, sowohl als Fahrer als auch als Teamchef eine prima Figur. Sein Auftritt in der Deutschen Rennsportmeisterschaft war nur kurz, aber heftig: 1980 und 1981 bestritt er fünf Rennen mit dem BMW M1 Gruppe 4 – und er gewann vier davon, jeweils als Sieger in der Rennsport-Trophäe und meist weit vorn im Feld der wesentlich stärkeren Gruppe-5-Autos.
Und dann war da noch, es war eingangs kurz erwähnt, der Gewinn der Formel 3000 Europameisterschaft – zweifellos der namhafteste Titel in der Karriere des oft unter Wert gehandelten, heute noch immer wie ein unbekümmerter Jüngling daherkommenden 67-Jährigen. Die Formel 3000 (mit Dreiliter-Motoren) war 1985 als Nachfolgerin der Formel 2 eingeführt worden und damit die neue Kaderschmiede der Formel 1. Es war übrigens der erste große internationale Titel eines deutschen Rennfahrers seit den Tagen von Rudolph Caracciola und Bernd Rosemeyer in einer internationalen Formel-Rennserie.
Die Art, wie Danner sich diesen Titel erarbeitete, ist bezeichnend für sein Talent und seine Standhaftigkeit. Mit seinem March 85B ließ er sich schon beim vierten Rennen in Vallelunga als Dritter auf dem Treppchen blicken, unmittelbar danach in Pau stand er erstmals ganz oben. Es folgten weitere Siege in Dijon, Zandvoort und Donington, wohlgemerkt gegen Konkurrenten wie Emanuele Pirro, Philippe Streiff, Ivan Capelli, John Nielsen und Konsorten. Wobei Mike Thackwell – der amtierende Formel-2-Europameister – sich als härtester Brocken im Fight um die dicken Punkte erwies. Mit seinem Ralt RT10 blieb er bis zum letzten Rennen immer auf Schlagdistanz, musste sich dann nach Ausfall aber mit dem Vizetitel bescheiden. Christian erinnert sich: «Als das Paket gepasst hat, war ich aus der ersten Startreihe eigentlich nicht mehr wegzubekommen.» Und vom Treppchen auch nicht.