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Gutiérrez: «Gleiches Gefühl wie Hülkenberg»

Von Mathias Brunner
Esteban Gutiérrez im Sauber

Esteban Gutiérrez im Sauber

Der Sauber-Neuling nach seinem ersten Testtag: «Kein Training der Welt kann das Fahren ersetzen.»

Esteban Gutiérrez hat einen langen Tag in den Knochen: 110 Runden in Jerez, das ist nicht ohne. Der Mexikaner gibt zu: «Nun spüre ich meinen im Nacken, da muss ich noch härter trainieren. Sonst ist alles okay.»

Alles okay ist eine gepflegte Untertreibung: Im Sauber-Rennstall freut man sich über einen Tag voller aerodynamischer Messungen, Reifen- und Bremsen-Tests, über zahlreiche Dauerläufe mit reichlich Sprit an Bord.

Technische Probleme – keine.

Der Wagen scheint wie die sprichtwörtliche Schweizer Uhr zu laufen. Aber wie genau tickt sie? Wir haben den 21 Jahre jungen Mexikaner im Detail befragt.

Estban, welches Gefühl vermittelt dir das Auto?

Ein sehr positives. Ich habe ja schon einen gewissen Vergleich dadurch, dass ich den letztjährigen Wagen in Indien und später beim Nachwuchsfahrer-Test in Abu Dhabi bewegen konnte. Und da schneidet der neue Renner ganz gewiss nicht weniger gut ab! Der wichtigste Punkt jedoch ist derzeit die Standfestigkeit, auch da sind wir recht gut aufgestellt. Das gibt uns viel Spielraum, das geplante Programm abzuspulen und daneben auch ein wenig zu experimentieren. Das ist für mich wichtig, weil ich als Rookie jede Runde brauche.

Wie wohl fühlst du dich, was deinen Arbeitsplatz angeht?

Da zahlt es sich aus, dass ich viele Male in Hinwil im Werk gewesen bin. Gut, es ist immer etwas anderes, wenn man dann um die Ecken flitzt, aber generell passt alles. Ausser eben, dass ich einen steifen Nacken habe. Ich war zwei Monate lang nicht gefahren, und selbst das härteste Training kann das Fahren nicht ersetzen.

Hat dich heute etwas überrascht?

Ja, das Verhalten der Reifen. Das ist schon anders als 2012. Es ist nicht einfach, das richtige Gefühl in den Dauerläufen dafür aufzubauen, wie man mit dieser neuen Generation von Pirelli-Walzen umgehen muss. Das ist ein wichtiger Teil meiner Vorbereitung auf die Saison. Ich finde auch das Plus an Abtrieb des neuen Wagens spürbar.

Welche Rolle spielt beim Abschätzen der Reifen die Charakteristik der Jerez-Bahn?

Nun, es ist bekannt, dass der Asphalt hier mit den Walzen sehr aggressiv umspringt. Aber ich bin nicht der Meinung, dass dies gezwungenermassen etwas Schlechtes ist. Denn auch dabei lernt man etwas. Die Reifen erwärmen sich schnell und bauen dann rasant ab. Daraus kann man Rückschlüsse für später im Qualifying ziehen, wenn es ja auch darum geht, die Walzen schnell und nachhaltig aufzuwärmen und dann über den exakt richtigen Zeitpunkt am Leben zu erhalten.

Was wirst du morgen anders machen als heute?

Ich werde heute Abend versuchen, mich in aller Ruhe hinzusetzen und das Geschehene zu analysieren. Dann freue ich mich auf eine Mütze voll Schlaf, bevor es morgen frisch in den neuen Tag geht.

Hattest du in der Nacht vor dem grossen Tag gut geschlafen?

Ja, tief und fest, kein Problem.

Warst du heute Morgen dann ruhig oder aufgeregt?

Es war eine Mischung aus beidem. Ich wollte konzentriert sein, weil es so viel Neues zu entdecken gibt und ich jede Sekunde so gut als möglich nutzen wollte.

Wie hattest du die beiden Tage zuvor erlebt, als Nico im Wagen sass?

Nico zuzuhören, was er über den Wagen sagt, und dann natürlich an allen Ingenieurs-Sitzungen teilzunehmen, das hat mich gut darauf vorbereitet, was auf mich zukommt.

Wie siehst du Hülkenberg generell?

Als netten und offenen Kerl, mit dem man sehr gut auskommen kann. Dann sehe ich ihn als ersten Massstab für mich. Jeder kennt seine Qualitäten, er ist um drei Jahre erfahrener, das ist für mich eine grosse Chance, viel lernen zu können. Ich bin dankbar dafür, dass er da ist. Ich finde es auch lustig, dass er damals fürs Kaufmann-Team gefahren ist, so wie ich später. Wir haben teilweise die gleiche Mentalität, das hilft bei der Arbeit.

Aber spürt Nico auch ähnlich wie du, welche Rückmeldung vom Wagen kommt?

Ja, wir machen da schon eng verwandte Aussagen. Auch das ist gut für die Arbeit.

Du wirst nicht daran vorbeikommen, dich an Sergio Pérez und seinen zwei Jahren bei Sauber messen lassen zu müssen. Wie gehst du damit um?

Es stimmt, dass viele Leute davon sprechen, aber daran denke ich nicht. Ich will mich auf meine Arbeit konzentrieren. Es geht auch nicht darum, ob ich Sergio schlage. Da draussen fahren 21 andere Piloten, und in einer idealen Welt muss ich die alle bezwingen. Es ist schön, dass zwei Mexikaner in der Formel 1 sind. Und wenn ich daran denke, dass schon im vergangenen November rund 40.000 Fans aus Mexiko zum USA-GP nach Austin gereist sind, dann kannst du dich ungefähr ausrechnen, was das 2013 für ein Tollhaus werden wird …

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