Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Leiden des jungen Nico: Hülkenbergs Tank-Rätsel

Von Mathias Brunner
Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg

Riesen-Enttäuschung für den Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg: Er konnte wegen eines lecken Tanks nicht mal losfahren.
Martin Brundle leidet mit. Der frühere GP-Fahrer sagt: «Ich habe auch schon Wochenenden erlebt, in welchen ich wegen eines Defekts überhaupt nicht ins Rennen gehen konnte. Das ist eine ganz schwierige Situation. Du baust dich Schritt um Schritt auf, bis du bis Sonntag voller Adrenalin bist. Und dann so ein Anti-Höhepunkt. Da spürst du nur unendliche Leere, du fällst unweigerlich in ein Loch.»

Vom Typ her würden wir urteilen: Nico Hülkenberg kann mit einem solchen Tiefschlag umgehen. Das wird seine Leistung am kommenden Wochenende in Malaysia nicht beeinträchtigen. Aber bitter ist das trotzdem.

Hülkenberg ist nun bei drei Australien-GP (2013, 2012, 2010) keine einzige Runde weit gekommen, und nie war die Schmach seine Schuld.

«Natürlich bin ich extrem darüber enttäuscht, was heute passiert ist», sagt der Emmericher. «Gleichzeitig gebe ich da niemandem die Schuld, solche Dinge geschehen im Rennsport. Was mich am meisten stört, ist die Tatsache, dass mir jetzt diese Kilometer einer Renndistanz fehlen. Die hätten mir eine Menge Daten und Informationen im Hinblick auf die nächsten Rennen gegeben. Das ist insbesondere zu Beginn der Saison sehr wichtig. Melbourne ist für mich kein gutes Pflaster. Das einzig Gute ist, dass das nächste Rennen bereits am kommenden Wochenende stattfindet.»

Aber was ist eigentlich passiert?

Beat Zehnder ist ein Sauber-Urgestein. Er stand schon vor 20 Jahren in der Box, als die Schweizer in Kyalami 1993 ihren Grand-Prix-Einstand gaben.

Zehnder staunt: «So etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt. Wir hatten ein Benzinleck, aber wir wissen derzeit nicht, woher. Wir haben den Tank im Verdacht, also die Gummizelle. Als wir die am Hülkenbergs Wagen die Startmenge betanken wollten, begann es ab einer gewissen Spritmenge zu lecken, und zwar richtig tüchtig. Dieses Chassis geht nun zurück ins Werk von Hinwil. Diese Gummizelle ist verleimt. Denkbar ist, dass es da zu einem Riss gekommen ist.»

Einst wurde diese Zelle beim Einbau durch die Tanköffnung gequetscht, eine Arbeit, welche die Mechaniker immer zum Ächzen brachte, und dann sorgfältig entfaltet. Heute geht das anders: Die komplette Zelle wird von hinten in ihr Kohlefaser-Gefängsnis geschoben, dann wird die Rückenplatte angeleimt. Beat Zehnder: «Wir haben im Gegensatz zu früher so viele Zellen und Kammern im Tank, da könnte man die Zelle gar nicht mehr so klein zusammenfalten wie früher.»

Grund für dieses komplexe Kammersystem: Der Kraftstoff soll so wenig als möglich im Tank herumschwappen, wenn der Wagen durch die Fliehkräfte (Beschleunigung,Verzögerung, Kurvenfahrt) herumgebeutelt wird.

Schlusswort von Teamchefin Monisha Kaltenborn: «Da sich hier vor Ort nicht herausfinden liess, was wirklich passiert ist, war es wichtig, kein Risiko einzugehen. Daher mussten wir uns schweren Herzens dazu entscheiden, den Wagen zurückzuziehen.»

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