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Mercedes: Der Schwarze Peter für Pirelli?

Von Mathias Brunner
Wie blind darf Justizia sein?

Wie blind darf Justizia sein?

Stellungnahmen von Mercedes und Nico Rosberg unterstellen: Der umstrittene Test geht auf die Kappe von Pirelli.

Pirelli und Mercedes müssen sich also vor dem Internationalen Gericht der FIA verantworten. Natürlich war abzusehen, dass Mercedes in offizieller Wortwahl das Verfahren begrüsst. Wir zitieren:

«Mercedes-Benz nimmt die Entscheidung der FIA zur Kenntnis, den Pirelli-Test vors Internationale Gericht zu bringen. Wir begrüssen die Gelegenheit, die vollen Fakten des Pirelli-Tests in einer offenen und durchschaubaren Weise zu erklären. Die sportliche Integrität ist für Mercedes-Benz von herausragender Wichtigkeit. Wir haben vollstes Vertrauen in die Abläufe bei der FIA.»

Ist es Ihnen aufgefallen?

Da ist zwei Mal vom «Pirelli-Test» die Rede, mit keiner Silbe von einem «Mercedes-Test».

Ähnliche – gewiss nicht völlig zufällige – Wortwahl bei Monaco-GP-Sieger Nico Rosberg: «Es handelte sich in Spanien um einen Pirelli-Test, die Italiener bestimmten das Programm. Wir hatten überhaupt nichts zu sagen.»

Das kommt mir vor wie die zwei Männer, die auf Langfinger-Tour gehen, und nachdem sie erwischt worden sind, zeigt der eine auf den anderen und sagt: «Aber nur er hat geklaut.»

Die Formulierungen von Mercedes und Rosberg sind, wie meist in solchen Fällen, von Rechtsberatern diktiert. Es soll unterstellt werden: die Verantwortung für den umstrittenen Test lag allein bei Pirelli. Mercedes-Benz war gewissermassen rein zufällig dabei.

Entschuldigung, aber was ist aus «mitgegangen, mitgefangen» geworden?

Unter vorgehaltener Hand wird Mercedes von den Gegnern unterstellt, neue Teile ausprobiert zu haben. Hier gilt: im Zweifel für den Angeklagten, wir haben das Auto nicht gesehen.

Dass jedoch die Strecke mit Sichtschutz versehen war und die Fahrer angeblich mit neutralen Helmen fuhren, wirft schon die eine oder andere Frage auf. Und wenn der Test tatsächlich so transparent gewesen wäre, wie uns heute weisgemacht wird – wieso gab es dann nicht wie früher die Einladung von Pirelli, wonach gegnerische Rennställe Beobachter entsenden dürfen? Wieso ist die FIA nicht vom exakten Zeitpunkt des Tests informiert worden? Wieso war kein FIA-Vertreter vor Ort?

Vor dem Gericht werden die Vertreter von Mercedes-Benz beteuern, dass sie vom Test nichts gehabt hätten. Schliesslich habe man null Schimmer gehabt, welche Reifen da ans Auto montiert wurden.

GP-Veteran Mark Webber findet jedoch: «Man lernt nie nichts bei einem Test. So kurz nach einem Grand Prix auf der gleichen Bahn zu fahren, das ist immer hilfreich. Egal, welche Reifen am Wagen sind.»

Eine Strafe für Pirelli wird es kaum geben: Das Testverbot gemäss Artikel 22.1 des Sportgesetzes gilt für «die Bewerber um die Weltmeisterschaft». Will heissen: für die Teams. Pirelli ist kein Bewerber, sondern Ausrüster. Ein Ausrüster überdies, in dessen Abkommen mit der FIA 1000 Testkilometer mit jedem Team vertraglich verankert sind.

Eines lässt sich jetzt schon abschätzen: Geht Mercedes-Benz für diese Aktion straffrei aus, werden viele im Fahrerlager mit den Zähnen knirschen.

Zu reden geben wird auch ein mögliches Strafmass. Die Aufgabe des Gerichts wird dabei überaus heikel.

Punktabzug? Geldstrafe? Und wie hoch soll die ausfallen?

Es gilt ja auch, ein Zeichen zu setzen. Wenn eine Strafe von, sagen wir 500.000 Dollar verhängt wird, dann hängt bei der FIA als nächstes ein Top-Team am Telefon, das fragt, wo man seine eigene halbe Million überweisen dürfe, um sodann selber testen zu gehen.

So oder so wird das Urteil zu reden geben.

Denn Recht und Gerechtigkeit leben vielleicht im gleichen Haus, aber selten auf dem gleichen Stockwerk.

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