KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

McLaren: Rennstall von Button und Pérez ahnungslos?

Von Mathias Brunner
BBC- und SPEEDWEEK-Technikexperte Gary Anderson zieht nach sieben Rennen Zwischenbilanz und sagt, wieso McLaren einen Leader mit Weitsicht braucht.

Die Formel 1 atmet kurz durch: Zwischen dem Kanada-GP und dem folgenden WM-Lauf in Silverstone (England) liegen zwei rennfreie Wochenenden. Das ist Anlass für den früheren Jordan-Technikchef Gary Anderson, sich die Arbeit der besten Rennställe anzuschauen. Dem BBC- und SPEEDWEEK-Formel-1-Experten ist beim Traditions-Rennstall McLaren Folgendes aufgefallen.

«McLaren liegt in der WM-Zwischenwertung auf Rang 6 – das ist für ein Top-Team eine Tatsache, die schwer verdaulich ist. Das grösste Problem scheint mir zu sein: sie haben keinen Schimmer davon, in welche Richtung sie gehen sollen.»

«Wenn McLaren in der WM nicht bald vorrückt, dann müssen sie sich auf einen massiven Verlust an Preisgeldern gefasst machen. Wir sprechen hier von einer Summe, die leicht 40 Millionen Dollar betragen kann. Einen Geldgeber zu finden, der diese Lücke füllt, ist vor dem Hintergrund der heutigen Weltwirtschaft nicht einfach.»

«Natürlich baut kein Rennstall absichtlich ein mittelmässiges Auto, McLaren schon gar nicht. Bei der Präsentation war das Team voller Selbstvertrauen, dass ihnen mit dem neuen Wagen ein mutiger Schritt nach vorne gelungen sei, und ich stimmte zu. Ich bin noch immer davon überzeugt, dass das Konzept an sich stimmt, aber der Teufel liegt ganz besonders in der Formel 1 im Detail, und in diesen Details haben sich die Chrompfeile längst verloren.»

«Der Strom an Entwicklungs-Teilen ist stetig, aber ich sehe nicht, dass die grundlegenden Probleme gelöst werden. Die McLaren-Techniker müssen mal einen Schritt nach hinten treten, was die Daten-Analyse betrifft. Hier ist Bauchgefühl gefragt, nicht Daten-Studium. Wie oft habe ich den Satz gehört: „Wir haben viele Daten gesammelt, die wir heute Abend analysieren werden.“»

«Ich behaupte: Die Frontflügel-Anordnung entspricht nicht moderner Formel-1-Denke. So lange das nicht geändert wird, dürften grosse Verbesserungen am Wagen schwierig werden.»

«Es gilt auch, die Management-Struktur in Frage zu stellen. Ich erkenne da keine klare Linie wie bei Red Bull Racing. McLaren bräuchte einen Mann mit Vision als Leader, keine Technik-Entwicklung durchs Komitee. Einen solchen Mann hatte McLaren auf der Lohnliste, Adrian Newey, aber sie haben ihn ziehen lassen. Wie ich höre, hat McLaren dem früheren Lotus-Technikchef James Allison ein Angebot gemacht, aber sie konnten ihn nicht überzeugen. Paddy Lowe ist zu Mercedes gezogen. McLaren braucht eine neue Führungs-Persönlichkeit, was die Technik angeht, und wenn sie ihn denn gefunden haben, dann müssen sie ihm auch erlauben, sich zu entfalten.»

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