Zukunft im GP-Sport: Dritte Autos und andere Holzwege

Von Joe Saward
Mehr als zwei Autos einsetzen, das konnte BRM schon in den 70er Jahren

Mehr als zwei Autos einsetzen, das konnte BRM schon in den 70er Jahren

Wenn es Caterham nicht nach Austin schafft, haben wir in Texas nur 20 Autos am Start. Andere Rennställe schlagen sich mehr schlecht als recht durch. Sind dritte Autos unvermeidlich?

Caterham steckt tief in Schwierigkeiten. Die Finanznöte einiger anderer Rennställe sind kein Geheimnis, aber wenn die Formel 1 nach Caterham noch ein Team verlieren würde, dann kommt der Zirkus richtig in die Bredouille. Die Formel-1-Gruppe soll angeblich bei jedem WM-Lauf ein Startfeld von 20 Rennwagen garantieren. Kann sie das nicht, so kommt sie ihrer Verpflichtung nicht nach, und entsprechende Abkommen würden nichtig.

Die Teams wiederum haben sich dazu verpflichtet, nicht nur an jedem Lauf zur Formel-1-WM teilzunehmen, wenn sie sich in der Weltmeisterschaft eingeschrieben haben. Sie sollen auch sicherstellen, dass die Formel-1-Gruppe ein volles Startfeld hat (von eben mindestens 20 Rennern). Leider kennen wir keine Einzelheiten dieser Abkommen, weil sie alle vertraulich sind. Das führt zur etwas absurden Situation, dass wir zwar Regeln haben, aber nicht im Detail wissen, wie die eigentlich lauten. Mir ist nicht ganz klar, wieso all da so geheim bleiben muss. Etwas Transparenz könnte nicht schaden. Wir müssen ja nicht unbedingt erfahren, wie der Geldfluss aussieht, aber warum man andere Informationen nicht freigeben kann, widerspricht meiner Logik.

Nochmals: So wie ich das verstehe, versuchen die Teams nach bestem Wissen und Gewissen, 20 Autos an den Start zu bringen. Selbst wenn sie dafür (sollten einige Teams kollabieren) drei Rennwagen einsetzen müssen.

Es gibt Ausnahmen: Etwa dann, wenn ein Team einwenden kann, es habe schlicht nicht die Mittel, um ein drittes Fahrzeug vorzubereiten.
Grundsätzlich jedoch stellen uns dritte Wagen vor viele Probleme, gerade auch vor dem Hintergrund, dass nicht alle Teams einen dritten Renner einsetzen und diese dritten Fahrzeuge keine Punkte holen dürfen.

Wer bestimmt zunächst mal, welche Teams ein drittes Auto an den Start bringen dürfen?

Und wie soll verhindert werden, dass ein solches drittes Auto nicht den WM-Verlauf beeinträchtigt? Auch wenn es nicht punkte- oder preisgeldberechtigt ist – der Fahrer eines dritten Wagens kann einem Gegner gewaltig die Suppe versalzen.

Wenn wir davon ausgehen, dass die Top-Teams am ehesten die Möglichkeit haben, ein drittes Auto zu bringen: Ihr Einsatz schiebt die Mittelfeld-Teams nach hinten und verschlechtert deren Aussichten, Geldgeber anzulocken. Auf längere Sicht sind die dann so gefährdet wie die Hinterbänkler von heute. Das alles riecht gefährlich nach immer weniger und weniger Teams, und konsequent zu Ende gedacht, wären wir am Schluss (wie damals die CART-Serie) bei einer Einheitsformel.

Obschon in der modernen Formel 1 die so genannte Strategiegruppe das Sagen hat: Die Abkommen mit den Teams wurden unterzeichnet, da gab es diese Gruppe noch gar nicht. Also sind Änderungen (wie etwa der Einsatz dritter Autos) von allen Rennställen abzunicken, und wieso sollte ein Mittelfeld-Team dem zustimmen? Wo sie doch wissen, dass sie daraus keinen Nutzen ziehen werden.

Für mich gibt es nur einen vernünftigen Weg: Der Autoverband FIA muss endlich in Sachen Budget eingreifen. Aber ich kann bislang kein echtes Interesse erkennen, dass das wirklich getan wird.

Die Formel 1 tut zu wenig, um den eigenen Wert zu steigern: Rennställe schlittern in finanzielle Nöte, der Sport schafft es nicht, auf dem grössten Markt der Welt Fuss zu fassen, in den USA, ich erkenne keinen Nachfolgeplan innerhalb der Formel-1-Gruppe, statt dessen gibt es viel negative Schlagzeilen wie der Münchner Prozess oder das Verhalten des GP-Zirkus Russland gegenüber. Die Besitzer der Formel-1-Gruppe, CVC Capital Partners, wirken dem Sport gegenüber unemotional und scheinen sich auf Risikominimierung und Gewinnmaximierung zu konzentrieren.

CVC will die Rechte am Sport verkaufen, aber um Käufer zu finden, muss die Formel 1 attraktiver gemacht werden. Kurzfristig lukrative Deals mit Bezahl-Fernsehsendern oder mit üppigen Antrittsgeldern aus Ländern, wo der Sport strategisch nichts zu suchen hat, das ist der falsche Ansatz.

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