Oliver Rowland: Mit Schadensbegrenzung zum 1.Titel

Oliver Rowland durfte in Berlin den WM-Titelgewinn in der Formel E feiern
Während im Finish des zweiten Berlin-Rennens nach zwei Safety-Car-Einsätzen bei Oliver Rowland das Timing der Attack-Modes perfekt klappte, war Pascal Wehrlein zu spät dran. Nicht nur, dass der Titelverteidiger – der noch in Runde 29 von 41 führte – aus den Spitzenplätzen, in denen er sich zwei Drittel des Rennens bewegt hatte, herausfiel, er rutschte sogar bis auf Platz 16 zurück. Rowland ist daher mit nun 184 Punkten vom Deutschen (125) in London nicht mehr einzuholen.
Das Überraschungspodium bildeten die Fahrer, die nach verpatzter Quali von den Rängen 20, 16 und 18 gestartet, aber im Finish mit perfekter Strategie vorn waren: Nick Cassidy (Jaguar), Jake Dennis (Andretti-Porsche) und Jean-Éric Vergne (DS Penske).
«Ich hatte so viel Druck vor diesem Rennen und war richtig nervös. Gestern passierten mir Fehler, die ich nicht wiederholen wollte. Ich wollte mich aus brenzligen Situationen heraushalten, als es im Finish chaotisch wurde. Das ist mir gelungen», resümierte der neue Champion, der in seiner siebten Saison in der Elektroserie vier seiner insgesamt sieben Rennsiege feierte – alle mit Nissan.
«Der heutige Tag brachte so viel Genugtuung und Belohnung für die Arbeit der gesamten Mannschaft, die nie aufgab», betonte Rowlands Boss Tommaso Volpe. Übrigens: In Berlin wurde der ehemalige Entwicklungsfahrer von Renault und Williams in der Formel 1 nicht nur Formel-E-Weltmeister, hier hatte er auch 2020 seinen ersten Sieg in der Formel E gefeiert.
Das Desaster von Porsche – auch der genauso lang wie Wehrlein in der Spitze kämpfende António Félix da Costa kam über Platz 9 nicht hinaus – wird jedenfalls Grund für detaillierte Analysen sein. Immerhin steht jetzt in London noch die Teams- und Hersteller-Wertung auf dem Spiel, in denen die Stuttgarter jeweils knapp vor Nissan führen.
Im bisher so oft geschlagenen, in Berlin aber in Topform auftretenden Jaguar-Team tauschten Cassidy und Samstag-Sieger Mitch Evens die Plätze: Sie wurden jeweils einmal Sieger und einmal Fünfter. «Mitch hat es gestern vorgezeigt, und ich habe heute gelernt», meinte Cassidy schmunzelnd nach dem zweiten Tag mit neuseeländischer Hymne in Tempelhof.
Auch für Dennis, den Champion von 2023, und Vergne, dem einzigen Doppel-Weltmeister, war Berlin Genugtuung. Und die beiden Ersatzleute für Norman Nato bzw. Nyck de Vries, deren Engagement beim WEC-Rennen von São Paulo Vorrang hatte, hatten Erfolg: Debütant Felipe Drugovich wurde im Mahindra Siebter, Sergio Sette Camara kam im Nissan als Zehnter zum ersten Saisonzähler.
Während Nico Müller (Andretti-Porsche) als Achter neuerlich punktete, gingen Edo Mortara (Mahindra/12.), David Beckmann (Kiro-Porsche/17.) sowie Max Günther (DS Penske) und Sébastien Buemi (Envision-Jaguar) jeweils nach Ausfällen leer aus.
Das Saisonfinale im Londoner Excel-Centre wird am 26. und 27. Juli gefahren.