Stephan Katt: «Viele finden Stürze irgendwie geil»

Von Rudi Hagen
Gleichmäßige Fahrerfelder können auf der Langbahn auch für Spannung sorgen

Gleichmäßige Fahrerfelder können auf der Langbahn auch für Spannung sorgen

Die Langbahn-Clubs müssten «eine geile Show» bieten und «bessere Musik» bei ihren Rennen anbieten, findet Stephan Katt, der in der kommenden Saison wieder GP-Fahrer ist. Damit könnte man neue und jüngere Fans gewinnen.

Stephan Katt gehört immer noch zu den renommiertesten aktiven deutschen Bahnsportlern. Nach einer beispiellosen Pechserie mit diversen verschleppten Verletzungen glückte dem mittlerweile 40-jährigen Schleswig-Holsteiner in der vergangenen Saison der Sieg beim WM-Challenge in Scheeßel. Damit ist der «Catman» genannte Katt in diesem Jahr wieder Permanentstarter im Langbahn-Grand-Prix-Zirkus.

Der dreimalige deutsche und Europameister und sechsmalige Team-Weltmeister sorgt sich wie viele andere auch um die Zukunft des Langbahnsports. SPEEDWEEK.com unterhielt sich darüber mit Stephan Katt.

Stephan, was müsste deiner Meinung am ehesten verbessert werden, um Langbahnrennen noch attraktiver zu machen?

Die Unterhaltung müsste verbessert werden, die Show und der Kick für die jungen Leute.

Was meinst du damit?

Na, das geht doch schon mit der Musik los. Es muss neue Musik gespielt werden, die Musik muss sehr gut hörbar sein, und sie muss solange gespielt werden, bis das grüne Licht angeht. Da draußen an der Bahn wollen die meisten doch nicht den Sprecher hören, der aufzählt, wer mit welcher Nummer auf welchen Startplatz fährt. Das sehen die Leute doch alle selbst. Man muss die Fahrer natürlich vorstellen, aber mit Musik im Hintergrund, das muss fetzen.

Wer macht das denn so?

Ein sehr gutes Beispiel ist Cloppenburg. Der Sven Schreiber, der da zuletzt moderiert hat, der hat noch einen mehr rausgehauen mit der Musik. Der kommt von Indoor-Veranstaltungen, Motocross und Free-Style. Da geht echt die Post ab. Wenn da jemand zum Pinkeln muss, dann geht er raus, während die Crosser fahren und nicht wenn die Free-Styler dran sind. Denn das ist atemberaubend, die Show und die Musik, das zieht alles.

Da ist aber viel mehr junges Volk unterwegs.

Ja, das stimmt natürlich, aber Cloppenburg, Landshut oder Dohren sind Beispiele, wie es gehen kann. Das spricht sich dann auch herum und man bekommt im nächsten Jahr wieder mehr junge Leute an die Bahn.

Aber man will ja auch den Älteren etwas bieten und Langbahnrennen sind noch etwas anderes als so Event in einem kleinen Stadion wie Cloppenburg oder auf den anderen Speedwaybahnen.

Das stimmt natürlich, aber du musst doch zugeben, dass bei Langbahnrennen vieles recht langweilig ist. Natürlich ist es ist schwierig, auf einer 1000m-Bahn eine super Spannung hinzubekommen. Voraussetzung ist schon mal, dass das Fahrerfeld einigermaßen gleich ist, denn dann ist schon eher Spannung da. Und dann muss da noch die Unterhaltung rein, wie ich zuerst gesagt habe, mit der richtigen Musik und den richtigen Stimmungsmachern am Mikrofon.

Und die Veranstaltung darf nicht zu lange dauern, oder?

Also wirklich, meistens dauern die Rennen einfach zu lange. Manchmal liegt es an der fehlenden Organisation oder die Veranstaltungen werden einfach künstlich in die Länge gezogen. Scheeßel hat das zuletzt schon sehr gut gemacht finde ich.

Nicht jedem im Publikum gefällt es aber, wenn das Rennen schon nach zwei oder drei Stunden zu Ende ist.

Das stimmt allerdings. Sie nörgeln dann, sie hätten 15 oder 18 Euro bezahlt und dann wäre alles schon nach kurzer Zeit beendet. Aber diese Negativredner hat man ja überall. Ich finde, der Langbahnsport ist immer noch sehr attraktiv, aber man muss auch entsprechend auf ihn aufmerksam machen, um neues Publikum, auch jüngere Leute, an die Bahnen zu bringen. Alte Plakate im Retro Stil bringen da meiner Meinung nach wenig. Die meisten Werbeplakate sind null ansprechend. Aber wenn du bei der Werbung sparst, verlierst du hinten herum. Ich garantiere, wenn man aus den Rennveranstaltungen eine geile Show machen würde, dann spricht sich das auch herum und man bekommt im nächsten Jahr wieder mehr junge Leute an die Bahn.

Die Gefährlichkeit des Bahnsports zieht auch Publikum an, nicht wahr?

Das ist wahr. Was wir Fahrer machen, ist eigentlich bekloppt. Wir heizen über die Bahnen, die mal staubig, mal nass sind und reißen uns die Ohren ab. Diese Rasanz, das Spektakel und der ganze Nervenkitzel ziehen natürlich auch Publikum an. Ich denke, 50 Prozent der Leute wollen zwar keine Verletzungen bei uns sehen, aber sie finden Stürze doch irgendwie geil. Das ist für mich aber völlig normal. Das gehört auch zu unserem Sport.

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