Rasant: Ohne Gespanne geht nichts - Langbahn Teil 4

Von Rudi Hagen
Gespanne sind immer für eine Überraschung gut

Gespanne sind immer für eine Überraschung gut

Gras- oder Sandbahnrennen ohne die Seitenwagenklasse ist für viele Fans undenkbar. Was macht eigentlich den Reiz der Gespanne aus und wie ist die momentane Situation?

Die Seitenwagenklasse bis 500 ccm hat in Deutschland eine lange und bemerkenswerte Tradition. Fast 25 Jahre lang, von 1980 bis 2004, stellte der deutsche Verband die Gespann-Europameister, nur einmal (1994) durch die Niederländer Marco Glorie/Harry Drenth unterbrochen.

Die deutschen Europameister: Angefangen 1980 bei Otto Bauer/Peter Stiegelbrunner, danach von 1981 bis 1984 Michael und Rosamunde Datzmann, 1985 Heinz Pagel/Jürgen Zaddach, 1986 und 1987 Josef und Franz Onderka, dann ein Jahr später Karl Keil/Joachim Reeg, ehe «Sepp» Onderka sich von 1989 bis 1992 mit den Beifahrern Josef Feigl, zweimal Robert Wolf und dann Walter Huber den EM-Titel zurückholte, 1993 dann wieder Keil/Reeg.

Zwischen 1995 und 2013 wurde dann Thomas Kunert mit verschiedenen Beifahrern (1995 Wolfgang Maier, 1996 und 2001 Marco Hundsrucker, 1999 und 2003 Hermann Bacher, 2004 und 2006 Bernd Kreutzer, 2008, 2010, 2012 und 2013 Markus Eibl) grandiose elfmal Europameister. Josef Onderka tat es ihm gleich in den Jahren 1997 und 1998 mit Uwe Kühberger, 2000 und 2002 mit Martin Wamprechtshammer.

Seit der Saison 2014 holte kein deutsches Team mehr den EM-Titel. Das beste deutsche Gespannteam, Markus Venus und Markus Heiß aus Pfarrkirchen, wurde 2019 zum vierten Male Vize-Europameister. 2020 wollen sie auf ihrer Heimbahn im Finale den Bann brechen.

Die Zahl der deutschen Gespannteams mit A-Lizenz hat in den vergangenen Jahren immer weiter abgenommen. Bei der letzten Deutschen Meisterschaft, die auf Anweisung des DMSB nur noch eine «DMSB-Meisterschaft» ist, waren gleich vier Teams mit B-Lizenz nötig, um auf ein 12er-Feld zu kommen.

Allerdings tut sich bei den B-Lizenzlern einiges. Eine rührige Gruppe um den früheren Beifahrer von Oswald Bischoff, Mario «Locke» Siebert (DM-Dritte 1998), gründete das sogenannte B-Gespann-Masters, welches 2020 in sein fünftes Jahr geht und eine Bereicherung der Bahnsport- und insbesondere der Seitenwagen-Szene ist. Und mit den Bahnpokalsiegern Jan Kempa/Sina Stickling und Patrick Zwetsch/Victor Caric rücken junge ambitionierte Leute von der B- in die A-Lizenz auf.

Die Gespanne fahren sämtlich mit 500er-Einzylindermotoren. Hochdrehend, auf schnelle Beschleunigung getrimmt und daher schadensanfällig und teuer. Frühere Versuche aus den 1990er Jahren, die Gespanne für langlebigere Mehrzylinder zu öffnen, schlugen aus verschiedenen Gründen fehl.

Ebenso scheiterten die Versuche, die tollen Vierzylinder-1000er-Gespanne, die in England, Australien und Neuseeland seit jeher neben den 500ern Standard sind, in Deutschland als eigenständige Klasse fahren zu lassen im Prinzip am Verband, an den Clubs und auch an den Fahrern. Hier wurde letztlich ein großes Zuschauerpotential verschenkt.

Wie ein Bahnrennen auszusehen hat, ist natürlich Sache des Veranstalters. Je nachdem, ob ein Prädikat gefahren wird oder es um ein offenes Rennen geht, sowie die Länge der Bahn, all das beeinflusst von vornherein die Auswahl der Fahrerfelder. Außerdem müssen die Clubs Traditionen und regionale Gegebenheiten berücksichtigen.

Fast überall bei offenen Rennen starten A- und B-Solo, A- und/oder B-Seitenwagen und die Junioren. Dazu kommen manchmal die Oldies der EVLS, Enduros und Demorennen der Oldie-Gespanne sowie der 1000er-Seitenwagen. Diese Form des Bahnsports, klug über den Tag verteilt, bietet eine Menge Unterhaltung vor allem für die Nicht-Hardcore-Fans, also bis hin zu Familien mit Kind und Kegel, für die neben der Vielfalt der Motorradklassen auch beim «Drumherum» einiges angeboten werden sollte.

Warum die Seitenwagenklassen? Sie gehören einfach zum Bahnsport wie das Salz in die Suppe. Hier treten Teams auf drei anstatt zwei Rädern gegeneinander an, auf krumm, schief und kippelig wirkenden Dreirädern, die sich in atemberaubendem Speed Rad an Rad in die Kurven schmeißen und um die Plätze kämpfen. Dabei gibt es sowohl reine Männer- wie auch Frauenteams und auch gemischte Besatzungen sieht man hier häufig. Das beste Beispiel sind die Europameister der letzten vier Jahre, William Matthijssen und seine Beifahrerin Sandra Mollema aus den Niederlanden.

Fortsetzung folgt.

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