WorldSBK-Pilot Aegerters Ex-Teamchef erinnert sich

Dominique Aegerter zurück in der IDM
«Geboren und aufgewachsen bin ich in Rohrbach, einem kleinen, beschaulichen Dorf mit rund 1400 Einwohnerinnen und Einwohnern im oberen Langenthal. Einige bezeichnen uns als Emmentaler, andere als Oberaargauer. Das liegt daran, dass Rohrbach im Kanton Bern am Übergang vom Emmental zum Oberaargau liegt. Hier wohne ich bis heute zusammen mit meinen Eltern und in Sichtweite zu meinem Bruder. Hier liegen meine Wurzeln. Hier ist mein Zuhause.» So beschreibt sich der Schweizer Dominique Aegerter in eigenen Worten.
Doch sein Zuhause hat er im letzten Viertel Jahrhundert mal mehr und meistens weniger oft gesehen. Denn seine Arbeit im GP, der MotoE und aktuell in der Superbike-WM führten und führen ihn rund um die Welt. Angefangen hat der Zweirad-Spaß beim in sechs Wochen 35-jährigen Aegerter schon mit 3, als er mit einem Geschenk des Papas ums Haus brauste.
2003 kam der Einstieg in den Straßensport. Erst in den ADAC Junior Cup und im Anschluss gleich in die IDM 125. Im Jahr 2005 wurde Stefan Bradl mit einer KTM Deutscher Meister, Aegerter wurde in der Schlussabrechnung Neunter. Im Jahr 2006 ging Aegerter im Team Freudenberg erneut in der IDM 125 auf die Jagd. Ende der Saison wurde es der Vizetitel. Meister wurde KTM-Fahrer Robin Lässer. Auf Rang 9 tauchte mit Randy Krummenacher ein weiterer Schweizer auf Rang 9 auf. Neueinsteiger Marvin Fritz wurde Elfter.
«Ich konnte in dieser Zeit viele wertvolle Erfahrungen auf allen Gebieten sammeln und durch meine Leistungen ist Olivier Métraux auf mich aufmerksam geworden», erinnert sich Aegerter an seine Anfänge. «Er glaubte an mich und mein Potenzial als Rennfahrer und förderte mich in den folgenden zehn Jahren stark. Ihm verdanke ich den Aufstieg zum GP-Fahrer. Dank ihm konnte ich im Herbst 2006 die ersten zwei GP und 2007 im finnischen Ajo Motorsport Team die erste komplette WM-Saison bestreiten.»
«Mit Domi verbindet uns natürlich eine sehr emotionale Zeit», erinnert sich Carsten Freudenberg, der heute gemeinsam mit seinem Vater und damaligen Aegerter-Föderer Michael das Team in der IDM Sportbike und der Supersport 300-WM leitet. «Wir haben sehr schöne Erinnerungen. Er hat bei uns mit dem Straßen-Rennsport begonnen. Vom absoluten Rookie hat er sich zum Top-IDM-Fahrer entwickelt. 2006 wurde er ganz knapp geschlagen. Absolutes Highlight war damals sein IDM-Sieg auf dem Salzburg-Ring. Damals war ja auch das KTM-Werksteam mit Robin Lässer und Michael Ranseder am Start. Wir waren mit einer Honda, die mit einem Kit von Jörg Seel ausgestattet war, am Start.»
«Somit konnten wir auf heimischem Boden mit Domi die KTM-Werksfahrer schlagen», geht Freudenbergs Erzählung weiter. «Das war sehr emotional. Als die KTM-Leute da waren, um unsere Team zu beobachten. Mit einem Sieg bei den vor der Haustür. Besser konnte es nicht laufen und war für uns auch ein Tür-Öffner. In Most haben wir auch den Europameisterschafts-Lauf gewonnen. Damals hatte Dominique langes blondes Haar, er war immer mit einer tollen Haarpracht unterwegs. Dort wurden dann nach dem Sieg auch mal die Haare wegrasiert. Wir haben mit ihm und seinem Bruder Kevin über all die Jahre immer Kontakt gehalten. Wir sehen uns ja im Superbike-Paddock immer wieder.»
Nach seiner Zeit in der WM, der MotoE und der Supersport-WM ist Dominique Aegerter seit 2023 in der Superbike-Weltmeisterschaft am Start. 2021 holte er den Titel in der Supersport-WM in die Schweiz und verteidigte diesen ein Jahr später. Den MotoE-Titel packte er noch obendrauf. «2021 wäre ich natürlich gerne wieder in die Moto2-WM zurückgekehrt», schreibt der Schweizer in seinem Lebenslauf. «Aber leider ergab sich keine Möglichkeit. Meine enorme Motivation schmälerte das nicht. Aber ich musste mit Hilfe meines Bruders Kevin, der sich weiterhin um das Management kümmert, meine Karriere neu organisieren. Der Abschied aus dem GP-Zirkus und der Einstieg in die Supersport-WM haben sich aber gelohnt.»
«Es ist einfach ein Freundschaft geblieben über die vielen Jahre», fügt Freudenberg an. «Es macht immer wieder Spaß, mit den Aegerters zu sprechen. Eine coole, rennsportbegeisterte Familie.»
An diesem Wochenende heißt es bei Aegerter nun zurück zu den Wurzeln. Im niederländischen Team SWPN tritt er für den noch immer verletzten Jan Mohr an. «Kevin hatte mich letzte Woche angerufen und sich bei mir nach dem Team SWPN erkundigt und wie die arbeiten», verrät Freudenberg abschließend. «Ob er das machen kann mit dem Domi, ob das in der IDM ein konkurrenzfähiges Team ist. Ich habe da natürlich gut zugesprochen. Für die IDM ist es auch ein super Highlight, wenn Domi hier mit am Start ist. Es kann alles passieren und ich traue Domi auch viel zu. Von daher freuen wir uns auf ein Wiedersehen.»