Lukas Tulovic: Das WorldSBK-Abenteuer beginnt

Nach der Party ist vor der WM
Nach seinem Titelgewinn in der IDM Superbike auf dem Hockenheimring war es gar nicht so leicht, zu Lukas Tulovic durchzudringen. An jedem Hemdzipfel wurde der neue Champion in eine andere Richtung gezerrt. In der Mittagspause, zwischen Rennen 1 und 2, wurde noch schnell der neue IDM-Vertrag unterschrieben. Der Ducati-Club Deutschland feierte sein neues Ehrenmitglied und sein Teamchef Matthias Moser verkündete den geplanten Wildcard-Einsatz beim Superbike-WM-Finale in Jerez.
«Es ist natürlich extrem und auch besonders», erklärte Lukas Tulovic im Interview mit dem IDM-Streaming-Dienst von Radio Viktoria, «zuhause und im ersten Rennen den Titel einzufahren. Im ersten Jahr mit dem neuen Team und mit Ducati, die schon lange nicht mehr den Titel hier in der IDM gewonnen haben. Deswegen ist es echt was Besonderes für alle, für meine Familie, die Sponsoren und die Fans. Und das Team. Es ist ein Traum, der wahr wird. Hier fahren zu können, vor der Kulisse. Zu gewinnen und dann gleichzeitig auch noch den Titel zu holen.»
Auf seinem fetten Punktekonto hatte sich Tulovic nicht künstlich zurückgehalten und war volle Pulle ins erste Rennen gestartet. Nachdem das Rennen abgebrochen werden musste und es nur halbe Punkte gab, sickerte der Sieg im Rennen und der vorzeitige Titelgewinn erst nach und nach ins Bewusstsein ein. «Angriff ist die beste Verteidigung», meinte Tulovic dann auch im Interview. «Mit den 41 Punkten Vorsprung, die ich vor dem Rennen hatte, konnte ich ja ein gewissen Risiko gehen. Wenn was schiefgegangen wäre, hätten wir uns für Rennen 2 eine andere Strategie überlegen müssen. Aber ich bin nicht hier, um irgendwie einen achten Platz einzufahren. Natürlich will ich gewinnen. Es war viel Anspannung, viel Druck vor dem Rennen. Es war kein normaler Rennsonntag für mich. Ich habe schon gespürt, was möglich ist und wie der potenzielle Ausgang sein könnte. Deswegen war ich schon angespannter als sonst, aber ich wollte dennoch das Maximum rausholen.»
Nach Jahren in Spanien, der Moto2-WM und der MotoE jetzt also der IDM-Titel für Lukas Tulovic. «Das Team hat mich mit offenen Armen empfangen», meinte er mit Blick auf das Team Triple M Ducati Frankfurt mit Teamchef Matthias Moser und Teamkollege Lorenzo Zanetti, der sich als offizieller Ducati-Testfahrer bestens mit der Materie auskennt. «Wir hatten ein Super-Equipment und super Leute im Team. Es war sehr professionell und sehr viel Know-How, was mir den Schritt mit Ducati und auch mit der Meisterschaft erleichtert haben. Wir haben uns da sehr gut und sehr schnell reingearbeitet. Daher hat mein Team einen sehr großen Anteil am Erfolg. Und das Superbike-Fahren taugt mir einfach. Von meiner Statur, meiner Größe und vom Fahrstil her kommt mir das sehr entgegen. Und wenn die Panigale sehr gut abgestimmt ist an so einem Wochenende, dann kann ich meinen butterweichen Fahrstil da wirklich ausspielen und viele schnelle Runden drehen.»
Zwischen den Rennen ist Lukas Tulovic meistens in Bewegung und gönnte sich auch vor dem IDM-Finale noch einen Halbmarathon als Appetizer. «Würde ich nur zuhause rumsitzen, wäre mir glaube ich langweilig», erklärte er bei Radio Viktoria. «Ich brauch das. Die Renntrainings, das Instruieren, den Job bei Sky. Das macht mir einfach alles unfassbar viel Spaß. Mein Leben dreht sich um den Motorsport. Ich schaue mir Formel1, MotoGP, World Superbike, Endurance alles an, wenn ich ein freies Wochenende habe und verfolge alles so gut es geht. Und fahre so viel Motorrad wie ich kann. Natürlich mache ich auch so viel Sport wie es geht. Sei es Mountain Bike, Rennrad, Joggen oder mal ein Halbmarathon ist. Bei mir geht es um Sport und Motorsport und ich mache das mit Herz, Begeisterung und mit Leib und Seele und auch Leidenschaft.»
Den Vertrag für die IDM Superbike 2026 ist unterzeichnet und als Untermieter in der Box des Teams MGM Bonovo geht es am kommenden Wochenende nach Jerez zum Debüt auf der internationalen Superbike-Bühne. Nach dem Final-Wochenenden und den Feierlichkeiten musste sich selbst ein Lukas Tulovic ein wenig mehr als sonst regenerieren. «Aber es war eine entspannte Woche», versicherte er auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com. «Es gab ja noch ein bisschen hin und her mit der Wildcard. Erst hieß es, es klappt. Dann doch nicht und dann doch.»
Damit ging es dann gleich in die Planung. «Ich sollte ja zu Ducati Corse nach Italien reisen», berichtet der neue IDM-Champion weiter. «Dort sollte ich mich dann mit dem Team besprechen und auf dem Motorrad schon mal probesitzen. Das war erst für Freitag geplant, dann wurde es auf Montag verschoben.»
«Für zehn Minuten Probesitzen bin ich glaube ich 22 Stunden Auto gefahren», rechnet er zusammen. Rein zufällig führte ihn der Weg nochmal an den Nürburgring. Da aber nicht auf den Grand-Prix-Kurs, sondern auf die Nordschleife. Eine Runde im Porsche GT3 stand auf dem Zettel. Allerdings nur als Beifahrer. «Das war mein Geburtstags-Geschenk», verrät er nach dem heil überstandenen Ausflug. Den Beweisfilm, mit dem einen oder anderen «Huch» beim Anbremsen garniert, gibt es auf Tulovics stets gut gefütterten Social Media-Kanälen zu sehen.
Während die WorldSBK-Piloten ihre Runden am vergangenen Wochenende in Estoril drehten, war Tulovic noch ein paar Runden mit dem Hafeneger Renntrainings in Rijeka als Instruktor unterwegs. Am Montagnachmittag ging die Reise dann wieder nach Hause. Dort geht es daran, die Koffer für den WM-Ausflug nach Jerez zu packen. «Es ist natürlich viel Logistik», erzählt er. «Leder, Stiefel, Helme und alles bereit zu haben. Und alles mit den richtigen Homologationen. Da war in Richtung WM noch einiges an Arbeit zu erledigen. Ansonsten läuft alles. Ich bin fit und auch noch am Trainieren, um für Jerez bestmöglich vorbereitet zu sein.»
«Der Rest wird am Donnerstag vor Ort passieren», erklärt er abschließend. «Die Besprechung mit dem Team. Sowie die Planung und die Strategie. Was sonst noch anfällt, machen wir dann alles in Jerez.»