Stefan Pierer: Was er mit KTM, Husky und GasGas plant

Von Günther Wiesinger
Der Konzern «Pierer Mobility» ist mit seinen drei Marken der größte Motorradhersteller Europas. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer will 2022 schon 400.000 Motorräder absetzen.

Die KTM-Gruppe (jetzt Pierer Mobility) verkaufte im Geschäftsjahr 2019 die Rekordmarke von 280.099 Motorrädern und der Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer erwarb im Herbst noch 60 Prozent der spanische Herstellers GasGas, das ist die dritte Marke im Konzern neben KTM und Husqvarna.

Bei Husqvarna ist vorläufig Geduld gefragt, vor allem beim Verkauf der neuen Straßenmodelle, die 2019 im ersten Jahr keinen reißenden Absatz fanden. Die Einzylinder-Modelle fielen ca. 1000 Euro zu teuer aus, sie werden künftig bei Partner Bajaj in Indien gefertigt.

Auch am Design der Svartpilen und Vitpilen wurde gefeilt, sie Motorräder sind jetzt attraktiver geworden. «Es wird noch dauern, bis wir mit Husqvarna bei den Straßenmodellen die gewünscht Akzeptanz gefunden haben», ist sich Firmenchef Pierer bewusst. «Wir müssen das Händlernetz vergrößern, wir müssen entwickeln, wir müssen die Modellpalette verbreitern. Bei KTM hat es im Straßensegment zehn Jahre gedauert. Bei Husqvarna wird es vier bis fünf Jahren dauern, bis wir halbwegs angekommen sind.»

Das Unternehmen Pierer Mobility hat sich längst als größter europäischer Motorradhersteller etabliert. Bis 2022 soll der Absatz auf 400.000 Motorräder wachsen, und irgendwann will Pierer beim Markt der Sportmotorräder weltweit die Nummer 3 hinter Honda und Yamaha werden. «Dazu peilen wir mit Husqvarna den dritten Platz in Europa hinter KTM und BMW an», zeigt sich Pierer kampflustig.

Auf der Motorradmesse EICMA in Mailand wurde im November das «Concept Bike» Norden 901 ausgestellt, eine Reise-Enduro von Husqvarna-Modell. «Dieses Motorrad ist extrem gut angenommen worden», sagt KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz. «Die Norden ist von etlichen Fachmagazinen als «Bike of the Show‘ ausgezeichnet worden. Wir haben uns deshalb rasch entschlossen, dieses Modell in Serie zu bringen. Die Norden ist eine logische Ergänzung zur Enduro und Supermoto 701. Sie passt zur Marke dazu. Wir müssen aufs Gas drücken, damit wir dieses Motorrad für 2021 ins Programm nehmen können. Aber wir brauchen bei Husqvarna dringend die Erweiterung der Modellpalette, um für noch mehr Händler attraktiv zu sein.»

«Wenn wir über die Welt so drüber schauen, sehen wir in Europa eine sehr erfreuliche Entwicklung im Markt der Power Two Wheeler», schilderte der Steirer. «Im Gegensatz zur Autobranche scheint das motorisierte Zweirad, ob Roller, Motorrad oder E-Bike, auf der Kurzstrecke in der Stadt wieder ein beliebtes Fortbewegungsmittel zu werden. Das ist ein sehr positiver Mega-Trend. Die Verkaufsentwicklung in Amerika ist nach wie vor flach, das höängt mit Harley-Davidson zusammen, die Marktanteile verlieren und damit den Gesamtmarkt konstant halten. Die Emerging Markets sind volatil. In den aufstrebenden Märkten in Südamerika erleben wir politische Unruhen. Es wird viel demonstriert. Das Absatzvolumen in Asien ist nach wie vor erfreulich, obwohl der Gesamtmarkt in Indien um 17 Prozent zurückgegangen ist. Das hat mit der Politik zu tun. Doch die Märkte sind so groß, wir sichern uns dort zusätzliche Marktanteile.»

«Wir sind auch auf der Elektro-Sparte recht aktiv», ergänzt Pierer. «Wir sind überzeugt, das im kleinvolumigen Bereich mit Niedrigvolt-Konzepten bei den 50-ccm-Mopeds bis 125 ccm in den nächsten zehn Jahren sehr viel elektrisch werden wird.»

Der KTM-Konzern plant aber keine großen Sportmotorräder mit Elektro-Antrieb, deshalb besteht auch kein Interesse an der Teilnahme am MotoE-Weltcup, der mit Einheitsmaschinen von Energica bestritten wird.

«Das ist Hochvolt, das kann man vergessen», ist Stefan Pierer überzeugt. Als «Hochvolt» bezeichnet man Fahrzeuge ab 12 oder 13 Kilowatt. «Sobald du über 48 Volt hast, wird es lebensgefährlich», meint Pierer. «Das sind dann Motorräder. Es gibt dann irre Vorgaben für die Produktion, die Logistik und den Händler.»

Stefan Pierer pusht auch die neue Marke GasGas an allen Fronten, auch hier kommt der Read to Race-Slogan zum Tragen – im Cross, Enduro, bei der Dakar und natürlich in der Trial-WM.

«GasGas ist eine traditionelle spanische Offroadmarke. Diese Marke ist in Spanien emotional aufgeladen, mit ihr haben wir Riesenchancen im Offroadbereich. Deshalb machen wir mit ihr nicht nur in der Trial-WM mit, sondern auch bei der Dakar-Rallye, wir sind auch in die Motocross-WM reingegangen, in die MX2 und in die MXGP», erläutert Pierer.

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