Ducati: Auto-Kupplung für Sportmotorräder und Racing
Automatische und halbautomatische Getriebe und/oder Kupplungen brachten in den vergangenen Jahren Yamaha, KTM, BMW, MV Agusta und Honda auf den Markt. Nun zeigen Patentzeichnungen, dass auch Ducati an einem automatischen oder halbautomatischen Getriebe arbeitet, das die Kupplungsbetätigung automatisiert, die Gangwahl hingegen dem Fahrer überlasst – konventionell per Fussschaltung.
Ein ähnliches System, das eine Fliehkraftkupplung mit einem Quickshifter kombiniert, baut MV Agusta. Honda verwendet elektronisch gesteuerte Stellmotoren, um eine konventionelle Kupplung zu betätigen. Bei beiden Systemen muss der Fahrer die Kupplung nicht mehr manuell betätigen, auch nicht zum Anhalten und Anfahren, wenn er nicht will. Bei beiden Systemen kann der Fahrer die Automatik mit dem konventionellen Kupplungshebel übersteuern.
Ducatis System ähnelt jenem von Honda: Eine elektronische Steuerung bedient die Kupplung über Stellmotoren, die parallel zur konventionellen Kupplungsbetätigung per Handhebel arbeiten. Im Unterschied zu Hondas E-Clutch funktioniert das System nicht mechanisch, sondern hydraulisch.
In den Patenten werden zwei Varianten aufgezeigt. Das einfachere System liesse sich mit wenig Aufwand in Motorräder mit hydraulischer Kupplungsbetätigung implementieren. Wenn wir das richtig verstanden haben, gibt es zwei Kupplungs-Geberzylinder. Ein Geberzylinder wird konventionell per Kupplungshebel betätigt, der zweite per Stellmotor. Beide arbeiten hydraulisch auf den gleichen Nehmerzylinder der Kupplungsbetätigung.
Bei der zweiten Variante gibt es nur einen Geberzylinder, der von einem Stellmotor betätigt wird. Ein Kupplungshebel ist vorhanden, doch der betätigt über ein Potentiometer und die elektronische Steuerung den Stellmotor der Kupplungsbetätigung.
Beide Systeme arbeiten so, wie es von der Honda E-Clutch bekannt ist: Wenn der Fahrer will, kann er die Kupplung manuell betätigen, doch er kann es auch ganz bleiben lassen, dann übernimmt die Elektronik.
Ducati beschreibt, dass im System eine (elektronisch gesteuerte) Starthilfe integriert ist und dass bei Gangwechseln die Kupplung betätigt wird, gesteuert von einem Drucksensor im Schaltgestänge, während die Motorsteuerung gleichzeitig die Motordrehzahl anpasst, um möglichst kurze und trotzdem ruckfreie Schaltvorgänge hinzukriegen.
Solch präzise, ruckfreie Schaltvorgänge kriegt ein Fahrer nicht jedes Mal hin, die Elektronik schon. Ducati betont denn auch, dass das System für auch Supersport-Motorräder und Rennstreckeneinsatz gedacht sei.
Womit die Beschreibung des Ducati-Systems auch die am Rennsport interessierten SPEEDWEEK-Leser aufhorchen lässt. Eine externe Kraftquelle zur Betätigung der Kupplung ist in der Superbike- und Supersport-WM per Reglement verboten – ausser das homologierte Strassenmodell ist damit ausgerüstet. Würde Ducati die künftige Panigale V4R mit einem solchen System ausrüsten, dürfte es auch im Rennsport verwendet werden.