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Stephan Katt: «Auf jeden Fall geht es weiter»

Von Rudi Hagen
So wollen die Fans Stephan Katt in der nächsten Saison wieder sehen, strahlend und zuversichtlich

So wollen die Fans Stephan Katt in der nächsten Saison wieder sehen, strahlend und zuversichtlich

Stephan Katt macht nach seinem schrecklichen Sturz beim GP in Scheeßel gesundheitliche Fortschritte. In der kommenden Saison will er wieder in der WM mitmischen. Er baut dazu zwei neue Motorräder auf.

Knapp vier Monate ist es her, dass Stephan Katt beim Langbahn-GP 3 der Saison 2022 in Scheeßel schwer stürzte. Gleich in seinem ersten Lauf hatte der Neuwittenbeker in Kurve 1 nach einer Berührung mit dem späteren Weltmeister Mathieu Trésarrieu die Kontrolle über sein Motorrad verloren und war mit voller Wucht in die Airfences geknallt. Diese vor der streckenbegrenzenden Holzplanke angebrachten Luftkissenpolster haben Katt mit großer Wahrscheinlichkeit das Leben gerettet.

Im Klinikum von Rotenburg (Wümme) stellten die Ärzte unter anderem 15 lädierte Rippen und eine kollabierte Lunge fest. Schlimmer aber war ein zertrümmertes rechtes Fußgelenk. Die Spezialisten in der Klinik richteten das Gelenk aber wieder her. Drei Wochen nach dem Crash konnte Stephan Katt nach Hause entlassen werden.

SPEEDWEEK.com sprach jetzt im heimischen Neuwittenbek mit Stephan Katt und erkundigte sich nach seinem Befinden und seinen Zukunftsplänen.

Hallo Stephan, wie geht es dir momentan?

Es wird immer besser. Die ganze Rumpfgeschichte, mit den lädierten Rippen und dem Lendenwirbel, das ist alles im Großen und Ganzen ok, für mich völlig zufriedenstellend. Probleme habe ich damit eigentlich nur nachts, wenn ich schlafe und alle zwei Stunden wach werde und mich kurz mal drehen muss, weil ich im Rücken noch immer ein paar Probleme habe. Das spüre ich dann schon noch. Aber sonst, tagsüber, das geht schon. Man merkt, es ist alles noch ein wenig steif, aber das haut hin. Vom Fuß her wird es auch jeden Tag ein kleines Stück besser.

Kannst du denn schon wieder normal gehen?

Na ja, wenn ich jetzt den Tag über mal zehn Minuten am Stück gehe, dann laufe ich schon wieder einigermaßen normal. Ich humpele zwar immer noch etwas, doch es geht schon relativ gut. Aber morgens beim Aufstehen, die ersten Schritte, die sind schon schwierig. Aber im Großen und Ganzen wird es immer besser, es geht voran.

Erkläre doch noch mal, was an deinem Fuß gemacht wurde.

Die Knochen wurden mit einer Platte und 14 Schrauben verbunden. Jetzt sind es nur noch 13, denn eine wurde vor sechs Wochen wieder entfernt. Das war die Stellschraube zwischen Schien- und Wadenbein, damit das gerissene Syndesmoseband sich wieder festigt. Das ist das Halteband zwischen den beiden Knochen und wichtig für die Stabilität des Fußes.

Das wurde in der Rotenburger Klinik gemacht?

Ja, alles wurde dort gemacht. Ich kann absolut sagen, die Ärzte und das ganze Personal sind top gewesen. Es war die beste Wahl, mich dort drei Wochen lang im Krankenhaus behandeln zu lassen. Die OP am Sprunggelenk ist super verlaufen. Mein Arzt hier in Kiel hat gesagt, das wäre klasse gewesen, wie sie das mit den Schrauben gemacht haben.

Nach drei Wochen Krankenhausaufenthalt konntest du wieder heim. Die Zeit war dann bestimmt nicht einfach für dich und deine Freundin, oder?

Das kannst du wohl laut sagen. Zuhause erst nur im Rollstuhl, dann mit Krücken und Rollstuhl und seit zweieinhalb Wochen auch ohne Krücken. Diese eingeschränkte Beweglichkeit war für mich das Schlimmste, da bin ich überhaupt kein Typ für. Meine Freundin war mir da eine große Hilfe. Sie hat sich zwei Wochen von der Arbeit freigenommen und hat mir unheimlich geholfen, so die ganzen Dinge des Alltags zu bewältigen. Aber auch mein Freund Dennis und andere waren immer für mich da.

Arbeiten konntest du ja nicht. Als Selbstständiger mit Dennis im Handwerk tätig, ist das schon schwierig, oder?

Das war natürlich ein totaler Rückschlag. Knapp vier Monate nicht arbeiten zu können, ohne Einkommen, das ist schon eine harte Nummer. Dennis hat jetzt noch einen Angestellten mit in die Firma genommen. Natürlich will ich bald wieder dabei sein. Die Ärzte sagen, es läge in meinem Ermessen. Ich muss erst die volle Bewegungsfähigkeit wiedererlangen. Dazu bin ich dreimal die Woche in der Reha mit Krankengymnastik, Lauftraining, Lymphdrainage, Massagen und osteopathischen Behandlungen.

Bist du gut versichert?

Ich bin ganz normal gesetzlich krankenversichert, aber eine spezielle Motorsport-Unfallversicherung, die das Risiko «Erzielung der Höchstgeschwindigkeit» einschließt, habe ich nicht. Ich hatte 20 Jahre lang eine solche und habe die in der Zeit vielleicht dreimal in Anspruch genommen. Dann haben sie mich da rausgeschmissen. So eine Versicherung ist sehr teuer.

Beschäftigt dich der Unfall von Scheeßel noch von der Psyche her? Ich meine, geht dir der Unfall noch im Kopf herum, träumst du vielleicht auch davon?

Nein, gar nicht. Ich habe mich mit der Situation ganz schnell abgefunden und wieder nach vorne geschaut. Ich weiß, mein Leben hing nach dem Unfall am seidenen Faden. Aber das Wichtige ist, ich kann lachen, ich habe Spaß am Leben und es geht weiter.

Wirst du wieder Rennen fahren können? Du bist ja 2023 Permanentstarter in der Langbahn-Weltmeisterschaft.

Auf jeden Fall. Mein Fokus liegt auf dem nächsten Jahr. Ich werde alles dafür tun, dass ich in der kommenden Saison wieder dabei bin. Ich habe zwar noch Zeit bis März April, aber die Zeit rennt auch schnell dahin.

Ist dein Crash-Bike wieder heil?

Nein, das Motorrad von Scheeßel war ein absoluter Totalschaden. Das einzige, was heil geblieben war, ist der Motor und das Getriebe, alles andere war kaputt, selbst die Kupplung war in Mitleidenschaft gezogen. Ich wollte jetzt auch nicht nur das eine kaputte Motorrad durch einen Neuaufbau ersetzen, nein, wenn schon neue, dann auch zwei gleiche. Ich bin jetzt gerade dabei, zwei komplett nagelneue Motorräder aufzubauen.

Halten dir deine Sponsoren die Treue?

Die Sponsoren, mit denen ich gesprochen habe, bleiben dabei, mit einigen habe ich allerdings noch nicht sprechen können. Ich hoffe aber, dass alles so bleiben wird, wie es war. Grundsätzlich fehlt natürlich noch Geld.

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