Luca Boscoscuro (Speed Up): Auch 2023 mit zwei Bikes
Luca Boscoscuro ist mit seinem Speed-up-Team und den Piloten Fermin Aldeguer und Alonso Lopez (er ersetzte Fenati nach dem Jerez-GP) der letzte ernsthafte Widersacher von Kalex in der Moto2-WM, nachdem Suter, KTM und NTS als Chassis-Hersteller ausgestiegen sind und MV Agusta nicht auf Touren kommt.
Luca Boscoscuro, der ehemalige 250-ccm-Europameister und Gilera-250-Teammanager (mit WM-Titelgewinn mit Marco Simoncelli 2009), hat seine Speed-up-Bikes im Vorjahr auf Boscoscuro umgetauft und ist seinem Ruf als erfolgreicher Talent Scout auch in den letzten Jahren regelmäßig gerecht geworden. Denn er hat Fabio Quartararo in die Moto2-WM geholt und zum MotoGP-Weltmeister aufgebaut, weil der Franzose bei Speed-up 2018 den Catalunya-GP gewann und dazu noch in Motegi, wo er aber wegen zu geringen Reifendrucks (0,05 bar zu wenig im Hinterreifen) disqualifiziert wurde.
«Ich habe auch schon Andrea Iannone entdeckt und in die Moto2 gebracht», blickt «Boscos» zurück, der irgendwann auch um den schnellen Fermin Aldeguer bangen muss, hinter dem alle Spitzenteams her sind, weil er im April erst 17 Jahre alt wurde und 2022 bereits einen fünften GP-Platz erzielt hat.
Das italienische «enfant terrible» Romano Fenati (26) hat Boscoscuro nach dem Jerez-GP entlassen. «Er ist nach vier, fünf Grand Prix nicht schneller gewesen als bei den Wintertests. Ich habe keine Entwicklung und keine Steigerung bei ihm gesehen, die Rückstände haben sich nicht verändert», erklärte der Speed-up-Teambesitzer und Hersteller der Boscoscuro-Moto2-Motorräder.
Das war damals 2018 bei Quartararo anders. «Fabio hat bei den ersten zwei Rennen keinen Punkt errungen», erinnert sich der Italiener. «Aber im Juni hat er den Catalunya-GP gewonnen und gleich darauf in Assen mit Platz 2 überzeugt.»
Danach wurde «El Diablo» für 2019 vom Petronas-Yamaha-MotoGP-Team engagiert, 2021 kam er ins Werksteam – und gewann auf Anhieb die Weltmeisterschaft.
Boscoscuro erzielt trotz seiner bescheidenen Mittel immer wieder Achtungserfolge. Doch er hat die Aspar-Mannschaft als Moto2-Kundenteam verloren und jetzt nur noch zwei Bikes im Startfeld, Kalex nicht weniger als 26. Die Firma aus dem deutschen Bobingen gewinnt 2022 die elfte Fahrer-WM, die zehnte hintereinander.
Der italienische Japan-Italy-Racing-Teambesitzer Luca Montiron hat die Fahrer seines JIR-Rennstalls vier Jahre lang mit japanischen TSR-Maschinen in die WM geschickt. Die Namensrechte für die Rennmotorräder verkauft er aber für vier Jahre an MotoBi, eine italienische Marke, deren Wiederbelebung nie richtig in die Gänge kam und die 2020 nach einer vierjährigen Pause wieder einmal eine neue Produktpalette vorstellte, um die es bald wieder ruhig geworden ist.
Aus den Worten von Boscoscuro ist manchmal herauszuhören, dass er sich einen finanzstarken Investor wünscht, um vielleicht wieder mehr Maschinen ins Startfeld hieven zu können. Aber heute ein namhaftes Motorradwerk als Geldgeber zu finden, ist schwierig.
Malaguti, Italjet, Lambretta, Caterham, Loncin, Haojue, Mahindra, Peugeot und andere Hersteller haben in der jüngsten Vergangenheit solche Kooperationen geschmiedet, aber sie waren nicht nachhaltig und sind bald wieder geplatzt.
Zwischen Fantic Motor und Luca Boscoscuro kam keine Einigung zustande, deshalb fährt Fantic mit Kalex-Motorrädern.
Die Pierer Mobility lässt das Red Bull KTM-Ajo-Team in der Moto2-Klasse (Pedro Acosta, Augusto Fernandez) mit Kalex fahren, dazu das GASGAS-Team von Aspar Martinez (Dixon, Arenas). Auch das von Yamaha finanziert Master Camp Moto2-Team (Gonzalez, Kobu) vertraut auf Kalex-Rennmaschinen.
Aber die Pierer Gruppe hat das eigene Moto2-Chassis-Projekt nach 2019 beerdigt, und an einer Zusammenarbeit beim Chassis-Bau mit Boscoscuro besteht kein Interesse.
«Die breite Öffentlichkeit hat gar nicht bemerkt, dass wir keine eigenen Moto2-Motorräder mehr bauen», sagt Firmenchef Stefan Pierer. «Nach Siegen des Teams von Aki Ajo gratulieren mir die Menschen im Fahrerlager genau so nett wie früher.»
Eigentlich würde Boscoscuro gerne wieder einen jungen italienischen Moto2-Spitzenfahrer entdecken, aber selbst die VR46 Riders Academy hat momentan außer Vietti keinen. «Deshalb werde ich 2023 weiter mit den beiden Spaniern Aldeguer und Lopez fahren. Beide haben Verträge für die kommende Saison», erklärte der Speed-up-Teamchef.
Ergebnis Moto2, Assen (26. Juni):
1. Augusto Fernandez ,Kalex, 24 Rdn. in 39:07,133 (= 167,1 km/h)
2. Ai Ogura, Kalex, + 0,660 sec
3. Jake Dixon, Kalex, + 0,725
4. Celestino Vietti, Kalex, + 0,758
5. Bo Bendsneyder, Kalex, + 1,485
6. Alonso Lopez, Boscoscuro, + 5,417
7. Tony Arbolino, Kalex, + 5,533
8. Joe Roberts, Kalex, + 7,396
9. Manuel Gonzalez, Kalex, + 7,589
10. Filip Salac, Kalex, + 7,691
11. Fermin Aldeguer, Boscoscuro, + 9,322
12. Jorge Navarro, Kalex, + 15,028
13. Somkiat Chantra, Kalex, + 17,443
14. Jeremy Alcoba, Kalex, + 19,188
15. Barry Baltus, Kalex, + 19,256
– Marcel Schrötter, Kalex, ausgeschieden
Fahrer-WM Stand nach 11 von 20 Grand Prix:
1. Vietti 146 Punkte. 2. A. Fernandez 146. 3. Ogura 145. 4. Canet 116. 5. Arbolino 104. 6. Roberts 97. 7. Schrötter 88. 8. Dixon 76. 9. Acosta 75. 10. Chantra 69. 11. Navarro 66. 12. Bendsneyder 55. 13. Lowes 51. 14. Arenas 45. 15. Beaubier 40. 16. Gonzalez 39. 17. Aldeguer 37. 18. Lopez 35. 19. Alcoba 33. 20. Baltus 16. 21. Salac 14. 22. Dalla Porta 10. 23. Manzi 9. 24. Fenati 7. 25. Rodrigo 6. 26. Zaccone 6. 27. Ramirez 5. 28. Kubo 4. 29. Kelly 3. 30. Pasini 1.
Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 275 Punkte. 2. Boscoscuro 57. 3. MV Agusta 5.
Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo 221 Punkte. 2. Idemitsu Honda Team Asia 214. 3. Flexbox HP40 178. 4. Elf Marc VDS Racing 155. 5. Mooney VR46 Racing 146. 6. Inde GASGAS Aspar Team 121. 7. Liqui Moly Intact GP Team 121. 8. Italtrans Racing 107. 9. MB Conveyors Speed up 79. 10. Pertamina Mandalika SAG 61. 11. Yamaha VR46 Master Camp 52. 12. American Racing 43. 13. Gresini Racing 20. 14. RW Racing GP 16. 15. MV Agusta Forward 5.