Marcel Schrötter (11.): «Momentan ist alles möglich»

Von Nora Lantschner
Marcel Schrötter (Liqui Moly Intact GP) beendete das Moto2-Rennen in Misano nach einem Long-Lap-Penalty wegen «track limits»-Vergehen auf Platz 11 und wirkte anschließend ratlos. Dazu kommt seine noch offene Zukunft.

Marcel Schrötters Gesichtsausdruck in der Intact-Box sprach nach dem Rennen Bände: «Aus irgendeinem Grund war an diesem Wochenende nicht eine einzige Runde dabei, in der ich Spaß am Fahren hatte. Das ist ein ganz schlechtes Zeichen. Wir arbeiten wirklich hart und das ganze Team versucht, mir das Bike irgendwie hinzudrehen, damit wir wieder bekommen, was man braucht und was man kennt. Komischerweise war das Problem selbst mit großen Änderungen immer dasselbe. Ich weiß nicht, was los ist.»

Zu seinem elften Rang meinte der 29-jährige Bayer: «Auf das Rennen brauchen wir gar nicht groß eingehen, mit den vielen Stürzen, und vom Teamkollegen geschlagen zu werden, das ist ganz weit weg von dem, was man sich vorstellt. Das Enttäuschende ist einfach, dass ich mich nicht einmal dazu in der Lage fühle zu kämpfen. Das ist frustrierend. Wir finden momentan keine Lösung. Wir müssen alles genau anschauen und uns für Aragón irgendetwas überlegen.»

Was ist das Hauptproblem? «Das kann man gar nicht beschreiben. Es sind mehrere Sachen, die zusammen nicht funktionieren», schilderte der Kalex-Pilot aus dem Liqui Moly Intact GP Team. «Ich kann jetzt nicht sagen: Ich habe keinen Grip oder es fehlt nur vorne oder nur beim Bremsen. Es ist eine Kombination, das eine verursacht das andere. Oder es kommt vom Kurveneingang und zieht sich mit in die Kurve. Ich habe einfach kein Vertrauen, das Motorrad – blöd gesagt – auf Schräglage zu bringen. Es ist alles viel zu hektisch oder auch einfach nicht genug. Ich fühle mich, als würde ich irgendwo zehn Grad Schräglage vermisse. Das ist komisch und somit habe ich dann einfach kein Turning und keinen Kurvenspeed. Ich habe keine Ahnung, woran es liegt. Wir probieren und tun – aber wir haben noch keine Lösung dafür.»

Seit gestern ist klar, dass Schrötter und das Intact Team nach sechs Jahren am Ende der Saison getrennte Wege gehen werden. Glaubt Deutschlands aktuell einziger WM-Stammfahrer, in den verbleibenden Rennen noch eine Lösung finden zu können, oder ist der Neuanfang vielleicht schon im Hinterkopf? «Ich bin mir sicher, dass wir wieder schnell sein können. Wir müssen daran glauben. Denn wenn man aufgibt, wird es mit Sicherheit schwierig. Das Team und meine Leute versichern mir jedes Mal wieder – und das weiß ich auch – sie geben alles, um mir zu helfen. Sie sind genauso enttäuscht wie ich. Wir müssen einfach herausfinden, warum ich mich so unwohl fühle. Da hilft es nur, wenn man konzentriert bei der Sache bleibt, daran glaubt und immer weiter 100 Prozent gibt. Selbst nach so einem Wochenende, uns trennen 16 Punkte von Platz 5 in der Meisterschaft. Es ist noch so viel drin, wir müssen wieder unseren Weg finden und einfach wieder schnell werden. Ich hoffe einfach, dass wir das schaffen.»

Schrötter-Manager Michael Kories erklärte am Samstagabend im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Es wird bis zum Superbike-Rennen in Barcelona am 25. September dauern, bis wir wissen, wo Marcel 2023 fahren wird.»

Liegt der Fokus für 2023 als auf der Superbike-WM oder einem Verbleib in der Moto2-WM? «Momentan ist alles möglich», erklärte Schrötter. «Es ist sicher von der Seite auch kein einfaches Wochenende gewesen. So viele Gesprächen, Möglichkeiten, Unsicherheiten – da hat man den Kopf natürlich nie ganz frei. Das darf trotzdem kein Grund sein, denn diese Momente gibt es als Rennfahrer und man muss es dementsprechend gut hinkriegen. Klar müssen die Gespräche stattfinden, um meine Zukunft zu sichern, trotzdem muss ich mit dem Kopf ganz klar hier sein. Wie angesprochen: Wir wollen unbedingt wieder auf die Erfolgsspur kommen und die Geschichte gemeinsam gut beenden – und nicht so wie jetzt.»

Moto2-Ergebnis, Misano (5. September):

1. Lopez, Boscoscuro, 25 Rdn. in 40:35,332 (= 156,1 km/h)
2. Canet, Kalex, + 1,253 sec
3. Augusto Fernandez, Kalex, + 3,305
4. Arenas, Kalex, + 4,615
5. Ogura, Kalex, + 9,166
6. Acosta, Kalex, + 10,339
7. Arbolino, Kalex, + 10,434
8. Chantra, Kalex, + 12,377
9. Roberts, Kalex, + 18,242
10. Alcoba, Kalex, + 19,560
11. Schrötter, Kalex, + 27,896
12. Bendsneyder, Kalex, + 28,452
13. Baltus, Kalex, + 30,991
14. Beaubier, Kalex, + 38,371
15. Zaccone, Kalex, + 41,690

Fahrer-WM Stand nach 14 von 20 Grand Prix:

1. Augusto Fernandez 198 Punkte. 2. Ogura 194. 3. Canet 157. 4. Vietti 156. 5. Arbolino 117. 6. Roberts 115. 7. Dixon 108. 8. Schrötter 101. 9. Chantra 100. 10. Acosta 98. 11. Lopez 89. 12. Navarro 75. 13. Bendsneyder 66. 14. Arenas 65. 15. Lowes 51. 16. Alcoba 47. 17. Beaubier 45. 18. Gonzalez 44. 19. Aldeguer 38. 20. Baltus 23. 21. Salac 21. 22. Dalla Porta 10. 23. Manzi 9. 24. Zaccone 7. 25. Fenati 7. 26. Rodrigo 6. 27. Ramirez 5. 28. Kubo 4. 29. Kelly 3. 30. Pasini 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 345 Punkte. 2. Boscoscuro 111. 3. MV Agusta 5.

Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo 296 Punkte. 2. Idemitsu Honda Team Asia 294. 3. Flexbox HP40 232. 4. GASGAS Team Aspar 173. 5. Elf Marc VDS Racing 168. 6. Mooney VR46 Racing 156. 7. Liqui Moly Intact GP Team 148. 8. EGO+ Speed up 134. 9. Italtrans Racing 125. 10. Pertamina Mandalika SAG 72. 11. Yamaha VR46 Master Camp 57. 12. American Racing 48. 13. Gresini Racing 28. 14. RW Racing GP 23. 15. MV Agusta Forward 5.

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