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Liqui Moly-Team: Was Marcel Schrötter eingebremst hat

Von Günther Wiesinger
Das Liqui-Moly-Moto2-Team hat in 10 Jahren ansehnliche Erfolge errungen. Aber es kamen nur 2 GP-Siege zustande, ein echter Titelkampf klappte nie. Das Potenzial von Marcel Schrötter wurde nicht optimal ausgeschöpft.

Das neu formierte deutsche Liqui Moly-Husqvarna-Team wird 2023 in der Moto2-WM mit Darryn Binder und Europameister Lukas Tulovic antreten, mit Marcel Schrötter kam es nach sechs Jahren zu keiner Einigung mehr. Diese Trennung hinterließ auf beiden Seiten eine Portion Wehmut, denn die gemeinsamen Ziele wurden nie erreicht.

In den Jahren 2017 bis 2022 kam der Bayer, der am 2. Januar 30 Jahre alt wird, über die WM-Ränge 17, 8, 8, 9, 10 und 11 nicht hinaus. Es wurden insgesamt fünf Podestplätze sichergestellt, aber kein Sieg, während Tom Lüthi 2019 in Texas immerhin für einen Sieg sorgte, Jonas Folger in Brünn 2016 für den ersten.

Obwohl der Rennstall aus Memmingen 2022 mit Domi Aegerter den MotoE-Weltcup und mit Lukas Tulovic die Moto2-EM gewann, sind in der Moto2-WM die hoch gesteckten Ziele in zehn Jahren bisher nicht erreicht worden. Denn die Intact-Mannschaft hat es sich bei der Gründung des Teams mit Moto3-Weltmeister Sandro Cortese 2013 zum Ziel gesetzt, innerhalb von zwei, drei Jahren um den Titel zu kämpfen und in die Liga der Top-Teams wie HP40 Pons oder Marc VDS aufzusteigen.

Doch selbst Tom Lüthi kam in den zwei Liqui-Moly-Jahren über die WM-Ränge 3 und 11 nicht hinaus. In den Jahren 2016 und 2017 war der Schweizer im Interwetten-Team von Dani Epp immerhin Moto2-Vizeweltmeister geworden.

Schrötter lag 2022 nach dem starken vierten Platz beim Sachsenring-GP noch auf Platz 7 der WM-Tabelle, aber in der zweiten Saisonhälfte rutschte er ab.

Jürgen Lingg, Technical Director und Teamprinzipal des deutschen Moto2-Teams, hat eine Erklärung für die schwachen Darbietungen seines deutschen Schützlings nach der Sommerpause. «Dunlop hat ab Mitte der Saison eine neue Reifengeneration gebracht. Damit haben sich einige Fahrer gut anfreunden können, andere weniger gut. Es ist auch in der Vergangenheit schon vorgekommen, dass solche Änderungen die Leistungen sehr stark beeinflusst haben.»

Aber wir erinnern uns: Das Liqui Moly-Team hat auch in der stark begonnenen Saison 2019 im Vergleich zur Konkurrenz (Marc VDS mit Alex Márquez, Red Bull KTM Ajo mit Brad Binder) viel länger gebraucht, um sich an die veränderten Herausforderungen mit den neuen Dunlop-Reifen anzupassen.

«In der Moto2 ist alles so gläsern, auch von der Einstellung her», räumt Lingg ein. «Dadurch kann man sich heute nicht mehr so viele Vorteile erarbeiten. Anderseits kann man auch nicht mehr so viel falsch machen.»

«Dafür haben wir als Team den Umstieg auf die Triumph-Dreizylinder-Motoren 2019 schnell und gut bewältigt», hält Jürgen Lingg im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Ich glaube, damals haben wir sogar hin und wieder einen kleinen technischen Vorteil gehabt, der halt irgendwann von der Konkurrenz aufgeholt worden ist. Wir haben aber nachher noch einmal nachlegen können. Tom Lüthi hat damals den WM-Titel nur um zwölf Punkte verpasst. So knapp war er nie am Titelgewinn dran.»

«Es kann schon sein, dass wir zum Beispiel 2019 auch als Team bei den Reifen nicht rechtzeitig die optimale Lösung gefunden haben», blickt Lingg zurück. «Aber am Ende ist es ein Motorrad und bleibt ein Motorrad. Man hat jede Menge Unterstützung vom Reifenhersteller, vom Fahrwerkshersteller, vom Suspension-Hersteller. Wir holen uns ja den Support und bezahlen auch dafür. Deshalb haben alle Teams ähnliche Anpassungen gemacht, auch 2022.»

Lingg weiter: «Manche Fahrer sind besser damit klargekommen, andere weniger gut. Diese Situation mit den Reifen und die Umstellung war in der vergangenen Saison grad für Marcel nicht einfach. Ich will jetzt die Probleme der zweiten Saisonhälfte in diesem Jahr nicht allein auf die Reifen schieben. Aber es war ein Faktor, der mitgespielt hat und der speziell für Marcel schwierig zu bewältigen war.»

Moto2-Ergebnis, Valencia (6.11.):

1. Acosta, Kalex, 25 Rdn in 39:52,413 min (= 150,6 km/h)
2. Augusto Fernández, Kalex, + 1,232 sec
3. Arbolino, Kalex, + 10,163
4. Aldeguer, Boscoscuro, + 14,407
5. Arenas, Kalex, + 18,904
6. Gonzalez, Kalex, + 20,554
7. Dixon, Kalex, + 21,244
8. Alcoba, Kalex, + 25,868
9. Agius, Kalex, + 33,763
10. Schrötter, Kalex, + 35,177
11. Bendsneyder, Kalex, + 35,598
12. Gomez, Kalex, + 36,336
13. Salac, Kalex, + 38,942
14. Dalla Porta, Kalex, + 41,710
15. Roberts, Kalex, + 45,238

Moto2-WM-Endstand (nach 20 Rennen):

1. Augusto Fernández 271,5 Punkte. 2. Ogura 242. 3. Canet 200. 4. Arbolino 191,5. 5. Acosta 177. 6. Dixon 168,5. 7. Vietti 165. 8. Lopez 155,5. 9. Roberts 131. 10. Chantra 128. 11. Schrötter 123,5. 12. Arenas 90. 13. Bendsneyder 87. 14. Navarro 83. 15. Aldeguer 80. 16. Gonzalez 76. 17. Beaubier 73. 18. Alcoba 72. 19. Lowes 55. 20. Salac 45. 21. Baltus 30. 22. Dalla Porta 21. 23. Manzi 9. 24. Zaccone 9. 25. Kubo 7,5. 26. Agius 7. 27. Fenati 7. 28. Rodrigo 6. 29. Kelly 5,5. 30. Ramirez 5. 31. Gomez 4. 32. Hada 3,5. 33. Pasini 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 477,5 Punkte. 2 Boscoscuro 200,5. 3. MV Agusta 5.

Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo 448,5 Punkte. 2. Idemitsu Honda Team Asia 370. 3. Flexbox HP40 287. 4. GASGAS Team Aspar 258,5. 5.Elf Marc VDS Racing 253,5. 6. Beta Tools Speed up 242,5. 7. Liqui Moly Intact GP Team 195,5. 8. Mooney VR46 Racing 165. 9. Italtrans Racing 152. 10. Pertamina Mandalika SAG 96,5. 11. Yamaha VR46 Master Camp 92,5. 12. American Racing 78,5. 13. Gresini Racing 54. 14. RW Racing GP 30. 15. MV Agusta Forward 5.


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