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Entwicklung und Vorschriften: Alles zur Moto2-Klasse

Von Günther Wiesinger
Für 2023 bekamen die Triumph-Motoren ein Update

Für 2023 bekamen die Triumph-Motoren ein Update

Regelkunde Teil 2: SPEEDWEEK.com erklärt vor dem Saisonauftakt 2023 in Portimão, wie die seit 2010 bestehende Moto2-Klasse funktioniert und was in diesem Jahr neu ist.

Die Moto2-Serie stellt die Mittelgewichtsklasse der MotoGP-Weltmeisterschaft dar. Sie löste zur Saison 2010 die seit 1949 bestehende 250-ccm-Klasse ab. Die Motorräder wurden 2019 erstmals von Dreizylinder-Viertaktern mit einem maximalen Hubraum von 765 ccm angetrieben, Triumph löste Honda nach neun Jahren als Alleinausrüster ab.

Triumph liefert 165 ccm mehr als Honda, die Power wurde auf 140 PS erhöht. Das begeisterte die Techniker und Fahrer. «Wir haben mehr Bumms und 20 Newtonmeter mehr Drehmoment», freute sich Intact-Teammanager Jürgen Lingg.

Die Motoren stammen vom Naked Bike des Modells Triumph Street Triple und sollen nach dem Update für die Saison 2023 rund 145 PS leisten.

Ebenfalls seit 2019 wird die ECU von Magneti Marelli verwendet, sie gilt als abgespeckte Version der MotoGP-Motorensteuerung.

Magneti Marelli hat auf Basis der MotoGP-Einheits-ECU eine Motorsteuerung für die Moto2-Maschinen entwickelt, die als fortschrittlich bezeichnet werden kann. Torque-Management, Motorbremse und Launch Control stehen damit zur Verfügung, die Anzahl der Parameter sind aber nicht mit der MotoGP-Klasse vergleichbar.

Auch wenn das Dashboard jenem der MotoGP-Teams verblüffend ähnlich sieht – beim Electronic Control Unit (ECU) sind Systeme wie Traction Control und Corner-by-Corner-Kontrolle nicht aktiviert. Sie werden in Reserve gehalten...

Eines steht fest: Der Sound der Triumph-Motoren ist großartig, außerdem sind die Motoren deutlich moderner und technologisch fortschrittlicher als die abgetakelten CBR600-RR-Motoren, bei denen besonders das Getriebe immer wieder Anlass zur Kritik gab. Und durch das «ride by wire»-System begann für die Teams elektronisch gesehen ein ganz neues Zeitalter. Die Fahrer werden durch diese ECU viel besser auf die Bedürfnisse der MotoGP-WM vorbereitet.

Dazu kamen die Vorzüge des «blipper», man kann auch von einer Schaltautomatik sprechen. «Man muss in der Moto2-WM beim Herunterschalten keine Kupplung mehr ziehen, was natürlich das Reinfahren in die Kurven sehr erleichtert», erläuterte Intact-Cheftechniker Jürgen Lingg. «Dazu wird ein 'blipper' benötigt. Das Signal für die Zündunterbrechung bekommt die ECU durch einen Sensor am Schaltgestänge. Im Prinzip wird nur kontrolliert Zwischengas gegeben, damit im Getriebe ein Freilauf entsteht und man ohne kuppeln runterschalten kann.»

Alex Giussani, Technical Director bei Suter Industries, erklärt: «Der Fahrer muss damit vor dem Runterschalten nur den Schalthebel nach oben drücken, die Steuergeräte sorgen nach diesem Signal für das Zwischengas. Die Fahrer müssen also dank dieses Systems den Kupplungshebel nicht mehr betätigen. Wir haben diese Funktion schon 2012 auf unserem Claiming-Rule-Bike mit der Bezeichnung Suter-BMW in der MotoGP verwendet. Inzwischen hat sich diese Funktion auch in der Serie durchgesetzt – bei der R1 und bei BMW.»

Ab 2023 weniger Testtage

In der Saison 2018 durften alle Hersteller je zehn Testtage mit den Triumph-Motoren abspulen. Seit 2019 waren den Chassis-Herstellern keine Moto2-Testteams mehr erlaubt, dieses Verbot lief 2021 aus.

Die Teams selbst dürfen mit den Stammfahrern neben den offiziellen IRTA-Tests und Montag-Tests nur noch vier Tage von WM-Finale zu WM-Finale privat testen. Bisher waren es sieben, aber weil 2023 erstmals 21 Grand Prix im Kalender stehen, wurden die Testtage weiter beschränkt.

Für Rookies wurde eine Ausnahmeregelung geschaffen: Nach dem letzten Event einer Saison bis zum 30. November dürfen die Neulinge unbegrenzt testen.

Ebenfalls eine Ausnahme gemacht wird für die neu eingeführten «concession teams» in der Moto2-WM: Einem Chassis-Hersteller, der in den letzten beiden Jahren keine sechs «concession points» erreicht hat, stehen weiterhin sieben private Testtage zur Verfügung.

Nach Suter und Tech3 stieg 2019 auch KTM als Moto2-Chassis-Hersteller aus. Am Ende des Vorjahres zog sich dann NTS zurück. Übrig bleiben somit nur Kalex, Boscoscuro (vormals Speed Up) und – nach dem Ende der Zusammenarbeit mit MV Agusta – Forward.

Beim Chassis haben die Hersteller, Teams und ihre Schützlinge mehr Freiheiten, hier müssen nur die technischen Vorschriften beachtet werden. Dabei dürfen Rahmen, Schwinge, Tank, Sitz und Verkleidung nicht von einem Serienmotorrad stammen. Wie in der Moto3 ist auch hier nur ein Bike pro Fahrer und Wochenende erlaubt.

Das neue Mindestalter für die Moto2-Teilnehmer liegt wie in allen WM-Klassen bei 18 Jahren. In der Übergangszeit gilt aber eine Sonderregelung: Fahrer, die bereits 2022 in einer Klasse antraten, dürfen auch unter 18 Jahren weiterhin dort fahren.

Beim Mindestgewicht besteht ein klarer Unterschied zur Moto3-Klasse: Zusammen mit ihren Motorrädern müssen die Moto2-Piloten mindestens 215 kg auf die Waage bringen (in der Moto3 liegt das Mindestgewicht bei 152 kg).

Wer Mühe hat, diese Moto2-Vorgabe samt der ganzen Ausrüstung und Onboard-Kamera zu erreichen, muss mit Zusatzgewichten nachhelfen. Übrigens: Die Lederkombis müssen seit 2017 unbedingt mit Airbag-Systemen ausgerüstet sein.

Die Teams bezahlen pro Fahrer und Saison nur 20.000 Euro für die Triumph-Motoren. Dafür muss ein Kleber «powered by Triumph» auf den Bikes zu sehen sein. Die Motoren werden den Teams per Losentscheid zugeteilt.

An einem GP-Wochenende werden zwischen 500 und 600 Kilometer abgespult. Die maximale Kilometerzahl liegt bei ca. 1500 km. «Ja, aber ich habe von Italtrans einen privaten Motor zur Revision bekommen, der 3000 Kilometer drauf hatte und immer noch ohne Leistungsverlust lief», verriet Trevor Morris, der Technical Director von ExternPro. Diese Firma ist für die Motor-Revisionen zuständig, wie früher bei den Honda-Einheitsmotoren.

Neues Drehzahllimit

ExternPro und Triumph haben zu Beginn der Saison 2019 allen Fahrern und Teams mitgeteilt, dass die maximale Drehzahl auf 14.000/min begrenzt werde. Das Drehzahllimit ist beim Runterschalten später auf 14.500/min erhöht worden. Doch manche Übeltäter im Sattel der 145 PS starken Moto2-Rennmaschinen kümmerten sich nicht sonderlich um diese Vorschriften.

Deshalb erhielten alle Fahrer, die ihre Triebwerke regelmäßig beim Zurückschalten mit mehr als 14.500/min quälten, ab dem Brünn-GP 2019 eine Strafe in der Höhe von 5150 Euro für eine außerplanmäßige Motorrevision.

Für 2023 wurde das permanente Drehzahllimit für die 765-ccm-Dreizylinder jedoch im Zuge des Motoren-Updates von 14.000/min auf 14.400/min erhöht.

Wie in der Moto3-Klasse kommt das Einheitsöl von Liqui Moly. Dunlop rüstet die Moto2-Fahrer mit Einheitsreifen aus. Auch hier dürfen die Piloten jeweils maximal 17 Slick-Reifen pro Wochenende einsetzen, acht Vorder- und neun Hinterreifen.

Keine Unterschiede bestehen auch bei den Regeln für die Regenreifen. Dunlop muss im Normalfall für jeden Fahrer drei Regenreifen-Sätze dabei haben. Findet jede Session im Nassen statt, müssen es sogar deren vier Regenreifen pro Fahrer sein. Der Reifenhersteller darf jene Gummis, die nicht eingesetzt wurden, bei einem späteren Wochenende einsetzen – vorausgesetzt sie entsprechen der aktuellen Spezifikation.

2020 waren wegen der Pandemie die Wildcard-Fahrer unerwünscht. 2021 durften wieder maximal zwei pro Grand Prix fahren. Sie dürfen aber nur von existierenden Moto2-GP-Teams eingesetzt werden, weil nur diese Erfahrung im Umgang mit der Elektronik von Magneti Magrelli haben.

Fahrer-Nationalitäten

Die Fahrer können 2023 neu nur eine Nation repräsentieren, und zwar jene, die ihren Reisepass ausgestellt hat. Wenn jemand mehrere Nationen vertritt, muss er zu Beginn der Saison überlegen, von welchem Landesverband er seine FIM-Lizenz bezieht. Wenn durch höhere Gewalt eine Nationenzugehörigkeit abhandenkommt, muss bei der FIM vor dem Saisonstart ein Antrag auf eine Änderung des Herkunftslandes gestellt werden.

Der Fahrer fährt dann die ganze Saison unter dieser Flagge, die Pole-Positions, Sprint-Siege, Podestplätze, Rennsiege und Titelgewinne werden seinem Land zugeschrieben.

Unterbrechungen

Wenn eine Qualifying Session unterbrochen wird und nicht mehr neu gestartet werden kann, gilt 2023 folgende neue Vorschrift:
- Wenn die Session mindestens 50 Prozent der geplanten Zeit gedauert hat, gilt die Sitzung als vollendet, die Resultate zählen.
- Wenn die Session weniger als 50 Prozent gedauert hat, gilt sie als gestrichen. Als Ergebnis werden dann die anderen Trainings kombiniert gewertet.
- In der MotoGP-Klasse werden die kombinierten Zeiten vom Practice 1 (P1) and P2 gewertet. In den Klassen Moto2 und Moto3 gelten die Ergebnislisten von FP1-FP2-FP3.

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