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Zum 30. Todestag von Motorengenie Helmut Fath

Von Thorsten Horn
Helmut Fath war nicht nur ein erfolgreicher Gespann-Fahrer, sondern auch ein begnadeter Techniker. Der zweifache Weltmeister sowie elffache GP-Sieger erlag vor 30 Jahren im Alter von nur 64 Jahren seinem Krebsleiden.

Helmut Fath, am 24. Mai 1929 in Ursenbach bei Heidelberg geboren, war im Motorradsport in vielfältigen Funktionen erfolgreich. 1949 bestritt er mit einer Solo-Maschine auf dem «Riedring» im nahen Lorsch sein erstes Motorradrennen, verlor aber nach einem Unfall vorerst den Lust an der Rennerei.

Drei Jahre später wurde Fath, wiederum in Lorsch, von einem Freund gebeten, bei ihm im Beiwagen seines Gespanne als Beifahrer zu fungieren, woran er sofort Gefallen fand. Daraufhin kaufte er von seinem Arbeitgeber, einem BMW-Vertragshändler in Mannheim, eine 500-ccm-BMW R51/3, baute diese zum Renngespann um und war fortan selbst der Fahrer des Dreirads.

Bei seinem ersten regionalen Rennen wurde Fath mit seinem Beifahrer Alfred Fath, mit dem er nicht verwandt war, hinter zwei 750er-Gespannen Dritter. Die nachfolgenden drei Ausweisrennen gewann er dann alle und nach einem weiteren Jahr in der Ausweis-Klasse erhielt er für 1954 die Lizenz.

Hier war Fath die Konkurrenz technisch überlegen, worauf er eine BMW RS von Florian Camathias kaufte und mit ihm fortan eine gute Freundschaft pflegte, nicht zuletzt, weil auch der Schweizer sehr Technik-affin war.

Als erster Deutscher baute Helmut Fath das Gespann mit kleineren Rädern zu einem sogenannten Kneeler um, die den Vorteil eines niedrigeren Schwerpunkts und breiterer Reifen hatten.

Fath: Erster bereits 1956

Seinen ersten Weltmeisterschaftslauf bestritt Helmut Fath 1956 beim Großen Preis von Deutschland auf der Stuttgarter Solitude. Mit seinem Beifahrer Emil Ohr fuhr er als Dritter auf Anhieb aufs Podest.

Zwar ging Fath danach neben den DM-Läufen auch bei etlichen internationalen Rennen an den Start, in der WM jedoch nur sporadisch. So wurde er 1958 mit Fritz Rudolph im Boot nur im niederländischen Assen und im belgischen Spa-Francorchamps jeweils Dritter, was ihnen allerdings reichte, um sich in der WM-Abschlusstabelle als Dritte zu verewigen.

1959 trat Helmut Fath mit seinem neuen Beifahrer Alfred Wohlgemuth zwar regelmäßiger bei den WM-Läufen an, wurden allerdings nur WM-Fünfte. Die einzigen zählbaren Ergebnisse erzielten sie mit Rang 3 in Assen sowie zuvor Platz 4 auf der Insel  Man.

1960 sollte dann mit einem von Helmut Fath selbst getunten Kurzhubmotor in der BMW RS ihr größtes Jahr werden. Mit Clermont-Ferrand, der Insel Man, Assen, Spa-Francorchamps und der Solitude standen für die Seitenwagen fünf WM-Läufe auf dem Programm.

Fath/Wohlgemuth feierten in Frankreich ihren ersten WM-Laufsieg und gewannen danach auch die Tourist Trophy sowie die letzten beiden Grand Prix des Jahres. In Assen standen sie, wenngleich nur als Zweite, auf dem Podest. Natürlich wurden Fath/Wohlgemuth so überlegen Weltmeister; sie mussten sogar für die Endabrechnung jenen zweiten Platz sowie einen Sieg als Streichresultat aufgeben.

Damit traten sie in der langen Ära der deutschen Gespann-Weltmeister die Nachfolge von Wilhelm Noll/Fritz Cron (1954 und 1956), Willy Faust/Karl Remmert (1955), Friedrich Hillebrand/Manfred Grunwald (1957) sowie Walter Schneider/Hans Strauß an. Folgen sollten ihnen noch Max Deubel/Emil Hörner (1961, 1962, 1963 und 1964), Klaus Enders/Ralf Engelhardt (1967, 1969, 1970, 1972, 1973 und 1974), Horst Owesle/Julius Kremer/Peter Rutherford (1971) sowie Rolf Steinhausen/Sepp Huber (1975 und 1976). Danach war erst einmal eine Pause und nach Werner Schwärzel/Andreas Huber (1982) ganz Schicht im Schacht.

Fath im BMW-Werksteam 1961

1961 wurden Helmut Fath/Alfred Wohlgemuth ins BMW-Werksteam befördert, was Helmut Fath aber nicht rundum glücklich machte. So tauschte er beim WM-Auftakt im Montjuich-Park in Barcelona nach dem Training den Kurzhub-Motor des Werks gegen seinen eigenen aus – und gewann das Rennen.

Beim nachfolgenden DM-Lauf auf der Nürburgring-Südschleife segelte Fath im Regen auf einer Ölspur von der Piste. Während Helmut Fath nur komplizierte Bein-, Hand- und Fußgelenksbrüche davon trug, erlag Alfred Wohlgemuth an jenem 30. April 1961 seinen schweren Verletzungen.

Diesen Unfall und den Verlust seines ziemlich gleich alten Freundes (beide waren zum Unfallzeitpunkt 31) musste Helmut Fath erst einige Zeit verarbeiten, doch irgendwann machte er sich mit einigen Gleichgesinnten an die Konstruktion eines eigenen Motors nebst Chassis. Aus Budgetgründen entschied er sich für einen quer zur Fahrtrichtung eingebauten luftgekühlten Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor.

Dieser wurde 1964 zunächst in ein Solo-Motorrad als Versuchsträger eingebaut und sollte seine Feuertaufe ausgerechnet beim Eifelpokal-Rennen auf dem Nürburgring erleben.

Es dauerte noch bis 1966, bis Helmut Fath mit seinem kompletten Eigenbau-Gespann namens Fath-4 oder Fath 499 Spezial die ersten Rennen bestritt. Gemäß der Idee seiner Frau Waltraut wurden Motor bzw. das komplette Gespann noch im gleichen Jahr in Anlehnung an den lateinischen Begriff Ursus (Bär) und zugleich an ihr Heimatdorf Ursenbach URS getauft.

Neuer Höhenflug mit Seeley 1968

1967 kam es dann aber zur Zusammenarbeit mit britischem Solo- und Gespann-Rennfahrer und vor allem sehr guten Rahmenbauer Colin Seeley, sodass sich Helmut Fath 1968, diesmal komplett aus dem Nichts, zu einem neuerlichen Höhenflug aufschwingen konnte.

Diesmal standen für die Dreirad-Akteure sechs WM-Läufe im Kalender. Wieder gewann Helmut Fath, der sich nun von Wolfgang Kalauch im Boot assistieren ließ, das erste Saisonrennen, welches auf der Nürburgring-Südschleife, dem Ort seiner bittersten Stunden, ausgetragen wurde. Nach einem vierten und einem fünften Platz auf der Isle of Man bzw. in Assen sowie einem Nuller nach schnellster Rennrunde in Spa-Francorchamps, klinkten sich Fath/Kalauch mit ihrem zweiten Saisonsieg im finnischen Imatra wieder in den WM-Titelkampf ein.

Das Saisonfinale wurde nach der behördlichen Absage des Seitenwagen-Rennens im italienischen Monza in den DM-Lauf auf dem Hockenheimring integriert. Hier holten sich Helmut Fath/Wolfgang Kalauch ihren dritten Saisonsieg und damit schließlich den Titel vor ihren Landsleuten Georg Auerbacher/Hermann Hahn.

Wie schon bei seiner ersten Weltmeisterschaft 1960 garnierte Helmut Fath diesen wieder mit dem gleichzeitigen Gewinn der Deutschen Meisterschaft.

1969 wurden Fath/Kalauch mit drei zu vier Saisonsiegen hinter Klaus Ender/Ralf Engelhardt noch einmal Vize-Weltmeister, dann erklärte Helmut Fath seinen Rennhelm als zweifacher Weltmeister sowie elffacher Grand-Prix-Sieger den Rücktritt.

Als Motorentuner machte er seinem guten Ruf aber auch weiterhin alle Ehre und arbeitete zum Beispiel für Phil Read, Billy Nelson, Jean-Francois Baldé, Reinhold Roth, Martin Wimmer, Harald Eckl und Karl-Thomas Grässel. Phil Read wurde auf einer von Fath getunten privaten Yamaha 1971 Viertelliter-Weltmeister. Der Brite besiegte damit das Yamaha-Werksteam, aus dem er entlassen wurde, weil der die Stallorder gegenüber Bill Ivy missachtet hatte. 

Am 19. Juni 1993 verstarb Helmut Fath nach schwerer Krankheit im Heidelberger Krankenhaus im Alter von nur 64 Jahren.

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