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Manuel Gonzalez: Fakten für einen MotoGP-Aufstieg

Von Thomas Kuttruf
Auch zuletzt in Brünn auf dem Podest: WM-Spitzenreiter Manuel Gonzalez

Auch zuletzt in Brünn auf dem Podest: WM-Spitzenreiter Manuel Gonzalez

Intact-GP-Pilot Manuel Gonzalez hat den Moto2-Titel fest im Visier. Die Zahlen zum Halbjahr sind beeindruckend. Ob es der Racer aus Madrid aber als zehnter Vertreter seiner Nation bis in die MotoGP schafft, bleibt offen.

Ende 2023 stieg der stürmische Pedro Acosta nach zwei Jahren in der Moto2-WM als Weltmeister in die Königsklasse auf. Der Spanier rechtfertigte die Beförderung. Aus dem Stand hat sich Acosta als heißes Eisen in der Königsklasse etabliert. Der Weg an die Spitze scheint vorgezeichnet, wie lange die Verbindung zu Förderer KTM dabei hält, das hängt von Resultaten und dem Engagement seines Arbeitgebers ab.

Ein Jahr später rückte der nächste Moto2-Champion nach, Ai Ogura. Trotz bescheidenerer Herangehensweise überzeugt auch der Japaner. Gleich beim Auftakt 2025 wirbelte Ogura auf der von Trackhouse Racing vorbereiteten Aprilia in den Top-5 herum. Es folgte eine harte Phase des Ankommens. In Assen etwa flog der Moto2-Weltmeister mehr durch die Lüfte. Dennoch, Ogura sitzt fest im Sattel der MotoGP.

Gleiches gilt für Fermin Aldeguer, der ohne Titel aber mit viel Selbstbewusstsein in die Klasse kam. Aktuell ist er auf der Gresini-Ducati der erfolgreichste Rookie. Am unteren Ende fährt dagegen Somkiat Chantra für das Honda-Team von Lucio Cecchinello. Noch hat der Thailänder sportlich nichts zu Wege gebracht. In der Sommerpause ist die Zukunft Chantras ungewiss.

Honda setzt sich mit der Frage auseinander, ob dem langjährigen Moto2-Racer ein weiteres Lehrjahr zugestanden wird – oder ob es zurück in die Moto2 geht. Denn dort herrscht seit dem Abgang von Chantra schon lange kein Jubel mehr. Der erste Honda-Asia-Pilot taucht mit Mario Aji erst auf Rang 24 der WM-Tabelle auf.

Auch von der Entscheidung des Honda-Konzerns hängt die kurzfristige Zukunft des aktuellen Spitzenreiters der Moto2-WM ab. Denn anders als in den letzten Jahren, stehen für 2026 nur sehr wenige, womöglich gar keine Plätze für einen kommenden Weltmeister zur Verfügung. Nur Yamaha (Pramac) oder Honda (LCR) und damit die Ränge 4 und 5 bei den Konstrukteuren könnten einen Aufsteiger aufnehmen.

Nach Ergebnissen beurteilt, kann der nur Manuel Gonzalez heißen. Zwar fällt der Vorsprung auf Aron Canet mit 25 Punkten noch lange nicht beruhigend genug aus, um den Schampus einzukühlen, doch je tiefer man in die Materie eindringt, desto beeindruckender wird die Leistung des Piloten aus Madrid, der seine erste Saison bei der deutschen Mannschaft Liqui Moly Dynavolt Intact GP aus Memmingen bestreitet.

Insgesamt gingen die Fahrer der Moto2 dieses Jahr bislang 60-mal auf die Strecke. 22 Sessions beendete Manuel Gonzalez an erster Stelle. Weitere 22-mal beendete er eine Einheit auf den Plätzen 2 oder 3. Nur elfmal war er in der Kategorie mit der höchsten Leistungsdichte nicht unter den Top-5. Kein Pilot kann mit einer vergleichbaren Konstanz aufweisen. Selbst der wackere Canet verblasst mit zwei Bestzeiten. 41-mal kam er nicht in die Top-3. Und bei allem Respekt für den hoch eingeschätzten Diogo Moreira – rein nach Ergebnissen beurteilt fällt der Brasilianer noch in die Kategorie ungeschliffener Rohdiamant. Für Moreira sprechen fünf Bestzeiten (Gonzalez 22) und der Reisepass.

Brasilien steht hoch im Kurs und mit der Rückkehr der Königsklasse in weniger als einem Jahr auf den Kurs von Goiania haben die Marketing-Strategen den aktuell Vierten der Meisterschaft schwer im Visier. Dass es Moreira bis in die Königsklasse schaffen wird, daran bestehen kaum Zweifel. Ein Wechsel zur Saison 2026 wäre aus sportlicher Sicht aber eine Überraschung.

Stichwort Nationalität: Auf der Liste der MotoGP-Einkäufer das große Minus, wenn es um Manuel Gonzalez geht. Die Königsklasse ist und bleibt ein großes Klassentreffen der Spanier. Neun der 22 Stammfahrer kommen aus dem Land des Promoters, dazu kommen die vier Tester Pol und Aleix Espargaro, Dani Pedrosa und Augusto Fernandez. Die Marquez-Brüder halten die WM-Spitze souverän, dazu Acosta und Aldeguer als Champions der Zukunft. Mit anderen Worten, auf einen Spanier wartet die Szene nicht – sehr wohl aber auf einen ausgebackenen Champion.

Nicht zu vergessen ist auch, dass die Meisterschaft erst in der Pausenkabine ist. Noch sind auf der Rennstrecke viele Überraschungen möglich. Stichwort Sergio Garcia, für den es binnen eines Jahres vom WM-Spitzenreiter in der Moto2 in die Arbeitslosigkeit ging.

Sollte sich das Rennsport-Management von Honda und Yamaha in erster Instanz an den Ergebniszetteln orientieren, dann dürfte ein MotoGP-Vertrag für 2026 stand heute nur an Manuel Gonzalez verschickt werden.

WM-Stand nach 12 von 22 Rennen:

1. Manuel Gonzalez, 188 Punkte. 2. Aron Canet 163. 3. Baltus 134. 4. Moreira 128. 5. Dixon 119. 6. Öncü 100. 7. Agius 93. 8.Vietti 90. 9. Arenas 81. 10. Roberts 80. 11. Ramirez 80. 12. Salac 66. 13. Holgado 60. 14, Lopez 58. 15. Guevara 55.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 283. 2. Boscoscuro 161. 3. Forward 13.

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