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Jürgen Lingg: «In Runde 1 hatte ich Angst um Manu»

Von Thomas Kuttruf
Auch wenn die WM-Entscheidung der Moto2 bis zum Finale vertagt wurde, schmolzen die Titelchancen von Manuel Gonzalez und Intact GP in Portimao dramatisch. Teamchef Jürgen Lingg sprach mit SPEEDWEEK.com.

Wäre es nach der deutschen Mannschaft Liqui Moly Dynavolt Intact GP um WM-Mitfavorit Manuel Gonzalez gegangen, dann hätte der Portugal-GP am besten nach dem Zeittraining am Freitag geendet.

Das hatte Gonzalez kurioserweise zeitgleich mit Teamkollege Senna Agius als Vierter abgeschlossen. Italtrans-Pilot Diogo Moreira, der mit neun Punkten Vorsprung in Portimao angekommen war, musste sich als 12. hinten anstellen.

Doch mit Beginn des Samstags wendete sich das Blatt gegen das von Jürgen Lingg geführte Team aus Memmingen. Los ging es mit Regen am Morgen, der jegliche Optimierungen an Mann und Maschine unmöglich machte. Im Q2 hatte Manuel Gonzalez dann doppeltes Pech. Zweimal war der Madrilene auf Bestzeitkurs und zweimal wurde die Runde sabotiert. Zunächst stand ihm Daniel Munoz im Weg. Der bekam dafür zwar eine Strafe, doch die Zeit war futsch. Als beim nächsten Anlauf die gelben Flaggen geschwenkt wurden, blieb es bei einem Startplatz in Reihe 3 – während Moreira die Pole ergattert hatte.

Jürgen Lingg: «Das Q2, das hatte große Auswirkungen. Wir hatten dieses Jahr auch öfters mal Glück, aber hier war es andersherum und ich hatte da bereits nicht das beste Gefühl.»

Der Teamchef weiter: «Mit Startplatz 7 hatte ich in der ersten Runde echt Angst um Manu. Mit Moreira ganz vorne musste er ja angreifen. Dazu hatte er mit Canet, Dixon und Baltus drei Topfahrer um sich, die alle nichts mehr zu verlieren hatten.»

Manuel Gonzalez überstand Runde 1 schadlos, hatte aber bereits etliche Zehntel Rückstand auf den fehlerfreien Diogo Moreira. Jürgen Lingg: «Manuel hat dann ein starkes Rennen gefahren, die Zeiten waren schnell. Er musste riskieren und hat es getan, aber als er nach einem großen Rutscher zwei Positionen verloren hatte, war es eigentlich vorbei. Er ist zwar wieder die gleichen Zeiten wie die Spitze gefahren, aber näher gekommen war mit gestressten Reifen nicht mehr möglich.»

An der Spitze dagegen ein anderes Bild. Moreira verfolgte und beobachtete den entfesselten Collin Veijer, teilte sich die Kräfte ein und überspurte den Holländer im Finale zum Sieg.

Jürgen Lingg: «Man muss auch die Leistung von Moreira neidlos anerkennen. Seitdem klar ist, dass er nächstes Jahr MotoGP fährt, hat er einen echten Lauf. Als er sich im Finale dann noch Collin geholt hat, das war sehr stark. »

Mit Triumphator Moreira und dem auf Platz 6 eingelaufenen Manuel Gonzalez hat der Spanier nun nur noch minimale Chancen auf den Titel. Auch wenn Diogo Moreira in Valencia auf Platz 14 ins Ziel kommt, ist er Weltmeister. Bemerkenswert schlug sich Teamkollege Agius, der sich in Portimao von Startplatz 14 auf 9 verbessert hatte.

Der Frontmann des Teams aus Memmingen mit einem ehrlichen Blick über die Schulter: «Ehrlich gesagt, die Enttäuschung und der Schock nach der Disqualifikation in Mandalika war größer. Das hat uns richtig zugesetzt und in Wahrheit können wir es noch immer nicht komplett nachvollziehen. In Summe muss ich sagen, ist es bis hierher nunmal so gelaufen, dass wir besser als alle anderen ins Jahr gekommen sind – unseren Höhepunkt aber Mitte des Jahres erreicht hatten.»

«Und während wir auf dem Level blieben, haben andere wieder nachgezogen. Ein paar Fehler kamen auch dazu und das kannst du dir einfach nicht erlauben, wenn du Weltmeister sein willst.»

Doch Lingg unterstreicht nach dem Portugal-GP auch: «Fakt ist: Wir fahren die beste Saison unserer Geschichte. Auf unserer Liste stehen neun GP-Siege (sechs Moto2, drei in der Moto3) und wir sind Vizeweltmeister mit Manuel und als Team. Die gesamte Mannschaft hat dieses Jahr Großes geleistet und deswegen sind wir jetzt auch alles andere als beleidigt – wir haben uns längst wieder aufgerichtet und fahren so nach Valencia. Und das Beste: Wir können 2026 wieder mit dieser Mannschaft losziehen!»

Ergebnisse Moto2 Portimao, Rennen (9. November):

1. Diogo Moreira (BR), Kalex, 21 Runden in 35:40,573 min
2. Collin Veijer (NL), Kalex, +0,090 sec
3. David Alonso (CO), Kalex, +0,492
4. Aron Canet (E), Kalex, +0,992
5. Barry Baltus (B), Kalex, +5,214
6. Manuel Gonzalez (E), Kalex, +7,929
7. Daniel Holgado (E), Kalex, +8,376
8. Albert Arenas (E), Kalex, +9,153
9. Senna Agius (AUS), Kalex, +9,707
10. Izan Guevara (E), Boscoscuro, +10,008
11. Daniel Munoz (E), Kalex, +15,042
12. Alex Escrig (E), Forward, +15,252
13. Celestino Vietti (I), Boscoscuro, +16,556
14. Ivan Ortola (E), Boscoscuro, +17,916
15. Filip Salac (CZ), Boscoscuro, +18,789
– Jake Dixon (GB), Boscoscuro,, 1 Runde zurück
– Eric Ferrandez (E), Boscoscuro, 14 Runden zurück
– Ayumu Sasaki (J), Kalex, 17 Runden zurück
– Xabi Zurutuza (E), Kalex, 19 Runden zurück

WM-Stand nach 21 von 22 Rennen:

1. Moreira 281. 2. Gonzalez, 257 Punkte. 3. Baltus 232. 4. Canet 226. 5. Dixon 215. 6. Holgado 188. 7. Alonso 153. 8. Vietti 149. 9. Arenas 145. 10. Agius 140. 11. Guevara 109. 12. Öncü 100. 13. Roberts 97. 14. Ramirez 96. 15. Veijer 84.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 498. 2. Boscoscuro 317. 3. Forward 25.

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