Brasilien jubelt in Valencia: Moreira ist Weltmeister

Von Thomas Kuttruf
Intact-Pilot Manuel Gonzalez versuchte alles, um das Moto2-Blatt zu wenden. Doch eine Horde schnelle Landsleute und ein fehlerfreier Diogo Moreira verhinderten die Riesenüberraschung. Brasilien ist Weltmeister!

Die Ausgangslage auf dem Papier war mehr als eindeutig. Zwei Punkte würden reichen – und Brasilien hätte mit Diogo Moreira den ersten Weltmeister im Motorrad-Grand-Prix-Sport. Nach bestandener Probe im Q2 war es dem WM-Favoriten gelungen, sich mit Startplatz 9 in Reihe 3 eine gute, aber zugleich riskante Startposition zu sichern.

Manuel Gonzalez, der als einziger Moto2-Pilot ebenfalls noch Chancen auf den Titel hatte, war im Qualifying schneller – Startplatz 5 für den Fahrer der deutschen Mannschaft Liqui Moly Dynavolt Intact GP. Die Aufgabe des Spaniers konnte klarer nicht sein: Nur ein Sieg würde die Startnummer 18 im Titelkampf halten.

Aus Startreihe 1 gingen neben den Spaniern Dani Holgado und Izan Guevara Gonzalez junger Teamkollege Senna Agius ins Finalrennen über 22 Runden. Alle 26 Stammfahrer plus Wildcard-Pilot Hector Garzo machten sich um 12:15 Uhr auf den weichsten verfügbaren Pirelli-Reifen daran, auch den letzten Champion der MotoGP-Bühne auszufahren.

Nachdem alle Piloten gut durch Kurve 1 gekommen waren, krachte es wenig später. Barry Baltus und David Munoz flogen aus dem Rennen – Baltus verließ die Unfallstelle auf einer Trage.

An der Spitze des Felds konnte die Top-2 ihre Premium-Startplätze in eine Führung umsetzen. Dahinter Arenas, der aus Reihe 2 nach vorne gekommen war, vor Senna Agius und Gonzalez.

Diogo Moreira hatte Glück, entkam der ersten Kollision im Feld und hängte sich als Neunter in Beobachterposition an die Führungsgruppe an.

Eingangs Runde 5 verlor Manuel Gonzalez einen weiteren Platz – Rookie Ortola hatte sich am Landsmann vorbeigezwängt. Gut eine Sekunde trennte den Intact-Piloten jetzt vom Führenden Izan Guevara. Während sich Senna Agius auf Platz 3 brachte, schlidderten zwei weitere Piloten von der Strecke. Mit Sergio Garcia (Gresini) und Eric Ferrandez (MSi) hatte es zwei Ersatzfahrer erwischt. Wieder nur eine Runde später, es war der achte Umlauf, rutschte Wildcard Garzo ins Kiesbett.

Unter Druck geriet derweil WM-Spitzenreiter Moreira, denn Alonso Lopez und Jake Dixon attackierten den Brasilianer für Position 9. Manuel Gonzalez dagegen legte zu, schnappte sich Arenas und begann als Fünfter, die Lücke zur Spitze zu schließen.

Bissig unterwegs weiter, der von Platz 11 gestartete Ivan Ortola. Der Boscoscuro-Pilot stritt mit Agius bereits um den letzten Podestplatz. Zur Halbzeit des Moto2-Finales lief alles weiter nach Plan für Diogo Moreira. Während Gonzalez nur minimal zu Agius und Ortola aufschloss, vergrößerte sich jetzt die Lücke zu den beiden Führenden auf 1,5 sec – und Moreira verteidigte Platz 9 mit fast fünf Sekunden Vorsprung auf den sicheren 14. Rang.

Als die Frage beantwortet wurde, welcher Pilot sich das Reifenmaterial am besten eingeteilt hatte, begannen sich die Top-4 wieder näher zusammenzuschieben. Dahinter rückte die endgültige Entscheidung immer näher, denn Manuel Gonzalez wurde erst von Collin Veijer, dann wieder von Albert Arena und schließlich auch noch von Filip Salac überholen lassen.

Damit lag Gonzalez direkt vor Moreira, der sich auf die Moto2-Krone zusteuerte. Diogo Moreia war klar, dass Gonzalez nicht aus eigener Kraftgewinnen gewinnen kann. Dann wurde es bitter für den Spanier, denn Moreira zog in Kurve 4 innen vorbei. Manuel Gonzalez verlor weiter an Tempo und fuhr fünf Runden vor Schluss frustriert an die Box. Manuel Gonzalez übergab das Bike mit ramponiertem Hinterreifen an die Intact-Techniker – Diogo Moreira war Weltmeister!

Das Rennen an der Spitze endete mit einem harten Zweikampf unter Spaniern – mit dem besseren Ende für Izan Guevara. Es war der erste Sieg für die Pramac-Mannschaft. Der Spanier siegte vor Dani Holgado und Ivan Ortola – ebenfalls Spanien. Während sich Red Bull-KTM-Ajo Rookie Veijer noch auf Platz 4 vorkämpfte, sah Senna Agius das Ziel als Achter. Der neue Champion wurde Elfter mit Italtrans – für die Italiener ist der zweite Titel in der mittleren Kategorie.

Fakt ist auch: Das einzige deutsche Team im GP-Fahrerlager hat die erfolgreichste Saison seiner Geschichte hinter sich. Zu den neun Siegen trug Manuel Gonzalez vier Triumphe bei. Dazu kamen neun weitere Podestplätze der Moto2-Struktur um Teamchef Jürgen Lingg. Die Mannschaft holte damit den Vizetitel der Teamwertung.

Ergebnisse Moto2 Valencia, Rennen (16. November):

1. Izan Guevara (E), Boscoscuro, 22 Runden in 34:19,229 min
2. Daniel Holgado (E), Kalex, +0,717 sec
3. Ivan Ortola (E), Boscoscuro, +2,327
4. Collin Veijer (NL), Kalex, +2,888
5. Filip Salac (CZ), Boscoscuro, +5,714
6. Albert Arenas (E), Kalex, +7,867
7. Jake Dixon (GB), Boscoscuro, +8,595
8. Senna Agius (AUS), Kalex, +8,944
9. Celestino Vietti (I), Boscoscuro, +11,075
10. Tony Arbolino (I), Boscoscuro, +11,520
11. Diogo Moreira (BR), Kalex, +12,019
12. Alonso Lopez (E), Boscoscuro, +14,100
13. Marcos Ramirez (E), Kalex, +15,715
14. Alex Escrig (E), Forward, +15,985
15. Aron Canet (E), Kalex, +21,975
– Eric Fernandez (E), Boscoscuro
– Hector Garuo (E), NTS
– Sergio Garcia (E), Kalex
– Barry Baltus (B), Kalex

WM-Endstand nach 22 von 22 Rennen:

1. Moreira 286. 2. Gonzalez, 257 Punkte. 3. Baltus 232. 4. Canet 227. 5. Dixon 224. 6. Holgado 208. 7. Vietti 156. 8. Arenas 155. 9. Alonso 153. 10. Agius 148. 11. Guevara 134. 12. Öncü 100. 13. Ramirez 99. 14. Roberts 97. 15. Veijer 97.

Konstrukteurs-WM:
1. Kalex 518. 2. Boscoscuro 342. 3. Forward 27.

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