Honda Talent Challenge: Für Ein- und Aufsteiger

Von Thorsten Horn
Adi Stadler, Loris Schönrock, Jona Eisenkolb und Manfred John

Adi Stadler, Loris Schönrock, Jona Eisenkolb und Manfred John

Viel ist in Sachen GP-Nachwuchs, bis auf Einzelerscheinungen, derzeit in Deutschland sowie dem deutschsprachigen Raum nicht los. Viele klagen über mangelnde Möglichkeiten, die Honda Talent Challenge würde sich anbieten.

Beim letzten Grand Prix in Jerez kamen von den insgesamt 84 Fahrern der drei WM-Klassen 48, und damit mehr als die Hälfte, aus Spanien oder Italien. Deutschland ist nur noch mit einem Fahrer (Marcel Schrötter) vertreten. Dank Maximilian Kofler stellt auch Österreich einen WM-Stammfahrer. Aus der flächenmäßig ebenfalls nicht allzu großen Schweiz kommen mit Jesko Raffin, Thomas Lüthi und Jason Dupasquier immerhin drei Fahrer. Um dem nordeuropäischen, eigentlich vornehmlich deutschen Nachwuchs wieder verstärkt auf die Sprünge zu helfen, wurde in einer Kooperation der Dorna, KTM und des ADAC der Northern Talent Cup initiiert. Mit nur sechs Deutschen von 24 Fahrern sowie drei Schweizern und einem Österreicher ist aber auch dieser eher breitgefächert international aufgestellt.

Um im Northern Talent Cup ein Bein auf die Erde zu bekommen, sind gewisse Vorkenntnisse notwendig. Um diese zu erlangen, sind die Möglichkeiten ziemlich rar. Vom Mini-Bike aufzusteigen, ist ein machbarer, aber dennoch sehr großer Schritt. Als ein Zwischenschritt bietet sich dazu die Honda Talent Challenge powered by Dunlop an. Diese war am vergangenen Wochenende im Rahmen der Klassiker-Serie Moto Trophy in Oschersleben dabei und vermittelte interessante Einblicke.

Der Hauptinitiator ist der Ex-Grand-Prix-Pilot Adi Stadler. Der HRC Sales and Technical Coordinator in Europa beginnt seine Ausführungen mit einem Blick zurück: «Durch meine Kontakte im internationalen Grand-Prix-Sport hat mich die Dorna immer nach deutschen Fahrern gefragt. Das geht bis ins Jahr 2000 zurück. Ich habe damals schon von Alberto Puig die ganzen Konzepte bekommen, wie in Spanien die Nachwuchsförderung aufgebaut ist und wie sie funktioniert. Wir hatten dann schon 2002 beim Red Bull Cup in Deutschland Probleme, dass sich nicht genügend junge Fahrer für die Sichtungen angemeldet haben. Am Anfang war die Resonanz groß, doch schon 2003 mussten Fahrer aus 2002 mit rüber geschleppt werden, damit das Feld überhaupt voll wurde. Irgendwann konnte ich ihnen aber niemanden mehr guten Gewissens empfehlen und nach Spanien schicken. Nachdem der Cup eingestellt wurde, gab es innerhalb der IDM zumindest noch die 125er-Klasse bzw. später die Moto3. Dann ist leider auch die innerhalb der IDM eingeknickt. Für den deutschen Nachwuchs ist jedoch eine Serie, die auf Grand Prix ausgerichtet ist, eminent wichtig.»

Der ADAC hat das dann mit dem Northern Europe Cup wieder in die eigenen Hände genommen, doch war das im Rahmen verschiedener Grand Prix oder Superbike-WM-Läufe mit weiten An- und Abreisen, relativ wenig Fahrzeiten auf der Strecke und auch noch irgendwelchen Randzeiten der Rennen am späten Sonntagnachmittag nicht sonderlich attraktiv. «Dennoch hat sich die Klasse mit Hilfe des ADAC recht gut entwickelt. Leider war deren Steckenpferd der ADAC Junior Cup. So durften die jungen Leute vom Mini Bike nicht direkt in die NEC, sondern mussten erst ein Jahr Junior-Cup fahren. Das war aber nach meiner Meinung für viele ein sportlich verlorenes Jahr», meint Adi Stadler. Und weiter: «Dann ist da auch wieder der Stecker gezogen worden. Ich wollte das Thema Moto3 aber nicht ganz sterben lassen. So habe ich im vorigen Jahr was zusammen mit dem Alpe Adria Cup gemacht. Das war von der Veranstalter-Plattform her gut, doch hat sich der Promoter der Serie Ende letzten Jahres zurückgezogen. Dann hatte ich die Option mit Manfred John und seiner Moto Trophy was zu machen. Jetzt läuft die Honda Talent Challenge powered by Dunlop halt hier.»

Diese noch Mini-Serie unterstützen Honda als Hersteller und Dunlop als Reifenausrüster mit Geld- und Sachpreisen. Vorwiegend jugendliche Piloten sollen hierbei einen Anreiz erhalten, auf die Grand-Prix-Schiene zu kommen bzw. auf dieser zu bleiben. Dazu erklärt Adi Stadler: «Die Supersport 300 ist für alle, die das Mini-Bike-Alter verpasst haben, die beste Einsteigerklasse, um den Rennsport auf die kostengünstigste Weise zu erforschen. Danach sollte es aber auch einen Weg für Leute geben, die mit einer Grand-Prix-Karriere liebäugeln, wofür hier in Zentraleuropa die Honda Talent Challenge derzeit eine ideale Plattform ist.» Der Northern Talent Cup, Red Bull MotoGP Rookies Cup oder eine spanische Nachwuchsrennserie wären dann der logische nächste Schritt, um sein Talent zu beweisen.

Zum Einsatz kommen identische Rennmaschinen des Typs Honda NSF 250 R (Production Racer) mit Einzylinder-Viertaktmotoren. Die Leistung ist mit 48,2 PS bei 13.000 U/min angegeben. Titan-Ventile, spezielle Zylinderbeschichtung, PGM-FI-Benzin-Einspritzanlage, Kassetten-Sechsgang-Getriebe, Alu-Formprofil-Rahmen, Upside-Down Vorderradgabel, Alu-Schwinge mit Pro-Link-Federungssystem, Scheibenbremsen vorn und hinten sowie ein Kampfgewicht von 84 kg sind die Leistungskenndaten des Schwestermodells der Moto3-Grand-Prix-Werks-Maschine.
Während die Honda Talent Challenge in Bezug auf die Nachwuchsförderung für zwölf- bis 18-Jährige reserviert ist, können aber auch ältere Fahrer mit einer NSF 250 teilnehmen. Für die gibt es im Rahmen der Moto Trophy die sogenannte Young Bike Wertung.

Die Einheits-Motorräder kosten 13.000 Euro und sind damit in Deutschland sogar ca. 1.500 Euro billiger als sonst wo in Europa. Damit hat man einen Production Racer, eine richtige Rennmaschine. Der Verkauf der Motorräder erfolgt über sportorientierte Honda-Motorradhändler oder Honda Deutschland. Informationen zum Motorrad gibt es bei Adi Stadler.

Für die Honda Talent Challenge schüttet der weltweit größte Motorrad-Hersteller einiges an Prämien aus. Bei den Rennen gibt es ein Tagespreisgeld von 250, 150 sowie 100 Euro für die drei Erstplatzierten und am Jahresende erhält der Gesamtsieger einen Scheck über 3.500 Euro. Die beiden Nächstplatzierten dürfen sich immerhin noch über 2.500 bzw. 1.000 Euro freuen.
Dunlop spendiert bei jeder Veranstaltung für die drei Erstplatzierten jeweils einen Reifensatz im Gesamtwert von fast 500 Euro pro Event.

Zum Thema Fahrzeit auf der Strecke erklärt der Kopf der Moto Trophy, Manfred John: «Unser Vorteil ist, dass wir in Sachen Klassenzusammenlegungen sehr flexibel sind. So können wir zwei oder drei ähnlich schnelle Klassen in einer Startgruppe zusammenfassen, die dadurch alle viel Streckenzeit bekommen. Wir sind mit der Honda Talent Challenge jetzt erst wieder am aufbauen, aber ich denke, dass sich das wieder hochschaukeln wird. Das Format ist immer das gleiche. Meistens gibt es bereits am Freitag freie Einstellfahrten, die optional sind. Ab dem eigentlichen Veranstaltungsbeginn gibt es immer drei Trainings sowie zwei Rennen.»

In Oschersleben ließ Teilnehmerzahl in diesem Corona-Jahr noch etwas zu wünschen übrig. Neben Anne Höss und dem Motorsport-Urgestein Rene Dünki aus der Schweiz waren nur fünf wirkliche Nachwuchsfahrer am Start. Diese wurden dann zusammen mit den Klassen Young Rider/Bike Trophy sowie Supersport Klassik (bis 2002) auf die Strecke geschickt. «Das war aber kein Problem. Im Gegenteil, denn die Jungs haben in diesem vollen und unterm Strich ziemlich ausgeglichenen Feld schöne Kämpfe ausgetragen und so sicherlich viel gelernt.»

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