Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Yamaha entschuldigte sich, bei Honda passiert das nie

Kolumne von Michael Scott
Ein Bild, das alles sagt: Maverick Viñales mit Crew-Chief Forcada

Ein Bild, das alles sagt: Maverick Viñales mit Crew-Chief Forcada

Ein Yamaha-Manager entschuldigte sich bei den Fahrern für das nicht siegfähige Material. Aber Yamaha ist WM-Zweiter. Es müssten sich eher Suzuki, Aprilia und KTM entschuldigen.

Vielleicht sollte ich am besten gleich mit einer Entschuldigung anfangen. Wofür weiß ich noch nicht, aber ich glaube, es ist angebracht. Diese demütige Stimmung wurde beim Rennen in Österreich vom Movistar-Yamaha-Werksteam ausgelöst. Nach dem bisher schlechtesten Qualifying ihrer Werksfahrer in einer schwierigen Saison, in der sie ihre bisher schlechtesten Rennresultate erzielt haben, gab es bei Yamaha am Samstag-Nachmittag auf dem Red Bull Ring eine außergewöhnliche, aber nicht unbedingt noch nie dagewesene Pressekonferenz, bei der es eigentlich nur darum ging, dass man sich für die enttäuschenden Leistungen entschuldigte. Bei den Fahrern und bei den Medien. Eigentlich bei allen.

Das war eine typische Yamaha-Aktion… Die japanische Firma mit einer Spur Menschlichkeit. 2001 gab es einen ähnlichen Vorfall, als Nakajima von Yamaha zugab, dass es einige Fehler im Design ihrer letzten 500-ccm-Zweitakter existierten. Max Biaggi wurde damals von Rossi auf der Honda regelmäßig gedemütigt.

Biaggi hatte sich an die Öffentlichkeit gewandt und gab «strukturellen Problemen» im Chassis die Schuld für eine Reihe von Stürzen. Yamaha antwortete auf diese Kritik und erkannte wenigstens einen Teil der Schuld an.

Dieses Mal war es ein ziemlich willentlicher Akt von Demütigung. Ein öffentliches Zukreuzekriechen der Yamaha-Manager, das ziemlich alarmierend war.

Die Entschuldigung war nicht angebracht. Zweiter in der Weltmeisterschaft, das kann sich doch sehen lassen. Aprilia, KTM und Suzuki würden sich bei solchen Ergebnissen alle fünf Finger abschlecken. Aber wir sprechen hier über Yamaha, Grand-Prix-Giganten, die seit mehr als einem Jahr keinen GP-Sieg mehr geholt haben.

Es gibt ganz klar eine technische Verwirrung. Letztes Jahr schämte man sich dafür, dass der Rookie Johann Zarco auf der Maschine von 2016 oft besser war als die beiden Werksfahrer auf dem 2017-Bike.

Dieses Jahr schämt man sich noch mehr, weil Zarco wie auch Viñales schwer gegen ihre Rivalen zu kämpfen haben. Es ist nur Rossis absolute Entschlossenheit und sein Renntalent, die Yamaha helfen, ein bisschen das Gesicht zu bewahren.

Valentino wird immer bedrückter und wiederholt sich, wenn er beschreibt, dass sie mehr Unterstützung vom Werk brauchen, wenn es um die Entwicklung der Elektronik geht, um wieder die gewohnte Beschleunigung zu finden. Schuld scheint eine leichtere Kurbelwelle zu sein, die zu stark auf Gasgriffbewegungen reagiert und ein daraus resultierendes Durchdrehen des Hinterreifens. Aber da das Design des Motors währen der Saison nicht verändert werden darf, bedeutet das, dass sie sich bei Yamaha das ganze Jahr damit abfinden müssen. Außerdem haben die Yamaha-Ingenieure für die einfachere Einheits-Elektronik von Magneti-Marelli bisher keine Lösungen finden können. Honda und Ducati sind in diesem Bereich überlegen.

Noch tragischer ist der Zusammenbruch auf Vinales’ Seite der Yamaha-Box. Maverick will unbedingt jemandem die Schuld daran geben. Und nicht nur «dem Werk». Es schien, als sei sein Crew-Chief Ramon Forcada der auserwählte Sündenbock.

Ramon Forcada ist eine wichtige Figur, im Team und generell, nachdem er Jorge Lorenzo zu dessen Erfolgen und drei MotoGP-WM-Titeln verholfen hat. Vinales’ Kritik und ein bisschen Pantomime-Arbeit in Brünn (ironisches Klatschen, nachdem er es nicht ins Q2 geschafft hat) halfen da auch nicht wirklich.

Dann hat Yamaha dem Fahrer die Schuld gegeben. Keine Diskussionen mehr. Als sie ein paar Tage später nach Österreich fuhren, hatte Viñales jemand anderen gefunden, dem er die Schuld geben konnte… Der Presse, weil sie die Geschichte verfolgten. Er übersah geflissentlich, dass er das Ganze losgetreten hatte.

Mittlerweile muss Yamaha sich wundern, warum sie Viñales bereits im Januar für 2019 und 2020 unter Vertrag genommen haben. Zweifelsohne fragt sich Maverick Viñales selbst, warum er frühzeitig unterschrieben hat. Außer es wurde ihm sogar verboten, dass er mit sich selbst spricht…

Vielleicht kann er dazu ermutigt werden, dass er sich entschuldigt. Das hat Scott Redding übrigens gemacht, nachdem er in Österreich heftig über seine Aprilia gelästert hat.

Ich glaube, dass Entschuldigungen von jeder Seite angebracht wären.

Bei Honda ist das undenkbar. Die alten Zweitakter von Honda sind offiziell nie festgegangen, obwohl sie hin und wieder sehr abrupt stehen geblieben sind. Bei Honda gibt es nie Entschuldigen. So etwas machen sie einfach nicht. Wieso sollten sie? Wenn Honda nicht gewinnt, ist es immer die Schuld der Fahrer, nie die der Ingenieure.

Aber Andere sollten mit der Selbstgeißelung anfangen.

Das Aprilia-Werksteam muss sich wirklich bei den Fahrern entschuldigen. Sie mühen sich mit einem Motorrad ab, das sogar der Yamaha unterlegen ist. Mea culpa, Herr Albesiano.

Auch bei KTM stehen einige Entschuldigungen aus. Die raschen Entwicklungen des letzten Jahres wurden nicht aufrechterhalten. Die Fahrer haben dafür bezahlt… Bradley Smith muss sich nach einem anderen Job umsehen und der angriffslustige Pol Espargaró hat 2018 mehr Zeit im Krankenhaus verbracht als ihm lieb war.

Dasselbe bei Suzuki. Bei Aleix Espargaró sollten sie sich dafür entschuldigen, dass sie ihn nach 2016 rausgeschmissen haben. Dasselbe mit Iannone.

Dazu wäre bei Suzuki eine Entschuldigung an die Dorna fällig, weil sie den WM-Promoter mit dem MotoGP-Ausstieg nach 2011 und der verspäteten Rückkehr 2015 lange an der Nase herumgeführt haben. Und eine Entschuldigung an Alex Rins, dass es so lange gedauert hat, bis er wieder richtig schnell wurde.

Die Dorna sollte sich für all ihre Veränderungen entschuldigen. Sie haben den GP-Rennsport vielleicht enger zusammengebracht und spannender gemacht, aber der Mord an den Zweitaktern ist unverzeihlich. Der Rennsport ist der Ort, wo diese leichten, resoluten, potenziell sauberen und ökonomischen Motoren für die moderne Welt entwickelt werden sollten.

Und jetzt noch zu mir. Ich entschuldige mich bei den Machern dieser Website, dass ich Platz und Zeilen vergeude. Und bei allen Lesern, die bis hierher gelesen haben.

Es tut mir leid.

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