ServusTV: Stefan Nebel (38) wird Superbike-Fachmann

Von Esther Babel
Stefan Nebel (li.) mit Harry Weber von Eurosport

Stefan Nebel (li.) mit Harry Weber von Eurosport

Das Interesse an der Superbike-WM in Deutschland nimmt zu. Mit Cortese und Reiterberger sind zwei aussichtsreiche Fahrer dabei, BMW ist erstarkt. Für ServusTV kommentiert jetzt Stefan Nebel.

Stefan Nebel ist mit fast allem Wettbewerbe gefahren, was zwei Räder hat. Während seiner Motorradsport-Karriere war er vom ADAC Junior-Cup über die IDM und die Supersport-WM bis hin zur US-amerikanischen Meisterschaft und der Langstrecken-Weltmeisterschaft überall am Start. In der IDM Superbike gewann er wie nach ihm Markus Reiterberger drei Titel. Nach seiner aktiven Laufbahn übernahme der kürzlich 38 Jahre alt gewordene Nebel eine Aufgabe als Instruktor bei den Hafeneger-Renntrainings. Er tauscht seit vier Jahren den Gasgriff öfter gegen ein TV-Mikrofon. Nebel war zuletzt als MotoGP-Experte bei Eurosport tätig, ab dem kommendem Wochenende fungiertr er als Superbike-Experte beim österreichischen Privatsender ServusTV im Free-TV.

Vom Saisonauftakt auf Phillip Island überträgt ServusTV alle drei Rennen der Superbike-WM in der Nacht live; am Samstag (13.40 Uhr) und Sonntag (13.15 Uhr) sind außerdem Wiederholungen vorgesehen. Die Supersport-WM wird im Online-Stream berücksichtigt. Nebel betrachtet sich selbst als Vermittler. «Ich will den Sport nach außen positiv darstellen», erklärt er. «Ich selber nehme mich da nicht so wichtig. Es sind die Jungs, die da am Quirl drehen, um die es geht.»

Vor seinem Start bei ServusTV berichtet Nebel bei SPEEDWEEK.com über den Einstieg in seinen neuen Job.

Stefan, nach dem Ende der MotoGP-Berichterstattung bei Eurosport musstest auch du dich nach einem neuen Job umschauen. Wie lief das?

Zum Glück ging das für alle fair zu. Es war ja früh bekannt, dass der Vertrag mit den Übertragungsrechten ausläuft. Eurosport musste sich da ja auch gegen ServusTV behaupten. Aber über Sachen wie Redaktion, Management und Programmgestaltung hatten wir von der Mannschaft rund um die MotoGP-WM ja nicht zu entscheiden.

Wir haben bei Eurosport einen sauberen Job gemacht. Wir wussten, dass ServusTV sauber dasteht. Die Politik, das Interesse und der Nachdruck haben bei Eurosport am Ende nicht ausgereicht bei den Verhandlungen über die Rechte. Der, der es am Ende mehr wollte, hat dann den Zuschlag bekommen. Und das war ServusTV.

Wie bist du zu deinem neuen Job als Kommentator der Superbike-WM gekommen?

Man redet natürlich auch auf den Rennen mit der Konkurrenz. Es gab da kein Hindernis zwischen mir und Alex Hofmann, der ja schon länger für ServusTV unterwegs ist. Bei Eurosport hat damals Alex für mich den ersten Kontakt hergestellt, wofür ich ihm bis heute dankbar bin. Das lief auch so bei ServusTV. Man war das ganze Jahr rund um die Welt zusammen unterwegs. Da lernt man sich kennen, es gibt auch das eine oder andere offene Gespräch.

Mein Bedürfnis, auch nach dem Aus bei Eurosport als Kommentator weiter im Motorsport zu bleiben, war groß. ServusTV ist da gut mit mir umgegangen. In der MotoGP-WM sind sie ja bereits gut aufgestellt. Das war bisher vielleicht weniger im Fokus, da es ja für Deutschland keine Übertragung gab. Das ist jetzt anders. Jetzt sind die Rechte mit MotoGP und SBK klar. Es sind daher auch zwei Teams nötig, denn beides mit nur einer Truppe zu machen, zehrt doch arg an den Kräften.

Die Superbike-Saison 2019 mit Reiterberger und Cortese interessiert mich brennend. Die Verhandlungen mit ServusTV gingen über Monate. Ich finde die Art, wie sie es aufbauen, gut. Von mir hatten sie jederzeit grünes Licht. Seitens ServusTV wurde eine Struktur geschaffen und dann ging alles ganz schnell. Ich freue mich brutal drüber, dass es losgeht.

Gab es einen Plan B?

Die Mitarbeit bei der Firma Hafeneger-Renntrainings ist ja mein anderes Standbein. Allein da verbringe ich 47 Tage auf der Rennstrecke. Ich bin also eh schon gut ausgelastet. Wir haben drei bis vier Events im Monat, von März bis Oktober. Ein Kommentatoren-Job bei motoGP.com wäre noch eine Option gewesen, dafür hätte ich dann 19 Mal im Jahr nach Barcelona müssen.

Ich bin ehrlich, Hafeneger-Renntrainings ist unser Baby und ich persönlich bin darauf aus, möglichst viel selber auf dem Moped zu sitzen. In der Kombination mit ServusTV ist das Jahr jetzt eine runde Sache. Zuhause habe ich ja auch noch meine Firma UCP (Unique Custom Performance), wo ich mich um Kunden-Motorräder kümmere, zum Beispiel in puncto Ergonomie.

Nach vier Jahren in der MotoGP folgt jetzt also die Superbike-WM. Hast du davon überhaupt Ahnung?

Ja. Ich kenne mich aus, nicht nur weil ich den Rennsport jahrzehntelang selber betrieben habe. Seit meinem vierten Lebensjahr interessiere ich mich für Motorradrennsport. Das hört ja bei MotoGP nicht auf. Das alles ist mein Lebenselixier und ich kenne mich auch bei IDM, Superbike-WM und eben MotoGP aus.

Ich scheue mich auch nicht davor, mich abends hinzusetzen und noch drei, vier Stunden alles zu lesen, was mir in die Finger kommt. Unter anderem auch alle Reglements. Das Rad dreht sich permanent.

Für Eurosport warst du bei 14 Grand Prix vor Ort, mit dem Rund-um-glücklich Ticket. Ein Job, den so manch einer gerne gehabt hätte?

Es war mit Sicherheit ein absoluter Traumjob, auch wenn es manchmal hektisch zuging. Man muss aber auch diese Lebensart mögen. Für mich ist das einer der geilsten Jobs auf der Welt, der allerdings auch seine Kehrseiten hat. Wir waren ja den ganzen Tag auf Sendung. Das ging morgens um 8.30 Uhr los und ging bis zirka 15 Uhr. Dann noch die gesamte Nachbereitung und Vorbereitungen für den nächsten Tag. Es war ein schönes Erlebnis, aber auch viel Rennerei. Viel gesehen hat man nicht. Flughafen, Hotel, Fahrerlager und wieder zurück.

Wie sieht dein neuer Job aus?

Die Dynamik wird ähnlich sein, aber es gibt einige Unterschiede. Wir planen bisher zwei Rennen vor Ort. Bei uns passiert auch viel zwischen den Rennen. Wir planen zum Beispiel eine Homestory mit Markus Reiterberger und Sandro Cortese. Sonst läuft auch im Superbike-Fahrerlager viel über persönliche Kontakte, auch per Telefon oder Whatsapp. In Aragón werde ich vor Ort sein. Ich werde auch sonst wissen, was läuft und für die Übertragung wichtig ist. Wir haben ja nicht soviel Zeit.

Wir werden über die drei Rennen berichten. Zehn bis 15 Minuten vorher und nachher gibt es noch Beiträge und Rennanalyse. In der Zwischenzeit wird es genug geben, auf das wir eingehen können. Ein weiteres Rennen vor Ort wird Portimão sein. Kommentiert wird jeweils von Salzburg aus.

Wie sieht der Plan für den Saisonauftakt in Australien aus?

Ich bin ja selber nicht vor Ort, werde aber mit den Leuten dort permanent in Kontakt stehen. Gemeinsam mit meinen Kollegen werden wir einen roten Faden für die Sendung spinnen. Freitag treffen wir uns in Salzburg, um den Ablauf zu planen. Die Struktur läuft unter dem Motto «Zweiradsport» bei ServusTV. Wir arbeiten da zusammen und es ist nicht das eine vom anderen abgetrennt.

Gemeinsam, auch mit meinem Kommentator-Kollegen Philipp Krummholz, wollen wir ein gutes Produkt entwickeln. Die Sendung kommt dann nachts live und wird zu den angegebenen Zeiten wiederholt.

Hast du Tipps für die Rennen?

Es wird interessant werden, wie sich die Ducati V4 schlägt und auch BMW mit Sykes und Reiterberger. Es wird am Wochenende auch wichtig sein, welchem Fahrer zum Auftakt eine solche Highspeed-Strecke taugt. Daher denke ich nicht, dass das erste Rennen schon den Saisonverlauf darstellen wird. Wie wird sich Bautista schlagen und wie wird Chaz Davies das kompensieren? Und was machen all die anderen großen Namen? Auf Phillip Island entwickelt sich auch gerne mal ein Rennen zur Windschattenschlacht. Also nein, ich gebe lieber keinen Podiumtipp ab.

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