KymiRing: Drohen langweilige MotoGP-Rennen?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl (Honda) auf dem KymiRing

Stefan Bradl (Honda) auf dem KymiRing

Der neue KymiRing könnte im Juli Schauplatz des Auftakts der MotoGP-WM 2020 werden. Stefan Bradl und Mika Kallio sind vom Layout der 4,6 km langen Rennstrecke nicht überzeugt.

Nur die MotoGP-Testfahrer bekamen im August des Vorjahres bei einem zweitägigen Test die Gelegenheit, auf dem neuen, prächtig und idyllisch im Tale des Flusses Kymiyoki gelegenen KymiRing zu üben. Da die Verschiebung der Grand Prix im Mai (Jerez, Le Mans und Mugello) bevorsteht und man auch hinter die Motorrad-GP vom Juni (Barcelona, Sachsenring, Assen) ein Fragezeichen setzen muss, könnte dort sogar von 10. bis 12. Juli der Saisonstart der MotoGP-WM erfolgen, wie manche Funktionäre meinen.

Das Design der neuen Rennstrecke, die 4,6 km lang ist und sich aus 18 Kurven zusammensetzt, wurde vom KymiRing Circuit-Direktor Timo Pohjola und von der britischen Firma APEX Circuit Design gemeinsam ausbaldowert. APEX hat vorher nie eine Grade-A-Rennstrecke für die MotoGP-WM entwickelt und konstruiert.

HRC-Testfahrer Stefan Bradl bemängelte, dass der KymiRing eine langweilige Streckenführung habe, es existiert nur eine Gerade, die ihren Namen gerecht wird, und es gibt nur eine Dritte-Gang-Kurve, das sei Turn 2 im ersten Sektor.

«Ich war überrascht, wie langsam diese neue Strecke ist», erzählte der 30-jährige Bayer. «Ich habe zwei Erste-Gang-Kurven vorgefunden, doch der Hauptteil der Strecke wird komplett im zweiten Gang bewältigt. Auf dem Abschnitt nach der 1 km langen Geraden geht es links-rechts-links-rechts, das wird alles im zweiten Gang gefahren. Und ziemlich langsam. Für meinen MotoGP-Geschmack ist dieses Layout nicht wirklich optimal. Es gibt wenig Möglichkeiten zum Überholen. Und die kurzen Geraden, die sie immer dazwischen gemacht haben, sind eigentlich keine Geraden, sondern sie haben immer einen leichten Knick, wobei du dich schon wieder auf die nächste langsame Kurve vorbereiten musst. Das Überholen ist deshalb generell sehr schwierig.»

Jonas Folger, im Vorjahr noch als Yamaha-MotoGP-Testfahrern in Finnland, verglich den KymiRing mit dem Sachsenring.

«Aber auf der Strecke in Finnland ist mehr Abwechslung drin. Es werden dauernd abwechselnd Links- und Rechtskurven gefahren», sagt Bradl. «Vom Tempo her ist die Strecke ähnlich langsam wie in Sachsen. Das Layout ist gewöhnungsbedürftig. Wildcard werde ich dort auf jeden Fall keine beantragen.»

Auch Lokalmatador Mika Kallio teilte die Kritik: «Man fährt von Turn 5 bis zur Zielkurve immer in Schräglage, man biegt dauernd in eine Kurve ein, es gibt keine Gerade zwischen diesen Kurven», schilderte der Red Bull-KTM-Testfahrer. «Es existiert zwar eine Gerade, die 1 km lang ist. Man kann also sagen, der erste Sektor und diese lange Gerade sind in Ordnung. Aber danach ist der ganze Streckenverlauf für MotoGP viel zu langsam.»

Der Finne befürchtet, dass die Rennen auf dem KymiRing langweilig werden, weil man nicht überholen kann. «Ja, das ist ein wichtiger Aspekt. Wenn du zwischen den Kurven keine Geraden einbaust, besteht nicht die geringste Möglichkeit, unterschiedliche Linien zu wählen, es gibt dann nur eine Ideallinie. Bei all diesen Richtungswechseln gibt es nur eine Linie. Und der Fahrer hinter dir hat keine Chance, eine andere Linie zu nehmen, denn zwischen den Kurven sind die Abstände zu kurz, er hat keine Zeit. Das macht die Piste knifflig und kompliziert. Ich weiß nicht, wo man im Rennen überholen könnte…»

«Ich habe schon beim Test öffentlich gesagt, man müsse die Strecke umbauen, es gibt keine andere Möglichkeit. Ich hoffe, sie hören auf die Fahrer», ergänzte Kallio. «Vom Land her und vom Platz her bestünde die Möglichkeit, das Design und das Layout zu verbessern, wenn sie den Willen und die Absicht haben.»

Kallio kritisierte die Streckenführung schon vor mehr als zwei Jahren, als ihm erste Pläne vorgelegt wurden.

Aber jetzt ist es ohnedies zu spät für irgendwelche Änderungen. Zumal das Geld der Betreiber von Anfang an knapp bemessen war.

Der aktuelle Motorrad-GP-Kalender 2020

08. März: Doha/Q (ohne MotoGP
03. Mai: Jerez/E
17. Mai: Le Mans/F
31. Mai: Mugello/I
07. Juni: Barcelona/E
21. Juni: Sachsenring/D
28. Juni: Assen/NL
12. Juli: KymiRing/SF
09. August: Brünn/CZ
16. August: Red Bull Ring/A
30.
August: Silverstone/GB
13. September: Misano/I
27. September: Aragón/E
04. Oktober: Buriram/TH
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS
01. November: Sepang/MAL
15. November: Texas/USA
22. November: Las Termas
29. November: Valencia/E

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