Tavullia: Ein Wallfahrtsort für Valentino-Rossi-Fans

Von Günther Wiesinger
In Tavullia treffen sich die Rossi-Fans nicht nur am Misano-GP-Weekend

In Tavullia treffen sich die Rossi-Fans nicht nur am Misano-GP-Weekend

Kein anderer Motorradrennfahrer hat seinen Heimatort so bekannt gemacht wie Valentino Rossi. Die kleine Ortschaft unweit der GP-Piste von Misano gilt inzwischen als Mekka der VR46-Fans.

Tavullia, kaum 15 Minuten in den Hügeln nahe der Rennstrecke von Misano gelegen, ist der Heimatort von Valentino Rossi, dessen Vater Graziano 1979 drei 250-ccm-GP-Siege feierte und danach die Karriere seines Sohnes förderte.

Tavullia ging aber schon im Zweiten Weltkrieg in die Geschichtsbücher ein. Damals errichtete die deutsche Wehrmacht mit 2000 Zwangsarbeitern die Gotenlinie als vermeintlich uneinnehmbares Bollwerk von Pisa bis Rimini quer über den Apennin, um die Alliierten vom Norden Italiens fernzuhalten. Aber im Juni 1944 durchbrachen die Kanadier die Grenzbefestigungen – ausgerechnet in Tavullia.

Heute betreibt Valentino am Ortsrand von Tavullia seine VR46 Ranch, die aber nicht dem Ackerbau und der Viehzucht dient, sondern auf deren Gelände fast 100 Offroad-Motorräder stehen und wo er am Mittwoch und Samstag jeweils mit der Horde seiner begabten VR46-Academy-Mitglieder trainiert – meist Dirt-Track mit 450-ccm-Maschinen, aber inzwischen gibt es auch eine Softcross-Piste und andere Ertüchtigungs-Möglichkeiten. 

In einem Nebengebäude der Kirche in Tavullia befindet sich das Hauptquartier des weltweit tätigen offiziellen VR46-Rossi-Fanclubs. Dort sind alle Merchandising-Artikel erhältlich, es werden aber auch alle möglichen Lederkombis und Rennbikes aus der Vergangenheit ausgestellt. In ein bis zwei Jahren will Vale in Tavullia ein offizielles Museum eröffnen, wie es Márquez in Cervera gemacht hat und Lorenzo und Andorra.

Wer Tavullia besucht, der weiß, warum Rossi auch als Weltmeister nie mit der Startnummer 1 gefahren und der Nr. 46 immer treu geblieben ist, Und dem Besucher wird auch klar, dass Rossi der gelben Farbe immer treu bleiben muss. Denn an jedem Zaun, an jedem Baum, an jedem Haus, an jedem Auto, sogar an der Kirche und am Friedhof sind Zehntausende Fahnen, Kleber, Wimpel, Poster oder Werbebänder mit der Nr. 46 zu sehen.

In der «Bar Sport» wird ein köstlicher Capuccino mit der Nr. 46 verkauft, es gibt einen Rossi-Wein, eine Rossi-Pizza.
Und an der Ortseinfahrt sieht man ein Verkehrsschild mit der 46. Es soll im Ortsgebiet eine Höchstgeschwindigkeit von 46 km/h vermitteln.

Aber ich wette: In Tavullia ist noch nie jemand fürs Schnellfahrenbestraft worden.

Der greise Pfarrer lässt bei jedem GP-Sieg von Rossi eine Stunde lang die Kirchenglocken läuten. Selbst wenn es bei einem Übersee-Rennen wie in Australien mitten in der Nacht passiert. Aber seit Assen 2017 hat der Superstar nicht mehr gewonnen....

Rossi erlaubt sich auch mit seinen treuen Fanclub-Mitgliedern seine Späße. Als 2007 der erste Grand Prix seit 1993 (Rainey-Unfall) auf dem umgebauten Misano-Circuit (vorher wurde in die andere Richtung gefahren) stattfand, entschieden seine Fans, zu Hunderten gemeinsam von Tavullia nach Misano zu wandern.

Rossi empfahl eine recht unchristliche Abmarschzeit für Sonntag um 5 Uhr. Die gelben Wanderer marschierten querfeldein in der Luftlinie – und saßen vor 7 Uhr auf den Tribünen. Bis zum Warm-up mussten sie 2h 40 min warten. Und zu allem Überdruss fiel Rossi im ersten Jahr der 800-ccm-Motoren im Rennen wegen Problemen mit der neuen pneumatischen Ventilsteuerung aus.

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