Paolo Ciabatti (Ducati): «Zarco war 2020 unbelastet»

Von Günther Wiesinger
Warum war Johann Zarco im Vorjahr mit der gebrauchten GP19 manchmal bester Ducati-Pilot? Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti hat eine einleuchtende Erklärung.

Die verkürzte Corona-Saison 2020 sorgte in verschiedenen Bereichen für Überraschungen. Eine Auffälligkeit war, dass gleich bei drei Herstellern manchmal die Fahrer mit dem Material von 2019 schneller waren als die Werksfahrer mit dem neuesten Material. Bei Yamaha steuerte Franco Morbidelli als einziger des MotoGP-Quartetts eine «Spec-A»-Maschine. Das war ein Motorrad auf der Basis jener Bikes, die Rossi und Viñales beim MotoGP-WM-Finale in Valencia im November 2019 eingesetzt haben. Trotzdem gewann «Morbido» im Vorjahr drei Rennen, dazu klassierte er sich als bester Yamaha-Pilot auf Platz 2 der Fahrer-WM. Bei Honda kämpfte sich Takaaki Nakagami mit der 2019-Honda auf den fünften WM-Rang vor, er bescherte Honda die einzige Pole-Position der Saison – und wurde als Zehnter bester Honda-Pilot in der WM-Tabelle.

Bei Ducati setzte sich dieses Phänomen fort. Denn Johann Zarco gelang mit der GP19 des Esponsorama Avintia-Teams in Brünn die einzige Pole-Position für Ducati in der ganzen Saison, dazu schaffte er dort im Rennen den dritten Platz – als bester Ducati-Pilot. Auch die Ducati-Werkspiloten Petrucci und Bagnaia schafften in der verkürzten Saison (14 statt 20 Rennen) auf der Desmosedici GP20 nur je einen Podestplatz.

«Johann Zarco wäre in Valencia sogar eine zweite Pole-Position gelungen, aber er wurde von einer gelben Flagge eingebremst», gibt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti zu bedenken. «Man muss aber auch berücksichtige, dass Zarco eine 2019-Maschine mit den letzten Entwicklungsteilen bekam, die wir für 2020 vorgesehen hatten. Er bekam in Brünn auch den ‘ride height adjuster‘. Die Unterschiede zwischen den Bikes von einem Jahr zum anderen sind immer minimal, das sahen wir auch mit Morbidelli und Nakagami. Klar, die Ingenieure bemühen sich immer, das Motorrad besser zu machen. Es ist nicht ganz korrekt, wenn man behauptet, Zarco habe eine 2019-Ducati gehabt. Aber es ist richtig, es war eine frühe Version der 2020-Maschine. Es ist verständlich, dass die Unterschiede überschaubar sind. Es gibt zwar jedes Jahr neue Entwicklungen, aber man kann nie sicher sein, ob das auch zu besseren Rundenzeiten führt.»

«Johann Zarco konnte im November an den ersten zwei Tests in Valencia und Jerez nicht teilnehmen», ruft Ciabatti in Erinnerung. «Denn er ist beim Valencia-GP nach seinem Sturz vom Motorrad von Lecuona am Knöchel getroffen worden. Johann saß also bei den Wintertests in Sepang und Doha erstmals auf der Ducati, wo er bereits die neue Hinterreifen-Konstruktion von Michelin bekam. Er hat also das neuen Motorrad gleich mit den neuen Reifen kennengelernt, er war also als einziger unserer Fahrer nicht vorbelastet. Er hatte keine Erinnerung an die 2019-Hinterreifen in Zusammenhang mit Ducati. Die anderen Ducati-Fahrer wussten, wie man die Desmosedici mit den Reifen von 2019 fahren musste… Das galt vor allem für unsere ältere Generation, also für Andrea und vielleicht Danilo. Sie fuhren seit vielen Jahren Ducati, aber ihr gewohnter Fahrstil hat sich mit den neuen Reifen nicht bewährt. Johann hingegen war unbelastet. Das war ein Vorteil für ihn. So hat er sich deshalb rascher an das neue Paket gewöhnt.»

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Yamaha)
Brünn: Johann Zarco (Ducati)
Spielberg-1: Maverick Viñales
Spielberg-2: Pol Espargaró (KTM)
Misano-1: Maverick Viñales (Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Yamaha)
Catalunya: Franco Morbidelli (Yamaha)
Le Mans: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-2: Takaaki Nakagami (Honda)
Valencia-1: Pol Espargaró KTM)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (KTM)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Yamaha 9
KTM 3
Ducati 1
Honda 1
Suzuki 0
Aprilia 0

MotoGP-Podestplätze 2020

Yamaha 12
Morbidelli 5 (3x Platz 1, 1x Platz 2, 1x Platz 3)
Quartararo 3 (3x Platz 1)
Viñales 3 (1x Platz 1, 2x Platz 2)
Rossi 1 (1x Platz 3)

Suzuki 11
Mir 7 (1x Platz 1, 3x Platz 2, 3x Platz 3)
Rins 4 (1x Platz 1, 2x Platz 2, 1x Platz 3)

Ducati 9
Miller 4 (3x Platz 2, 1x Platz 3)
Dovizioso 2 (1x Platz 1, 1x Platz 3)
Petrucci 1 (1x Platz 1)
Zarco 1 (1x Platz 3)
Bagnaia 1 (1x Platz 2)

KTM 8
Pol Espargaró 5 (5x Platz 3)
Oliveira 2 (2x Platz 1)
Brad Binder 1 (1x Platz 1)

Honda 2
Alex Márquez 2 (2x Platz 2)

Aprilia 0

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