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Pit Beirer (KTM): «Top-3 in der Fahrer-WM möglich»

Von Günther Wiesinger
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer hat in vier Jahren in den zwei MotoGP-Teams sieben unterschiedliche Stammfahrer unter Vertrag. Seine Bilanz fällt positiv aus. Trotz ein paar holprigen Phasen.

Red Bull-KTM hat in den ersten vier Jahren in der MotoGP-WM folgende Stammfahrer eingesetzt: 2017 und 2018 bildeten Pol Espargaró und Bradley Smith das Factory Team. 2019 wurde der Engländer durch Johann Zarco ersetzt und nach dem Misano-GP entlassen, für ihn sprang Testfahrer Mika Kallio bis zum Saisonende ein. 2020 bestand das Werksteam aus Pol Espargaró und Rookie Brad Binder, den Moto2-Vizeweltmeister des Vorjahres, dem ein fulminanter Einstand in der Königsklasse gelang – mit dem Sieg beim dritten Rennen in Brünn!

2019 rüstete KTM mit Tech3 (Miguel Oliveira, Hafiz Syahrin) erstmals ein Kundenteam mit der RC16 aus. 2020 traten dort Miguel Oliveira (Siege in Spielberg-2 beim Steiermark-GP und beim Heimrennen in Portugal) sowie Neuling Iker Lecuona an, der dreimal in die Top-Ten brauste.

Obwohl KTM als unbeschriebenes Blatt in die 1000-ccm-Kategorie eingestiegen ist und damals kein Siegfahrer das Risiko eines Vertrags eingehen wollte, blickt Motorsport-Direktor Pit Beirer durchaus zufrieden auf seine Fahrerwahl, zumal das Werk aus Mattighofen als Offroad-Spezialist anfangs sowieso nicht richtig ernst genommen und manchmal von den arrivierten Teams wegen des Stahlrahmens sogar belächelt wurde.

«Unser Motorrad war vor dem Einstieg eine Black Box. Trotzdem haben uns von Anfang an sehr gute Fahrer vertraut haben – und wir haben eine gute Wahl getroffen», blickt Pit Beirer zurück. «Es war ein angenehmes Gefühl zu sehen, dass man uns einiges zugetraut haben., denn Bradley und Pol waren bei Tech3 immerhin schon Sechster der MotoGP-WM, bevor sie zu uns gekommen sind. Jeder Fahrer, der zu uns kam, hat uns vertraut, obwohl das Motorrad nicht konkurrenzfähig und das Team neu und jung war.»

«Mit manchen Fahrern konnten wir gemeinsam wachsen, mit anderen halt nicht», ergänzte der 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister von 1999. «Aber wir haben zu all diesen Fahrern ein gutes Verhältnis. Auch zu denen, die weggegangen sind. Mit Bradley und Johann hat es halt nicht wunschgemäß gepasst. Sie sind mit dem Motorrad nicht so zurechtgekommen, wie wir gehofft haben, und wir mit ihren Aussagen nicht. Doch mittlerweile haben wir bewiesen, dass wir ein hervorragendes MotoGP-Motorrad bauen können. Genauso unbestritten ist, dass Bradley und Johann ausgezeichnete Rennfahrer sind», setzte Beirer fort. «Aber unser Projekt ist gemeinsam mit den Fahrern gewachsen. Die Piloten, die in der jüngeren Vergangenheit zu uns gekommen sind, sind mit uns stärker geworden und bleiben weiter an Bord.»

«Es ist mühsam zu sagen, was wir bei der Fahrerwahl anders machen hätten sollen. Die MotoGP ist ja kein Wunschkonzert. Wir mussten uns ja nach den Möglichkeiten richten. Ich bin mit allen Fahrern zufrieden, die wir bei uns hatten.»

Pol Espargaró gelang bei Tech3-Yamaha im Gegensatz zu Bradley Smith kein Podestplatz, deshalb wurde er nie ins Werksteam befördert, deshalb wagte er für 2017 den mutigen Schritt ins Red Bull KTM-Werksteam, wo er aufblühte, klarer Teamleader wurde, immer wieder die Kastanien aus dem Feuer holte – und sich nach vier beherzten Jahren für einen Zwei-Jahres-Vertrag neben Marc Márquez bei Repsol-Honda empfahl.

Espargaró gelangen in der zweiten Saisonhälfte 2020 fünf dritte Plätze, er preschte auf den fünften Platz vor, auf den zweiten WM-Rang fehlten ihm nur 23 Punkte. Deshalb ärgerten ihn die zwei Stürze in Brünn (mit Zarco) und Spielberg-1 (mit Oliveira).

«Einerseits war schön, dass wir gezeigt haben, wir können Rennen gewinnen», lautet das Resümee des KTM-Rennchefs. «Vom Team und von Motorrad her sind wir so weit, dass wir in der Fahrer-WM 2021 einen Top-3-Platz anvisieren können. Aber wenn wir alle Fahrer aufzählen, die Vizeweltmeister geworden wären, wenn sie zwei, drei Fehler weggelassen hätten, dann hätten wir 2020 acht Vizeweltmeister. So ist es halt im Rennsport: Du musst konkurrenzfähig und schnell sein, du darfst aber nicht viele Fehler machen. Ich freue mich mehr über Pols fünften Platz in der WM als ich mich über den verpatzten Vizetitel ärgere. Das Niveau von 2020 war Neuland für uns. Uns ist ein absolut brutaler Schritt auf eine neue Stufe gelungen. Niemand hat geglaubt, dass wir in der Fahrer-WM Fünfter und in der Team-WM Dritter werden können. Diese Ergebnisse sind jetzt Fakt. Darüber freuen wir uns gewaltig.»

So sehen die MotoGP-Teams 2021 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Bradley Smith? Lorenzo Savadori?

Pramac Racing
Jorge Martin, Johann Zarco

Esponsorama Avintia Ducati Racing
Luca Marini, Enea Bastianini

Petronas Yamaha SRT
Valentino Rossi, Franco Morbidelli

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

KTM Tech3
Danilo Petrucci, Iker Lecuona

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