Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Maverick Viñales: «Soll ich in der Box schlafen?»

Von Günther Wiesinger
Maverick Viñales gab nach der Pole-Position in Assen teilweise wirres Zeug von sich. Er behauptete, die Yamaha sei nur viermal im Jahr konkurrenzfähig. Aber Quartararo ist WM-Leader. Und Morbidelli war 2020 WM-Zweiter.

Maverick Viñales hat 2019 in Assen den MotoGP-WM-Lauf auf der Werks-Yamaha gewonnen. Heute sorgte er mit 1:31,814 min für einen neuen inoffiziellen Rundenrekord. Trotzdem hat der WM-Sechste (40 Punkte hinter seinem Teamkollegen Fabio Quartararo) bei Yamaha viel Kredit verspielt, die Gegner belustigen und wundern sich, auch bei den Fans hat der Spanier viele Sympathien verloren. Denn er hat bei Yamaha den Platz des dreifachen MotoGP-Weltmeisters Jorge Lorenzo bisher nie wirklich würdig ausgefüllt. Der Moto3-Weltmeister von 2013 (auf Calvo-KTM) hat in vier Jahren nie wirklich um den Titel gefightet und ist 2017, 2018 und 2019 sogar noch oft im Schatten des damals 40-jährigen Valentino Rossi gestanden.

Und jetzt wird er fast an jedem Weekend von Fabio Quartartaro entzaubert, der im Gegensatz zu Maverick auch in Sachsen mit Platz 3 eine starke Leistung ablieferte und 25 Sekunden vor Maverick isn Ziel kam.

Deshalb musste sich Maverick nach der Pole-Position in Assen ein paar investigative Fragen gefallen lassen.

Maverick, du hast dich innerhalb von acht Tagen vom letzten auf den ersten Startplatz verbessert. Erkläre uns bitte, wie das gelungen ist.

Ja, was hier in Assen passiert ist, sollte eigentlich die Normalität sein. So sollte es an jedem GP-Wochenende aussehen. Ich denke, wir sind hier auf einem guten Level. Ich habe hier wirklich ein hohes Vertrauen zum Motorrad. Ich vertraue jetzt auf unser Können. Aber wir haben zuletzt oft nicht den richtigen Weg gefunden, um zum Erfolg zu kommen.

Gott sei Dank war bereits das FP1 gut.

Wenn ich genug Grip habe, kann ich schnell fahren.

Unser Problem ist: Wenn wir keinen Grip finden, sind wir nicht in der Lage, uns zu verbessern.

Ja, wir versuchen viel. Hier in Assen sieht es gut aus.

An diesem Wochenende haben wir am Motorrad nichts verändert. Ich habe zu meiner Crew gesagt: «Berührt das Motorrad lieber nicht! Es funktioniert perfekt.»

Morgen im Rennen haben wir eine gute Chance. Wir werden bis zum Maximum pushen.

Ehrlich gesagt: Das Ergebnis hat für mich keine große Bedeutung. Wichtig ist, von der ersten bis zur letzten Runde das Maximum zu geben.

Du hast also an der M1 am Set-up gegenüber dem Deutschland-GP nichts verändern lassen?

Nein, wie gesagt, wir haben das Bike nicht angerührt. Es wurde nicht einmal ein Klick geändert. Wenn der Belag Grip hat, wenn meine Reifen Grip haben, kann ich Erster sein.

Mit dieser Art von Rennmaschinen gilt: Wenn du keinen Grip hast, kannst du der liebe Gott sein, du kannst trotzdem nichts ausrichten.

Es ist gut, dass wir schnell sind. So kann Yamaha Vergleiche machen und vielleicht herausfinden, warum ich auf dem Sachsenring ganz hinten war. Und hier kann ich plötzlich mit dem Motorrad machen, was ich will.

Wir müssen checken, was wir hier anders machen.

Was ich als Fahrer behaupten kann: Ich habe mehr Grip, also kann ich das Bike näher ans Limit bringen.

Wenn du am Bike nichts geändert hast: Wie sieht die Lösung für die Zukunft aus? Es muss etwas geändert werden, damit du nicht wieder am Ende des Feldes rumfährst wie in Deutschland, wenn die Strecke wenig Grip hat.

Wie gesagt: Hier habe ich Grip, also kann ich schnell sein.

Für ein heutiges MotoGP-Bike musst du Grip erzeugen. Wenn das nicht klappt, brauchst du wenigstens ein Bike, dass sich gut einlenken lässt.

Für mich sieht die Situation so aus: Wenn ich Grip habe, passt das Einlenkverhalten. Wenn ich keinen habe, ist es schwierig.

Aber keiner kennt die Antwort auf unser Problem. Dieses Problem hat mich viele Rennen gekostet und zu vielen schlechten Resultaten geführt.

Ich habe auf eine Gelegenheit wie hier in Assen gewartet, um zeigen zu können, welchen Speed wir haben, wenn alles zusammenpasst.

Wenn wir den nötigen Speed auf einer Piste haben, verlieren wir nie. Das ist das Wichtigste.

Dieses Bike ist großartig, wenn der Belag Grip vermittelt. Ohne Grip ist es manchmal wirklich schlimm.

Das Yamaha-Motorrad ist fantastisch, wenn die Reifen genug Haftung haben. Dann kannst du auf der Pole stehen und mit dem Motorrad auf der Piste alles machen, was du dir vorstellst.

Aber unser Problem: Das geschieht nur viermal im Jahr.

Wir werden sehen. Vielleicht können wir hier gute Daten sammeln. Ich bin zuversichtlich, dass wir das Ergebnis vom Sachsenring hier ändern können.

Hoffentlich können wir auch bei den nächsten Grand Prix besser abschneiden.

Musst du nicht an dir selber arbeiten? Dein Teamkollege Quartararo führt die WM mit 22 Punkten Vorsprung an. Yamaha hat 2020 sieben von 14 Rennen gewonnen. Manchmal fällst du in eine negative Stimmung, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Musst du ruhiger werden und die Probleme lösen, statt sie nur anzuprangern?

Was wollt ihr? Soll ich in der Box schlafen?

Nein, das hat keinen Sinn.

Ich kann die nächsten Rennen kaum erwarten. Es reicht, dass ich jetzt sechs Rennen mit wirklich schlechten Ergebnissen hinter mir habe.

In Assen konnte ich bisher immer eine schnelle Runde fahren, um vorbei dabei sein, auch wenn die Gripverhältnisse nicht gut waren.

Aber bei den letzten sechs Grand Pix hat es nicht einmal für eine schnelle Runde gereicht. Ich bin pro Grand Prix einmal gestürzt. Manchmal stürze ich das ganze Jahr nicht.

Das ist für mich ein Indikator dafür, dass wir weit von dort weg sind, wo wir sein sollten.

Ergebnisse MotoGP-Qualifying 2, Assen/NL:

1. Maverick Viñales (E), Yamaha, 1:31,814 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,071 sec
3. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +0,302
4. Takaaki Nakagami (J), Honda, +0,500
5. Johann Zarco (F), Ducati, +0,580
6. Miguel Oliveira (P), KTM, +0,636
7. Alex Rins (E), Suzuki, +0,783
8. Jack Miller (AUS), Ducati, +0,795
9. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +0,852
10. Joan Mir (E), Suzuki, +0,934
11. Pol Espargaró (E), Honda, +1,016
12. Valentino Rossi (I), Yamaha, +1,105

Die weitere Startaufstellung:
13. Iker Lecuona (E), KTM, 1:32,724 min
14. Jorge Martin (E), Ducati, 1:32,850
15. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, 1:33,258
16. Alex Márquez (E), Honda, 1:33,288
17. Luca Marini (I), Ducati, 1:33,321
18. Danilo Petrucci (I), KTM, 1:33,378
19. Enea Bastianini (I), Ducati, 1:33,404
20. Marc Márquez (E), Honda, 1:33,477
21. Brad Binder (ZA), KTM, 1:33,597
22. Garrett Gerloff (USA), Yamaha, 1:33,739

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